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Gerichtsverhandlung Mutmaßlicher Brandstifter aus Salzwedel bricht sein Schweigen

Der Prozess gegen einen Mann aus Salzwedel ist vor dem Landgericht Stendal fortgesetzt worden. Er soll im Ausgust 2020 mehrere Autos in Brand gesetzt haben und legte ein Geständnis ab.

Von Günther Tyllack Aktualisiert: 21.07.2021, 17:50
Im Landgericht Stendal wurde der Prozess gegen einen mutmaßlichen Brandstifter aus Salzwedel fortgesetzt.
Im Landgericht Stendal wurde der Prozess gegen einen mutmaßlichen Brandstifter aus Salzwedel fortgesetzt. Foto: Sammlung Mittendorf/Wienecke

Salzwedel/Stendal - Überraschende Wende im Prozess vor dem Landgericht Stendal gegen einen mutmaßlichen Brandstifter aus Salzwedel. Der Angeklagte, der im August 2020, zum Teil mit Erfolg, sieben Autos angezündet haben soll, brach am Mittwoch sein bisheriges Schweigen zu den Tatvorwürfen und legte ein umfassendes Geständnis ab.

Eigentlich sollte in der Verhandlung auf Wunsch des Verteidigers eine Zeugin gehört werden, die angeblich zwei Gestalten in der Nähe eines der sieben Tatorte gesehen haben soll. Sie war auch im zweiten Anlauf nicht erschienen, muss nach der Aussage des Angeklagten allerdings nicht mehr mit der polizeilichen Vorführung rechnen, da ihre Aussage nun keine Rolle mehr spielen wird.

Mit Anwalt beraten

Auf die Frage, woher der Sinneswandel rühre, schilderte der Angeklagte, dass er zwischenzeitlich mit seiner Mutter telefoniert und sich danach mit seinem Anwalt beraten habe. Im Anschluss schilderte der Angeklagte, bei dem ein Gutachter zuvor massive Hinweise auf eine paranoide Schizophrenie festgestellt hatte, die beiden Tattage, als er einmal mit dem Fahrrad der Halbschwester, einmal zu Fuß in der Salzwedeler Innenstadt unterwegs war.

An beiden Abenden hatte er zuvor „Dieselpäckchen“ angefertigt, kleine schneeballgroße Plastikbeutel, die er gleich mit Paperlunten versehen hatte. Am ersten Tattag will der Angeklagte zunächst tatsächlich einen Müllbehälter im Birkenwäldchen entzündet habe, ehe er mehrere Fahrzeuge zum Teil mit Erfolg in Brand zu setzen versuchte.

An einen Tatort an diesem Abend vermochte er sich allerdings nicht so recht zu erinnern. Zudem sei die Bierflasche, die er auf einen BMW geworfen habe, nicht mit Diesel gefüllt gewesen. Am ersten Tag wurde er wie auch am zweiten Tattag von der Polizei festgenommen, beim ersten Mal am nächsten Morgen allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt.

Auswahl reiner Zufall

Die Auswahl der Fahrzeuge sei reiner Zufall gewesen, erklärte der Angeklagte. Warum er dies alles gemacht habe, könne er nicht sagen. Auf die Frage der Richterin, warum er nach der ersten Festnahme noch einmal losgezogen sei, obwohl das eine Warnung hätte sein müssen, hieß es nur: „Ich weiß es auch nicht.“

Alles in allem stimmten die Aussagen des Angeklagten weitgehend mit dem überein, was an den vorangegangenen Verhandlungstagen durch Zeugenaussagen und sonstige Beweismittel festgestellt wurde. Allerdings gibt es auch deutliche Ungereimtheiten. So soll der verwendete Dieselkraftstoff nach Angaben des Angeklagten aus einem Kanister aus seinem Haushalt stammen.

Chemische Untersuchungen hatten dagegen ergeben, dass der dort gefundene Kraftstoff nicht mit an Brandorten gefundenen Kraftstoffresten übereinstimme. Zudem hatte die Polizei im Birkenwäldchen keine Hinweise auf einen Müllbehälterbrand gefunden.