Schullaufbahn Nur mit Empfehlung ans Gymnasium
Sollen künftig wieder Zeugnisnoten darüber, ob ein Kind aufs Gymnasium darf? Der Kreiselternrat in Salzwedel ist dafür.
Salzwedel l Es ist Wahlkampf. Wohl auch deshalb hat die Landes-CDU am Donnerstag den Vorschlag öffentlich gemacht, dass es künftig wieder verbindliche Schullaufbahnempfehlungen geben soll.
Nicht mehr die Eltern, sondern die Grundschulen sollen künftig anhand von Zeugnisnoten und Tests entscheiden, ob ein Kind zum Gymnasium gehen darf.
„Eine sehr gute Idee“, findet Sylvia Tetsch, Vorsitzende des Kreiselternrats, die selbst zwei Söhne hat. Lehrer könnten durch die Ermittlung des Wissensstandes viel objektiver bewerten, welche Schulform jeweils die geeignetere ist.
Auch Norbert Hundt, Schulleiter der Comenius-Ganztagsschule, würde „ein gewisses Regelwerk“ begrüßen. Es sei schon auffällig, dass Eltern ihre Kinder, wenn möglich zum Gymnasium schickten. „Und ein paar Jahre später kommen viele dann wegen Überforderung zu uns zurück.“
Rainer Aschmann, Leiter des Salzwedeler Jahngymnasiums, dagegen hält nichts von der Diskussion. „Der Grundgedanke, die Schullaufbahn nicht sich selbst zu überlassen, ist zwar sinnvoll“, sagt er. Es handele sich aber um eine Debatte, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgekommen sei. „Die Politik hat das alles schon mal durchgespielt.“ Die Wahrheit sei, dass es einen Königsweg bei der Schullaufbahnempfehlung nicht gebe.
Ablehnung – wenn auch aus anderen Gründen – kommt auch aus der Lessing-Ganztagsschule. „Ich bin schon für die Laufbahnempfehlung, sie darf aber nicht verbindlich sein“, sagt Leiterin Heike Herrmann.„99 Prozent der Eltern würden gute Entscheidungen für ihre Kinder treffen.“ Das könne sie nach acht Jahren Erfahrungen im Grundschuldienst mit gutem Gewissen sagen. Als Schulleiterin freue sie sich zwar nicht über den Überhang beim Gymnasium, der durch die freie Wahl der Schulform entsteht. „Aber ich bin auch Mutter“, fügt Herrmann hinzu.
Erstaunlich nüchtern wird die Debatte unterdessen von denen betrachtet, die die verbindliche Laufbahnempfehlung nach Wunsch der CDU vornehmen müssten. Angela Ritter-Hundt, Schulleiterin der Perver-Grundschule, sagt zur Problematik: „Was von der Landespolitik beschlossen wird, das setzen wir um. Ich persönlich habe da keine Tendenz.“ Auf die Einführung der Vergleichsarbeiten würde man sich einstellen.
Seit 2012 dürfen Eltern in Sachsen-Anhalt wieder frei darüber entscheiden, ob ihr Kind ans Gymnasium oder eine andere Schulform wechseln soll. Ab 2005 galten zuvor die Empfehlungen der Grundschulen. Den Überhang am Gymnasium, dem die CDU mit ihrer Initiative entgegentreten will, konnte aber auch die verpflichtende Empfehlung nicht verhindern. Knapp die Hälfte der Viertklässler wechselte 2008 ans Gymnasium – ein ähnlich hoher Prozentsatz wie im vergangenen Jahr.