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Rechte Gewalt Überfall wird vor Gericht behandelt

Wegen gefährlicher Körperverletzung hat sich Fabian M. vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Stendal zu verantworten.

Von Arno Zähringer 26.10.2017, 14:15

Salzwedel/Stendal l Der Fall hatte für Aufsehen in der Hansestadt Salzwedel gesorgt: Ein zur Tatzeit 18-Jähriger, der der rechten Szene zugeordnet wird, soll am 30. Januar 2016 am Chüdenwall gemeinsam mit drei anderen Männern einen 21-jährigen Mann, der aus dem Raum Klötze stammt, angegriffen, geschlagen und verletzt haben. Das Opfer erhielt dabei einen Schlag mit einem Baseballschläger auf den Kopf, kam blutüberströmt ins Salzwedeler Krankenhaus und musste zwei Tage stationär behandelt werden. Dort diagnostizierten die Ärzte drei gebrochene Finger, mehrere Platzwunden am Kopf sowie ein Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades.

Es ist kurz nach Mitternacht, Sonnabendmorgen an jenem 30. Januar 2016. Ein junges Paar ist auf dem Heimweg und geht in Richtung Feuerwehr den Chüdenwall entlang. Ihnen kommt ein Auto entgegen, bei dem nur ein Scheinwerfer leuchtet. Auf Höhe der Bushaltestelle stoppt das Auto, das inzwischen gewendet hat. Der junge Mann blickt ins Fahrzeug und sieht schwarz gekleidete, vermummte Gestalten. „Ich dachte erst, dass das Vergewaltiger sind. Deshalb habe ich die Hand meiner Freundin geschnappt und bin losgelaufen“, erinnerte sich das Opfer im Gespräch mit der Volksstimme. Das Paar springt durch ein Gebüsch in Richtung Chüdenwall-Parkplatz.

Beim Davonlaufen blickt der 21-jährige Mann kurz nach hinten und sieht einen metallenen Baseballschläger. Als er wieder nach vorne schaut, bleibt er an einem Bordstein hängen und stürzt auf den Boden. „Ich habe sofort einen Schlag mit dem Baseballschläger auf meinen Kopf gespürt. Zum Schutz habe ich mein Gesicht in Richtung Boden gedreht und meine Hände über den Kopf gehalten“, beschreibt der junge Mann sein Martyrium.

Später bemerken die Angreifer, dass sie nicht die Person verprügelt haben, auf die sie es eigentlich abgesehen hatten. „Sie fragten nach einem Namen, den ich nicht kannte und wollten wissen, wo diese Person wohnt. Sie drohten uns. Wir sollen nicht lügen“, erinnerte sich der junge Mann. „Mein Freund sagte den Vermummten, dass wir nicht aus Salzwedel sind. Bevor die Angreifer schließlich wieder weggefahren sind, haben sie gesagt, dass wir nicht zur Polizei gehen sollen“, erklärte die junge Frau.

Noch in der Tatnacht erhielt die Polizei einen Hinweis, dass am sogenannten Dreiländereck zwei Autos stehen, in denen Vermummte sitzen. Die Beamten trafen bei der Kontrolle drei Männer im Alter von 18, 23 und 28 Jahren an, die allesamt zur rechten Szene gezählt werden. Im Auto fand die Polizei ein Beil, einen Elektroschocker sowie zwei weitere Schlagwerkzeuge. Mindestens eine der drei Personen gehört zu den Angreifern vom Chüdenwall.

Bei dem zur Tatzeit 18-jährigen Fabian M. handelt es sich um den Salzwedeler, der bei der AfD-Demo am 27. Januar in Magdeburg Journalisten mit Reizgas angegriffen hat. Der Mann marschiert regelmäßig bei Demonstrationen rechtsradikaler Gruppen mit. Zudem sind gegen den Beschuldigten noch weitere Verfahren – unter anderem auch wegen Körperverletzung – anhängig.

Am ersten Prozesstag am 9. November sind fünf Zeugen geladen, die zur Sache Aussagen sollen. Weitere Termine sind am 15., 21. und 30. November sowie am 20. Dezember vorgesehen, sagte Michael Steenbuck, Pressesprecher des Landgerichtes Stendal auf Anfrage.

Zudem wird dem Salzwedeler, der seit einiger Zeit in der Jugendanstalt Raßnitz einsitzt, vorgeworfen, gemeinsam mit zwei anderen Tätern, bereits im November 2015 einem Mann arabischen Ursprungs auf dem Parkplatz des Speichers am Brietzer Weg aufgelauert und ins Gesicht geschlagen zu haben. Danach war das Opfer in ein Auto geflüchtet. Trotzdem versuchte das Trio, den Mann aus dem Auto zu zerren. Dabei wurde ihm mehrmals mit der Faust auf Kopf und Schulter geschlagen.

Auch in einer weiteren Verhandlung wird Fabian M. vor Gericht erscheinen müssen. Diesmal allerdings als Opfer. Er soll am 30. Januar 2015 vor einer Kneipe Vor dem Neuperver Tor in Salzwedel verprügelt worden sein.