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Brauchtum Roggen und Hafer geerntet

Getreideernte wie vor 100 Jahren: Interessierte Besucher tauchten am Sonntag im Diesdorfer Freilichtmuseum in die Geschichte ein.

Von Anke Pelczarski 25.07.2016, 03:00

Diesdorf l „Als Kind habe ich auf solchen Dingern rumgespielt“, erinnert sich Eckhard Zarnbach, der aus Jerichow stammt und heute in Uelzen zu Hause ist. Mit „Ding“ meint er den Mähbinder, der gerade seine Arbeit verrichtet. Für ihn sei der Besuch ein „Zurückkehren in die Kindheit“. „Dass die alten Maschinen noch so laufen, dass ist einfach faszinierend“, fügt der Uelzener hinzu, der gern ins Freilichtmuseum Diesdorf kommt. Eben weil er hier hautnah in die Geschichte eintauschen kann.

Dass alles gut erlebbar wird, dafür sorgen seit 15 Jahren die Heimatverbundenen der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 54 Dähre und einige Freiwillige, die gern mitmachen. Nach dem Zug der Mitwirkenden vom Museumsdorf zum Feld nahe der Bockwindmühle erklärt Klaus Merda jeden einzelnen Schritt, der zu sehen ist. Zuerst wird der Winterroggen mit der Kornsense gemäht. Die Aufgabe der Frauen ist es, das geerntete Getreide zu Garben zu binden, die in Stiegen zum Trocknen aufgestellt werden. Eine schweißtreibende Arbeit bei hochsommerlichen Temperaturen. Etwas einfacher wird die Arbeit mit Hand- und Flügelableger, weil diese hinter Traktoren gespannt sind. Doch das Garbenbinden steht immer noch an. Dieser Arbeitsschritt entfällt mit dem Mähbinder, der bis in die 1960er Jahre in der Landwirtschaft im Einsatz war. Er „spuckt“ fertig gebundene Garben aus.

Winfried Leopold aus Stendal beobachtet mit seinen Kindern jeden Schritt sehr genau. „Als Kind habe ich nur den Mähdrescher kennengelernt. Die Vorgänger kenne ich nur aus Erzählungen“, schildert er. Hier könne er selbst zuschauen, wie früher geerntet wurde. „Sehr interessant“, lobt er.

„Die Arbeit der Kinder war früher lebenswichtig“, merkt Wolfgang Schulz aus Hanum an und weist auf Johannes Barthel und Caroline Boohs, die liegengebliebene Ähren in einen Weidenkorb sammeln.

Wer genug über die Ernte gelernt hat, ist beim Wäschewaschen wie zu Omas Zeiten willkommen. Die Schwestern Charlotte und Luise Heidenreich aus Leipzig probieren es aus. „Puh, ist das anstrengend“, merkt Charlotte an. „Wir sind hier mit unseren Enkeln im Urlaub und wollten ihnen so Geschichte näherbringen“, begründet Bernd Ludwig aus Weltewitz (Landkreis Nordsachsen) den Besuch im Freilichtmuseum. Mit der Musik der Stadtkapelle Salzwedel und einem Gottesdienst geht ein kurzweiliger Sonntag zu Ende.