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Rück- und Ausblick Neuer Leuchtturm am See in Sicht

Wie lief es für den Luftkurort Arendsee 2017? Darüber sprach Bürgermeister Norman Klebe mit Helga Räßler von der Volksstimme.

Von Helga Räßler 26.12.2017, 02:00

Volksstimme: Das Jahr 2017 begann mit dem Verkauf des legendären Waldheim-Hotels an Investoren aus der Region. Aber bis auf die Ankündigung des Konzepts mit touristischer Ausrichtung hat sich noch nichts getan, oder wissen Sie mehr?
Norman Klebe:
Hinter den Kulissen ist eine Menge Arbeit von den Investoren erledigt worden. Insofern, ja aufgrund der Nähe zum Objekt und der bauplanungsrechtlichen Bestimmungen, ist die Stadt in den Prozess mit eingebunden. Es haben Gespräche zwischen Investoren, Stadt und Altmarkkreis Salzwedel stattgefunden. Hierbei ist zunächst einmal festzuhalten, dass allen Beteiligten an einer Revitalisierung des Areals gelegen ist. Indes müssen die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen aufgrund des jahrelangen Leerstands neu aufgesetzt werden. So haben die Investoren einen Bebauungsplan in Auftrag gegeben. Dieser befindet sich in der Erarbeitung. Im Frühjahr soll eine auf das Objekt zugeschnittene Architektur aufgesetzt werden und in der Folge eine weitere Entwicklung erfolgen. Der Abriss ist geplant. Ich bin ich froh, dass es gelungen ist, das Areal an ortsansässige Unternehmer mit dem Willen zur positiven Gestaltung ihrer Heimat vermittelt zu haben. Wir werden in näherer Zukunft einen neuen Leuchtturm am See vorfinden.

Eine zweite Immobilie erregt im Moment wieder die Gemüter – die Strandgaststätte. Hat der Betreiber Aussicht auf Zustimmung zu seinem Antrag, das Strandbad zu pachten?
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass weder die Stadt noch der Stadtrat das Strandbad überhaupt zur Ausschreibung gestellt haben. Indes können Anträge immer an die Stadt oder den Rat gestellt werden. Dieser und seine Ausschüsse beschäftigen sich dann mit dem Antrag und kommen zu einer Entscheidung. Die Stadträte sind über den konkreten Antrag, auch über die Presse, informiert. Wir werden Anfang des Jahres hierüber befinden.

Hätte die Kommune dem Ganzen nicht aus dem Weg gehen können, indem sie vor einigen Jahren das Objekt selbst kaufte?
Sie meinen den Antrag auf Kauf der Strandgaststätte im Jahr 2014. Fakt ist, dass die Stadt sich einen derartigen Erwerb ohne konkrete Zielvorstellungen und ohne Finanzierung nicht hat leisten können. Finanzielle Abenteuer musste die Stadt insbesondere Anfang der neunziger Jahre über sich ergehen lassen. Hier sei nur der Ankauf des Waldheims zu nennen. Der einmal falsch eingeschlagene Weg führte im konkreten Fall von Arendsee zu jahrelangen bis heute andauernden Belastungen der Bürger. Wir arbeiten uns Stück für Stück aus den finanziellen Fehlentwicklungen empor. Hierbei war und ist immer das Augenmerk auf unsere Kernaufgaben gerichtet. So stehen Kitas, Horte und die beiden Grundschulen im Mittelpunkt. Dies sieht man schon anhand der Investitionen der vergangenen 8 Jahre. So verfügen wir im Altmarkkreis Salzwedel beziehungsweise im Norden von Sachsen-Anhalt mit über die modernsten Einrichtungen. Darauf können wir stolz sein. Der Kauf einer Gaststätte und deren Betrieb gehört nicht zu unseren Aufgaben.

In einem Ausschuss wurde vor kurzem die Beschäftigung eines Kurdirektors oder Tourismusmanagers wieder einmal thematisiert. Aber so lange der Kreis das Tourismusgeschäft nur als freiwillige Aufgabe sieht, ist das keine Option, oder?
Vorab muss ich eine Lanze für den Kreis und die Kommunalaufsicht brechen. Nicht der Kreis, sondern vielmehr die gesetzliche Situation definiert den Tourismus als freiwillige Aufgabe. Gerade auf der Ebene der Wirtschaftsministerien der Länder wird diskutiert, dieser Aufgabe einen pflichtigen Charakter zukommen zu lassen. Ein Tourismusmanager ist sicherlich nicht die schlechteste Idee. Im Rahmen des letzten Ausschusses wurde dennoch von der Seite der Stadträte deutlich, dass dies nicht alles von der Stadt getragen werden kann. Vielmehr kam der Vorschlag von den Ausschussmitgliedern, dass sich auch die Touristiker vor Ort zusammen organisieren und einen Fonds aufmachen sollten, um eine solche Person bezahlen zu können. Des Weiteren muss dieser Person auch ein Marketingbudget zur Verfügung gestellt werden, um agieren zu können.

Ansonsten war diese Saison für die Luftkurort Arendsee GmbH, an der die Stadt 100-prozentig Gesellschafterin ist, kein leichtes Jahr – Ausfall des Geschäftsführers, des Schwimmmeisters, Queen-Probleme, Wetter – die Firma läuft aber weiter …?
Ja, wissen Sie, die Sache mit der GmbH ist die – man ist extrem vom Wetter abhängig. 2017 wird als kein leichtes Jahr in die Historie der Firma eingehen. Jedoch wird in den Büchern auch stehen, dass sich die Firma voll und ganz auf ihr Personal verlassen kann. Insofern kann ich als Vertreter der Gesellschafterin meinen Dank an das ganze Team, insbesondere Frau Nowak, Frau Schrader, Herrn Porath, Herrn Hefekerl und alle weitere ausdrücken.

Die Lage im Wirtschaftshof ist prekär – es gibt nur noch vier Beschäftigte. Wie sollen diese die ganze Arbeit in der Einheitsgemeinde schaffen?
Der Wirtschaftshof ist immer weiter personell aufgrund von Erreichen der Altersgrenzen kleiner geworden. Vorab muss ich mich auch hier bei unseren Leuten für die engagierte Arbeit bedanken. Oftmals leisten die Jungs ohne große technische Hilfen meist Wunder. Hier ist aber auch zu beachten, dass keine Überforderung auftritt. Mit 35 Ortsteilen und der Stadt ist das Aufgabenspektrum groß. So haben und werden wir einen Großteil der anfallenden Arbeiten ausschreiben und an ortsansässige Firmen vergeben. Hauptarbeiten sind die Grünflächenpflege und der Winterdienst. Flankiert werden diese Arbeiten in den Ortsteilen durch geringfügig Beschäftigte, welche direkt den Ortsbürgermeistern unterstellt sind. Unsere verbliebenen Kräfte sind an der Zahl eigentlich noch sechs. Zwei sind aber dauerhaft als Hausmeister für unsere Einrichtungen und Schulen abgestellt. Die verbleibenden vier möchte ich in Arendsee als, sag ich mal, „schnelle Eingreiftruppe“ einsetzen. So können wir die Aufgaben effektiver erledigen und zügiger reagieren.

Der Austritt der Stadt aus sechs Vereinen hat Staub aufgewirbelt. Aber eigentlich hatte das nicht nur Sparsamkeitsgründe, sondern soll der Gleichstellung dienen. Wie geht es im Ehrenamt weiter?
Grundsätzlich halte ich für alle Stadträte, die Stadt und natürlich persönlich fest, dass das Ehrenamt nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Der besondere hohe Stellenwert wird ja auch in jedem Jahr auf unserem Frühlingswirtschaftsempfang mit der Verleihung des Kunst- und Kulturpreises deutlich. Viele Stadträte sowie meine Person sind in Vereinen Mitglied. Die diskutierten Austritte waren sechs. Es wurde sich nicht leicht gemacht. Kern war, dass die Stadt entweder in keinem Verein oder in allen Vereinen Mitglied ist. Was sollten wir anderen Vereinen erzählen, die auch großartige Dinge leisten, warum wir gerade bei ihnen keine Mitgliedschaft innehaben? Die Entscheidungen zu den Austritten sind daher vor dem Hintergrund der Gleichberechtigung aller nachvollziehbar. Das freigesetzte Geld in Form von Mitgliedsbeiträgen kann für die Unterstützung einzelner Projekte eingesetzt werden.

Sie sind in einigen Vereinen als Privatperson Mitglied und in der Arbeitsgemeinschaft Der Arendsee stellvertretender Vorsitzender. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Wer die Berichterstattung der letzten 2 Jahre verfolgt hat, bemerkte, dass der Verein eine neue Vereinsführung zu etablieren hatte. Die bisherige stand nicht mehr zur Verfügung. Es war klar, dass ein neuer Vorstand gewählt werden musste. Nur was soll man machen, wenn sich niemand zur Wahl stellt. Auflösung wollte niemand. Ich habe mich im Vorfeld mit Mitgliedern unterhalten. Dass sich Dörthe Bethge-Steffens als Vorsitzende bereit erklärte, löste bei vielen die Schockstarre auf. Aufgrund dieser Bereitschaft und um sowohl für die Stadt als auch persönlich ein Zeichen zu setzen, erklärte ich mich für die Stellvertretung bereit. Der Vorstand ist nun neu aufgestellt und geht die vor ihm liegenden Aufgaben an. Im nächsten Jahr werden die letzten Untersuchungsergebnisse zur Sanierung des Sees präsentiert.

Oft ertönt Kritik, die Ortsteile fühlten sich abgehängt und müssten umsonst auf Investitionen warten. Können Sie das widerlegen?
Bei den Investitionen hatten wir immer wieder den sozialen Bereich und hier vor allem unsere Kindertagesstätten, die Grundschulen und Horte im Auge. So wurden Millionen an Eigen- und Fördermitteln verbaut. Beispiele hierfür sind die Grundschule Arendsee, die Kita „Kleiner Fuchs“ Mechau oder die Kita „Seeperle“ Arendsee. Die derzeitig größte Investition ist der Neu- und Umbau der Kita „Abenteuerland“ in Fleetmark. Zudem wurde in den Brandschutz der Grundschule Fleetmark investiert. Hier kommen wir bei den genannten Maßnahmen auf über 1,2 Millionen Euro. Die Investitionen gehen 2018 weiter.

Welche Wünsche blieben 2017 offen?
Ein positiver Fördermittelbescheid für unser Einsatzfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr Arendsee.

Und was steht auf der Wunschliste für 2018?
Die Sanierung der Queen Arendsee. Ein positiver Fördermittelbescheid für die Feuerwehr. Der weitere Um- und Ausbau des Gerätehauses Arendsee. Die weitere Sanierung der Grundschule sowie die Neueröffnung der Kita Abenteuerland Fleetmark. Abschließend möchte ich mich bei Ihnen, dem Stadtrat, den Ortsbürgermeisterkollegen, den Ortschaftsräten, den Kameraden der Feuerwehren, den Wahlhelfern, dem Team der Verwaltung, den Einrichtungen und dem Wirtschaftshof sowie allen ehrenamtlich Tätigen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken.