Heimaträtsel Salzwedel als Garnisonsstadt
Die Lösung des sechsten Heimaträtsels lautet Adolf-Hitler-Kaserne.
Salzwedel l Zum sechsten Volksstimme-Heimaträtsel mit dem Reprofoto aus dem Fotostudio Wunberger erreichten die Redaktion nicht so viele Zuschriften, denn diese Folge war eine echte Rätselnuss.
Hubert Lemme aus Salzwedel sagt: „Das ist die 93er Infanterie-Kaserne, die 1935 gebaut wurde“. Der vollständige Name lautete: Adolf-Hitler-Kaserne und diese befand sich an der damaligen General-Ludendorff-Straße, heute Gerstedter Weg.
Gottfried Przybylski aus Salzwedel schreibt, die Kaserne wurde 1936 gebaut. Einigkeit besteht aber zum Jahr der Eröffnung. „Am 10. Dezember 1938“, schreibt Ludger Feige aus Salzwedel, und Paul Thurm aus Duisburg fügt hinzu: „Salzwedel wurde dadurch Garnisonsstadt.“
Aber wer war eigentlich dort stationiert? Marlies Bluhm aus Salzwedel weiß: „Das III. Bataillon des motorisierten 93. Infanterieregiments der 13. Infanterie-Division Magdeburg.“ Kommandeur sei Oberstleutnant Dippel gewesen, „der bereits beim Polenfeldzug gefallen ist“.
Dazu erzählt Siegfried Weinhold aus Salzwedel: „Als der Krieg in Polen beendet wurde, kehrten die 93er zurück nach Salzwedel. Die Enttäuschung war groß, als die Soldaten feststellten, dass sie nicht bejubelt wurde, als sie ankamen.“
Außerdem weiß Weinhold: „Gleich am Eingang, wo auf dem Bild die beiden Männer stehen, war die Wachstube. Dort musste sich jeder mit seinem Anliegen anmelden.“ Dort sei Weinhold als Kind nach seinem Alter gefragt worden. „Ich sagte: ‚Zwölf!‘“, berichtet Weinhold. „Daraufhin sagte der Soldat zu mir: ‚Das heißt, ich bin zwölf Jahre alt, Herr Unteroffizier‘.“ Außerdem habe sich ein Karzer mit drei Einzelhaftzellen dort befunden, sowie eine Verwaltung mit dem zivilen Kassenmeister Hohenstein.
Auch Hubert Lemme erinnert sich: „Als Dreijähriger bin ich oft durch das Tor gegangen, um meinem Vater, der dort als Schuhmacher arbeitete, Essen zu bringen.“ Heinz Mader aus Salzwedel weiß noch, wie sich die Soldaten jeden Sonntagmorgen bei Marschmusik die Stiefel putzten. „Das war durch die großen Fenster zu beobachten“, sagt er.
Außerdem erinnert er sich an Maulbeersträucher, die hinter den Kasernen zur Seidenraupenzucht angepflanzt wurden. „Ich habe nach der Schule oft die Sträucher beschnitten, um mir ein paar Mark zu verdienen“, berichtet Mader. Die Erzeugnisse der Tiere seien zur Fallschirmproduktion verwendet worden. Inge Stenzel aus Salzwedel ist auch schon auf dem Kasernengelände gewesen, als sie mit ihrem Opa beim Volksfest die Unterkünfte besichtigt hat.
Dazu berichtet sie: „Die Soldaten haben eine Motorrad-Vorführung gemacht.“ Karl Koch aus Salzwedel wohnte nicht weit weg vom Infanteriegelände. „Wenn die Soldaten zur Schießanlage in den Wald gegangen sind, kamen sie bei uns vorbei und haben Wasser aus unserem Brunnen getrunken“, erzählt er.
Als der Krieg zu Ende war, stand der Abriss der Gebäude an. Das sei etwa 1947 gewesen, sagt Lutz Michelsen aus Salzwedel. Von Zeitzeugen habe er gehört, dass der damalige Bürgermeister gesagt haben soll, dass nie wieder ein Militärstiefel dieses Gelände betreten soll. Dass das aber nicht umgesetzt wurde, erzählt Michelsen. „Bis in die 1960er oder 1970er Jahre wurde die zum Kasernengelände gehörende Schießanlage im Gerstedter Wald von Polizei und Kampfeinheiten für Schießübungen genutzt“, berichtet Michelsen. Mittlerweile sei die Anlage zugewuchert.
Das ehemalige Kasernengelände wurde nach Abriss der Gebäude eine Art Spielplatz für Kinder. Der Schutt wurde in eine etwa 200 Meter entfernte Kieskuhle gekippt, in der sich irgendwann Grundwasser angesammelt habe. „Darin haben wir gebadet“, berichtet Paul Thurm.
Nach dem Abriss seien Utensilien wie Geschirr, geplündert worden, so Heinz Mader. Der Lehrer Lampe habe sich an den Biberschwänzen für sein Dach bedient. Diese befinden sich noch heute auf dem Haus. Bodo Habermann aus Salzwedel hat 1958 auf dem Gelände seine ersten Motorrad-Fahrstunden genommen. Die alten Fahrzeughallen der Infanterie stehen, neben den Mauerresten, auch noch. „Dort zog später der Kraftverkehr ein“, erzählt Mader.
Außer den Genannten haben noch folgende Leser die Antwort gewusst: H. Fehse, Ursula Tegtmeier, Wolfgang Vogt, Eva-Maria Jasarevic, Klaus Mittendorf, Siegwart Andree (alle aus Salzwedel) und Wolfgang Dahse. Gewonnen hat Gottfried Przybylski. Er wird eine Überraschung von der Volksstimme erhalten.