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Axel Isecke arbeitet als erster männlicher Kindergärtner der Verbandsgemeinde in Dähre Schuhe werden um die Wette angezogen

Von Anke Pelczarski 12.10.2011, 06:23

Die Großen aus der Igelgruppe der Kita Waldfrüchtchen Dähre haben den Mann schon in ihr Herz geschlossen. Denn seit 1. September arbeitet der Ellenberger Axel Isecke als erster männlicher Erzieher in der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf.

Dähre l "Viele Kinder in kurzer Zeit anzuziehen, das ist schon eine Herausforderung", gesteht Axel Isecke. Er hat Hochachtung vor der Leistung der Erzieherinnen in der Dährer Kita, deren Arbeit er quasi zehn Jahre beobachten konnte. Allerdings aus Sicht eines Vaters. Denn seine Steppkes Felix (heute zehn Jahre) und Hendrik (sieben) sind dort gut betreut worden. "Heute sehe ich da einiges anders, habe mich auch schon bei Kolleginnen entschuldigt für Bemerkungen von einst", erzählt der 46-Jährige, der eine Erzieher-ausbildung mit Hauptrichtung Kindergarten absolviert hat.

In den vergangenen 20 Jahren arbeitete er jedoch mit Jugendlichen, betreute diese bei Aktion Musik in Salzwedel, in einem Behindertenheim, im Diesdorfer Jugendklub, im Kinderhof. Durch das Mitwirken bei den Märcheneltern in der Dährer Kita, die für die Kleinen eine besondere Geschichte zum Jahresausklang einstudieren, entstand der Wunsch, sich beruflich noch einmal umzuorientieren. "Ich habe hier drei Wochen auf Probe gearbeitet, als unser Jüngster noch hier war. Das ging nicht problemlos. Da wusste ich, dass ich erst anfangen kann, wenn Hendrik in die Schule geht", erinnert sich Axel Isecke.

Die Umstellung von der Jugendarbeit auf die Arbeit mit Kindern sei ihm schwerer gefallen, als gedacht. "Das ist ein völlig anderes Gebiet. So habe ich beispielsweise keine Übung im Haarspangen-Zurechtrücken, weil ich selbst Jungs habe. Da bräuchte ich mal eine Weiterbildung", fügt der Kindergärtner schmunzelnd an.

Und das mit dem Anziehen werde er wohl auch noch hinbekommen. Allerdings auf etwas andere Weise als die Frauen, merkt er augenzwinkernd an. "Wir starten Wettbewerbe. Ich ziehe einen Schuh an, das Kind selbständig den anderen. Mal sehen, wer schneller fertig ist", verrät Axel Isecke einen kleinen Trick. Das wecke den Ehrgeiz, die Handgriffe bald allein zu können und führe zu mehr Selbständigkeit bei den Abc-Schützen.

Ihm sei wichtig, dass die Kinder lernen, ihre Spielgefährten bewusster wahrzunehmen. "Jeder hat andere Fähigkeiten. Wenn man sich austauscht, schafft man vieles gemeinsam", versucht er zu vermitteln. Es sei ihm wichtig, dass die Kleinen sich selbst Wissen auf spielerische Art aneignen. Der Erzieher gebe Anleitung zu einem Thema. "Und dann sind die Kinder gefragt, sich Gedanken zu machen, wie es umgesetzt werden kann. Sie werden quasi vom Gehirnbesitzer zum Gehirnnutzer", beschreibt Axel Isecke. Denn es sei ein besonderes Erlebnis für den Nachwuchs, selbst zu erkennen, was er schon alles kann. Darauf lasse sich aufbauen. "Die Erkenntnis, dass es ohne das Talent des anderen wesentlich schwerer geht, ist für das weitere Leben überaus wichtig", macht er deutlich.

Für den Ellenberger ist die Arbeit als Kindergärtner "eine neue Herausforderung. Und ich muss noch viel lernen." Denn der Tagesablauf in solch einer großen Einrichtung wie der in Dähre funktioniere nur, wenn alles gut durchgeplant sei. "Ich schätze, ich werde noch einige Zeit brauchen, um alles intus zu haben. Bei der Arbeit muss man sich ständig konzentrieren. Das ist so, als wenn man mit fünf Leuten simultan Tennis spielt", vergleicht der 46-Jährige, der sich in der Einrichtung gut aufgehoben fühlt.

In dieser Woche wolle er mit seinen Igel-Kindern noch Drachen basteln. Wie das geht, das übt er mit seinen Söhnen. Diese sind stolz, dass Papa jetzt in die Kita geht - und die Kumpel von Hendrik betreut.

"Wir haben uns gefreut, als wir unseren ersten männlichen Kollegen begrüßen konnten", sagt Kita-Leiterin Marlies Ahrens. Es sei spannend, mit ihm zusammenzuarbeiten. "Axel ist zwar ruhig, sorgt aber für ein harmonisches Klima", fügt sie hinzu. Die Kinder seien ganz begeistert von ihrem Erzieher, den sie Axel rufen.