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Erneuerbare Energien Schwimmende Module: Solarstrom direkt vom Arendsee?

Schwimmende Solarmodule auf der Blauen Perle, mit denen Strom erzeugt werden könnte. Was sich erstmal abwegig anhört, könnte auch für den Arendsee aktuell werden. Vorausgesetzt, der Besitzer (Land Sachsen-Anhalt) würde solch einem Projekt zustimmen.

Von Christian Ziems Aktualisiert: 11.11.2021, 10:03
Sonnenuntergang am Arendsee: Der Himmel spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Ob irgendwann dort auch Solarmodule zu sehen sind, ist derzeit völlig offen. In anderen Regionen gibt es solche Anlagen auf Gewässern aber bereits.
Sonnenuntergang am Arendsee: Der Himmel spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Ob irgendwann dort auch Solarmodule zu sehen sind, ist derzeit völlig offen. In anderen Regionen gibt es solche Anlagen auf Gewässern aber bereits. Foto: Christian Ziems

Arendsee - „Besondere Solaranlagen“ – was sich dahinter verbirgt, hat die Bundesnetzagentur am 1. Oktober veröffentlicht. Dazu gehören Konstruktionen auf Gewässern. Noch steckt die Form der Energieerzeugung innerhalb von Deutschland in den Kinderschuhen – aber der Arendsee könnte ins Blickfeld rücken.

Darauf wurde jüngst bei der Sitzung des Höwischer Ortschaftsrates verwiesen. Dort kam die Idee auf, einen Teil der Blauen Perle möglicherweise dafür zu nutzen. Aber natürlich hat der Besitzer ein Mitspracherecht. Das Gewässer gehört dem Land Sachsen-Anhalt. Fragen, die die Volksstimme bereits am 8. Oktober schriftlich stellte, blieben bislang unbeantwortet. Deutlich wurde beim umfangreichen E-Mail-Verkehr: Die Zuständigkeiten sind offenbar nicht ganz klar.

Für Menschen vor Ort: Mitspracherecht unklar

Die erste Presseanfrage ging an das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten. Dort wurde schnell reagiert. Da es sich beim Arendsee ganz offiziell um eine Liegenschaft des Landes Sachsen-Anhalt handelt, sei das Finanzministerium zuständig. Die Fragen wurden auch übermittelt. Da dieses Ministerium nicht antwortete, hakte die Volksstimme nach und bekam am 18. Oktober eine Rückmeldung. So hat sich ein Fachreferat damit beschäftigt. Ergebnis: Beim Arendsee handelt es sich zwar um eine Liegenschaft, aber eine Solaranlage würde sich über der Wasseroberfläche befinden. Somit betreffe es doch eher den Landesbereich Tourismus. Das Finanzministerium habe die entsprechende Stelle informiert. Aber Antworten auf die Fragen gibt es bislang immer noch nicht.

Offen ist zum Beispiel, ob die Einheitsgemeinde Arendsee ein Mitspracherecht hat. Bei Freiflächenfotovoltaikanlagen läuft es bislang folgendermaßen ab: Es gibt die Anfrage eines Investors, der Flächeneigentümer stimmt zu, und dann wird es in der Kommunalpolitik diskutiert. Bei Ablehnung kommt es nicht dazu. Selbst in der von der Größe her überschaubaren Einheitsgemeinde Arendsee gibt es unterschiedliche Ansichten. Während Fotovoltaik auf Freiflächen zum Beispiel in Rademin, Neulingen und Schernikau gewollt ist, gibt es in Lüge und in Höwisch strikte Ablehnung.

Und auch bei der Wasservariante werden deutschlandweit derzeit Grundsatz-Diskussionen geführt. Das Unternehmen EnBW lässt auf einem Baggersee nahe Leimersheim (Rheinland-Pfalz) insgesamt 3800 Solarmodule errichten. Es handelt sich um die bislang größte Anlage dieser Art in Deutschland. Diese tragen fachlich ganz korrekt ausgedrückt den Namen Floating-PV-Anlagen (schwimmende Fotovoltaikanlagen).

Kommentar

Von Christian Ziems

Die aktuelle Situation erinnert mich an den Film „Asterix erobert Rom“. Asterix und Obelix benötigen den Passierschein A38 und werden dafür kreuz und quer durch ein Verwaltungsgebäude geschickt. Zwischenzeitlich sind sie kurz davor zu verzweifeln, finden dann aber doch eine Lösung. Auch ich gebe die Hoffnung nicht auf, sozusagen den Passierschein Solaranlage-Arendsee zu bekommen, der den Weg in den zuständigen Verwaltungsbereich frei macht. Denn das Thema Fotovoltaikanlagen bleibt in der Region aktuell. Derzeit geht es nur um Freiflächen an Land und nicht um Konstruktionen auf dem Wasser. Aber der Arendsee könnte durchaus ins Blickfeld von Investoren rücken – wie andere Beispiele in Deutschland zeigen. Darum erscheint eine frühzeitige grundsätzliche Positionierung dazu wichtig. Denn in der Vergangenheit wurde rund um den Arendsee deutlich: Solar-Projekte können Streit in Orten auslösen. Frühzeitiges Informieren hilft bei solchen Diskussionen.