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Straßenbau Baumängel am Südbockhorn

Die neuen Gehwege am Südbockhorn in Salzwedel haben teilweise ein zu starkes Gefälle. Die Anwohner sind sauer.

Von Antje Mewes 27.05.2020, 01:01

Salzwedel l Eigentlich soll ein Rollator Menschen Halt geben, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß unterwegs sind. Als Elke Schneider am Montag den neuen Gehweg im Südbockhorn entlang geht, ist es umgekehrt. Sie muss ihren Gehwagen ordentlich festhalten, damit er nicht Richtung Fahrbahn abgleitet. „Meine eine Hand ist schon ganz kalt, weil ich so sehr gegen drücken muss“, erzählt sie. Auf der gesamten Strecke vom Fleischer bis zum Abzweig Nordbockhorn und um die Kurve herum sei das so. Mal mehr, mal weniger, aber immer so stark, dass das Gehen für sie anstrengend ist. Auch Rollstuhlfahrern dürfte der abfallende Bürgersteig Schwierigkeiten bereiten.

Die Neigung des Gehwegs ist den Anwohnern nicht verborgen geblieben. Zum Teil betrage sie acht Prozent, berichten sie der Volksstimme. Sie befürchten, dass in nicht unerheblichem Umfang nachgearbeitet werden muss und sie deshalb demnächst wieder eine Baustelle vor der Haustür haben. In Bauberatungen soll das Dilemma ebenfalls Thema gewesen sein.

Das Quergefälle von Gehwegen darf nicht mehr als zwei Prozent, im Bereich von Grundstückszufahrten maximal sechs Prozent betragen, besagt die DIN 18024-1 Fußgängerverkehrsfläche.

„Generell sind für die Baumaßnahme 2,5 Prozent Gefälle ausgeschrieben, da dies bei Betonsteinpflaster zur Entwässerung angegeben wird“, erklärt Stadtsprecher Andreas Köhler auf Anfrage. Aufgrund der nicht gleichmäßig hohen Hauseingänge und Zufahrten sei das nicht immer möglich, gerade im Bereich der Reihenbebauung. „Dennoch wird natürlich auf die Einhaltung der Empfehlungen geachtet“, erklärt er.

Was den Umgang mit dem augenscheinlichen Baumangel anbelangt, wird die Antwort aus dem Rathaus kryptisch: „Nach Prüfung der Neigung wird eine eventuell notwendige Mängelbeseitigung im Rahmen der Abnahme nach VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) veranlasst. Eine Regulierung erfolgt, wie bei Baustellen dieser Art üblich, nach Fertigstellung der Arbeiten, um die Begehbarkeit des Gehweges sicherzustellen.“ Will wohl heißen, die Anwohner haben mit ihren Befürchtungen Recht und die Bürgersteige müssen nochmal aufgerissen werden. Zumindest in Teilbereichen.

Doch das ist nicht das einzige, was sie wurmt. Die Parkplätze an der Straße seien um die Hälfte reduziert. Es gebe keinen Radweg, was die Radler dazu veranlasse, auf dem Gehweg zu fahren. Der inzwischen fertige Abschnitt sei immer noch nicht freigegeben. Dies sei bereits für den Oktober vergangenen Jahres versprochen gewesen, schimpfen Südbockhorner, die inzwischen nicht mehr öffentlich genannt werden wollen.

Im Bereich der Baustelle von der Grundschule bis zum Dreiländereck werden die im 90-Grad-Winkel zur Fahrbahn angeordneten Parkflächen als „Schildbürgerstreich“ gesehen. Dort müssten die Autofahrer dann rückwärts in den fließenden Verkehr ausparken, so die Kritik.

Zu letzterem erklärt der Stadtsprecher: „Den Anliegern wurde die Genehmigungsplanung während der Anliegerversammlung im März 2019 vorgestellt.“ In der Planung war festgelegt, dass die genannten Parkflächen „in Queraufstellung“ gebaut werden. Der Hauptausschuss des Stadtrates habe das so beschlossen. Änderungen gebe es aktuell nicht.

Im vorderen Abschnitt habe es noch nie Radwege gegeben, erklärt Polizeiobermeister Peter Klahs, der beratend hinsichtlich der Verkehrsführung in die Planungen bezogen war. Das lasse die Breite der Straße in dem Bereich gar nicht zu. Es sei tatsächlich so, dass die Radfahrer auf der Straße zur Verkehrsberuhigung beitragen sollen. Das sei ein übliches Verfahren. Erst recht nach der Novellierung der Straßenverkehrsordnung, die besagt, dass Autofahrer zu Radlern einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten haben. „Dann müssen sie, wenn ein Überholen nicht möglich ist, hinter dem Radfahrer bleiben“, erklärt er.

Was die Parkflächen im rechten Winkel zur Straße anbelangt, seien die Anwohner nicht die einzigen, die das moniert haben. Aber es sei anders entschieden worden.

Im Großen und Ganzen trage die Neustrukturierung der Innenstadtstraße dazu bei, die Verkehrsströme zu beruhigen. Aufgrund der Straßenführung sei es für den Durchgangsverkehr, der die Thälmann- und die Karl-Marx-Straße nutzen soll, nicht mehr lukrativ, den Südbockhorn zu durchfahren. Peter Klahs widerspricht Gerüchten, dass die Tempo-30-Zone vor der Grundschule weg soll. Sie soll genau wie eine zweite Ampel für die Sicherheit der Kinder sorgen.