Salzwedel l Der Tandemchor Salzwedel beweist, dass Musik keine Grenzen kennt. Unter der Leitung von Bastian Holze fanden sich fast 30 Teilnehmer zusammen, um ein Chorprojekt der besonderen Art umzusetzen. Der Musiker hat dafür das „Tandem-Prinzip“ mitgebracht, das er bereits im größeren Maßstab in Berlin umsetzt. Die Idee: Jeder einheimische Teilnehmer muss einen Neu-Salzwedeler oder Neu-Altmärker mitbringen. Nur dann darf beim Chor mitgesungen werden.
„Es ist eine große Herausforderung, die wir gerade meistern“, sagt der Chorleiter während der kurzen Pause der Generalprobe für das kommende Abschlusskonzert. Schließlich wird der Chor bereits am Sonnabend, 9. März, in der Salzwedeler Musikschule auftreten. Sieben Lieder wurden einstudiert und das bei nur fünf Treffen, die einmal monatlich stattfanden. Das Besondere: Der Chor singt in sechs verschiedenen Sprachen, was für mehr Komplexität sorgt.
Doch gerade das macht den besonderen Charme des Begegnungschores aus. So wird eine Strophe noch in Deutsch gesungen. Danach geht es plötzlich in Russisch und dann in Kurdisch weiter. Trotz des erhöhten Schwierigkeitsgrades herrscht eine lustige und lockere Stimmung im Übungsraum des Efje-Hauses. Denn jeder stößt beim Singen auf Probleme mit der Aussprache und Erkenntnisse wie „Ah, der andere kann die Sprache ja auch nicht“. Das schweiße die Chorsänger zusammen, sagt Evelyn Ruppert-Schulze, Initiatorin des Projektes der Diakonischen Flüchtlingshilfe. Trotzdem könnte die Anwesenheitsquote besser sein. Ruppert-Schulze erklärt, dass sich ein Kern von 20 Sängern und Sängerinnen herausgebildet habe und es eine Herausforderung sei, die restlichen Teilnehmer, die hin und wieder nicht zu den Proben erschienen sind, zum Mitmachen anzuspornen. Das sei aber meckern auf hohem Niveau.
Wer mitsingt, dem ist der Spaß anzusehen. Grund ist Bastian Holze, der durch seine freundliche Art und sein Lächeln zum Mitmachen animiert. „Er ist der Hammer. Er reißt uns mit“, sagt Doro Kuhl mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die 56-Jährige hat eine Inderin mit in die Gruppe gebracht und ist tief berührt von dem Miteinander, das sich entwickelt hat. Der Chor isst nach jeder Probe gemeinsam Abendbrot. Tatsächlich stehen am Ende des Raumes bereits verschiedene Schüsseln mit Leckereien bereit. Ein Zeichen, dass niemand einfach kommt und geht, sondern das „Begegnen“ wirklich umgesetzt wird.
Auf Nachfrage in den Chor hinein melden sich sechs verschiedene Nationen. Neben Deutschland sind Kenia, Afghanistan, Indien, Syrien und Russland vertreten. Und nicht nur in der Herkunft, auch im Alter unterscheiden sich die Chormitglieder. Abdul Sattarzade ist 17 Jahre alt, denn am Tag der Generalprobe hat er Geburtstag. Natürlich gibt es ein Ständchen für den jungen Afghanen. „Die Mischung ist besonders und interessant. Nicht jeder macht sowas“, beeindruckt ihn dieses Projekt.
Warum der Tandemchor mit Lust und Laune bei der Sache ist, zeigt sich erneut durch Bastian Holzes Leitungsstil. Er will neben den anspruchsvollen Liedern auch ein Gefühl vermitteln. So motiviert er seine Schützlinge immer wieder damit, dass der Spaß und das Miteinander im Vordergrund stehen. „Sie sind zwar optisch verschiedener Herkunft, werden auf der Bühne aber eine Einheit sein“, verspricht er für das kommende Abschlusskonzert.
Der Musiker freut sich, mit dem Tandemchor verschiedene Lieder unterschiedlicher Kulturen in ungewöhnlichen Interpretationen präsentieren zu dürfen. Mitsingen und -klatschen ist klar erwünscht. Der 9. März soll ein unterhaltsamer und lustiger Abend werden. Er soll zeigen, dass zwar mit Sprache kommuniziert wird, aber mit Musik echte Verbindungen geschaffen werden können.