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TierschutzvereinVerhärtete Fronten nicht gelöst

Die Mitglieder des Tierschutzvereins Salzwedel beschlossen die Abwahl von Nancy Schulz (Schatzmeisterin) und Frank Sill (stv. Vorsitzender).

25.03.2019, 10:14

Salzwedel l Die Vereinsvorsitzende Antje Gebert und die Rechnungsprüfungskommission hatten während der Sitzung im Gasthaus „Altstädter Bahnhof“ in Salzwedel am Freitag (22. März) schwere Vorwürfe gegen die suspendierte Tierheimleiterin Nancy Schulz und ihren Ehemann erhoben. Unterschlagung von Wertgegenständen, Privatfahrten mit dem Dienstwagen und die Nicht-Information des Vereinsvorstands „über ein hohes Defizit“ wurden von Reinhard Hoppe aus der Prüfungskommission vorgetragen. Mit 19 Ja- zu 11 Nein-Stimmen wurde der Abwahlantrag für Nancy Schulz angenommen. Frank Sill wurde mit 18 Ja-, 11 Nein-Stimmen und einer Enthaltung von seinem Posten des stellvertretenden Vorsitzenden enthoben.

Um allzu ausufernden Diskussionen aus dem Weg zu gehen, bestimmten die 30 anwesenden Mitglieder zu Beginn mit Lutz Franke, unter anderem Vorsitzender des Kreissportbundes, einen neu- tralen Versammlungsleiter. Wie ein Mediator ermahnte Franke alle Vereinsmitglieder zur Sachlichkeit, die Redebeiträge beschränkte er auf maximal drei Minuten.

Danach standen die Abwahlanträge gegen Frank Sill (stellvertretender Vorsitzender) und Nancy Schulz (Schatzmeisterin) auf der Tagesordnung. Weil Sill krankheitsbedingt der Sitzung fern bleiben musste, wollte mit Ronald Meinecke ein ehemaliges Vorstandsmitglied noch eine Vertagung dieses Punktes erreichen. „Es ist grenzwertig, wenn er sich nicht verteidigen kann“, erläuterte Meinecke sein Anliegen. Dazu musste Lutz Franke dann sogar aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) zitieren. Klare Sache: Ein Beschlussantrag darf nicht mehr während einer Vereinsversammlung gestellt werden.

So wurden anschließend Vorwürfe und Verteidungsreden ausgetauscht. Die Fronten blieben verhärtet. Auf der einen Seite die Vorwürfe des „vereinsschädigenden Verhaltens“ und der Unterschlagung, vorgetragen von Reinhard Hoppe. Auf der anderen Seite Nancy Schulz und Unterstützer, allerdings deutlich in der Unterzahl. Somit kam es zum deutlichen Abwahlergebnis.

Anschließend folgte eine ähnliche Auseinandersetzung. Wieder verlas Reinhard Hoppe die Vorwürfe der Prüfungskommission und des Vorstandes. Hauptpunkt dabei vermeintliche Privatfahrten mit dem Dienstwagen des Tierheims sowie eine fehlerhafte Abrechnung mit der Stadt. Dies habe fast zu einer Rückzahlung von 25 000 Euro an die Hansestadt Salzwedel geführt, erläuterte Hoppe.

Auch hier verteidigte sich Schulz. Unter anderem betonte sie, das Auto neben allgemeinen Aufgaben nur für den Bereitschaftsdienst genutzt zu haben. Auch hier war das Wahlergebnis am Ende eindeutig. Schulz ist damit ihren Vorstandsposten als Schatzmeisterin los.

Anschließend wurden Neuwahlen angeregt, doch für den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden fand sich kein Kandidat. Zur neuen Schatzmeisterin wählten die Anwesenden Jutta Wente. Zu diesem Zeitpunkt hatten Nancy Schulz und einige Mitstreiter den Saal bereits verlassen. „Das hatte doch keinen Sinn mehr“, verlieh sie ihrer Enttäuschung am Tag nach der Sitzung im Gespräch mit der Volksstimme Ausdruck.

Das es weiter Unstimmigkeiten im Vorstand gibt, wurde später noch einmal deutlich. Schriftführerin Erika Lahmann verlangte von der Vorsitzenden Antje Gebert eine öffentliche Entschuldigung für Beleidigungen in einer WhatsApp-Gruppe. Dies erachtete Gebert allerdings nicht für angebracht.

„Wir müssen jetzt zur Sacharbeit zurückkehren“, sagte Gebert nach der Versammlung im Gespräch mit der Volksstimme. Ungeachtet wie die Klage von Nancy Schulz gegen ihre Kündigung als Tierheimleiterin ausgeht, berichtete Gebert, dass es bereits Bewerbungen für die Stelle gebe.

„Aus Kleinigkeiten wurde ein Fass aufgemacht, die man eigentlich in einem Gespräch an einem Tisch hätte klären können“, meinte dagegen Nancy Schulz bei ihrem Resümee der Auseinandersetzung.

Die Vorwürfe der Nötigung einer Tierheimangestellten blieben während der Sitzung indes unausgesprochen.