Romeo und Julia Tod vereint verfeindete Familien
Shakespeares „Romeo und Julia“ feierte Premiere beim Sommertheater im Kloster Arendsee.
Arendsee l Zwei tote Teenager liegen nach gut zweieinhalb Stunden auf der Bühne vor den im Scheinwerferlicht angestrahlten Klostermauern: Das berühmteste Liebespaar der Welt – Romeo Montague und Julia Capulet – haben sich gefunden und verloren. Ihr Tod vereint die jahrzehntelang verfeindeten fürstlichen Familien von Veronas Oberschicht. Shakespeares Tragödie rührt auch heute noch an und erzeugt Mitgefühl.
Das Publikum im Kloster applaudiert minutenlang und zollt den Schauspielern des Theaters der Altmark begeistert seine Anerkennung für eine gelungene Premiere. Die inszenierte Oberspielleiter David Lenard ganz bewusst in jugendlichem Tempo und mit modernem Timbre.
Er lässt den beiden Hauptakteuren Michaela Maxi Schulz als 16-jähriger Julia und Maik Rogge als kaum älterem Romeo Raum für ihre gefühlvollen Begegnungen, Verwirrungen und stammelnden Bekenntnisse.
Das beide all dies so anrührend spielen können und echt pubertär rüberkommen à la Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, ist eine schauspielerische Meisterleistung. Und auch den Headsets zu verdanken, die selbst leiseste dahin gehauchte Worte bis in die obersten Zuschauersitze tragen.
Aber natürlich geht es bei Shakespeare nicht ohne Obszönitäten, derben Wortwitz und handfeste Fehden zu.
Was anfangs ein leichtes Degengeplänkel ist, gipfelt kurz vor Ende in der Ermordung von Tybalt (Michael Magel), Mercutio (wunderbar gewandt und schnellzüngig: Andreas Müller) und schließlich auch Fürst Paris (Merten Schroedter), der Ansprüche an Julia anmeldete.
Die verbalen und gestischen Anzüglichkeiten gelingen Müller ebenso vorzüglich wie Annett Siegmund als Amme, die auch im engen Ledermini eine gute Figur macht. Den trägt sie beim Maskenball des alten Capulet (Frank Siebers eindrucksvoll mit trainierten nackten Oberkörper, den er zum Zeichen seiner Macht präsentiert). Musik (Jakob Brenner) und Tanzgebaren wirken sehr modern.
Das liegt Regiesseur Lenard am Herzen: sprachlich nah am Original (Übersetzung Frank Günther) aber zugleich modern zu sein, einen Brückenschlag zu wagen zwischen Historie und Gegenwart. Rica Meise vom Klosterverein und Bürgermeister Norman Klebe dankten zum Schluss dem Ensemble für das erfolgreich gemeisterte Wagnis.