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Bundes-Notbremse Unsicherheit im Altmarkkreis: Ja, was denn nun?

Die Regeln der Bundes-Notbremse führen auch im Altmarkkreis Salzwedel zu Unsicherheiten. In den Schulen ebenso wie bei der Kundschaft im Einzelhandel.

Von Antje Mewes, Alexander Rekow und Malte Schmidt Aktualisiert: 27.4.2021, 09:17
Viola Kaul arbeitet seit 30 Jahren im Modegeschäft GinaLaura in Salzwedel. Auch sie kann derzeit nur bestellte Ware herausgeben.
Viola Kaul arbeitet seit 30 Jahren im Modegeschäft GinaLaura in Salzwedel. Auch sie kann derzeit nur bestellte Ware herausgeben. Foto: Malte Schmidt

Salzwedel/Arendsee. Wie geht es in den Schulen des Altmarkkreises weiter? „Nichts Genaues weiß man nicht“, sagte Stefan Hübner, stellvertretender Schulleiter der Lessing-Ganztagsschule in Salzwedel, am Montag (26. April), 12 Uhr: „Nach aktuellem Stand sind wir auch noch Mittwoch im Wechselunterricht.“ Ob das so bleibt, wisse er aber nicht. „Die Hoheit liegt beim Landkreis.“ Der habe empfohlen, dass er sich auf Kreishomepage informieren soll, wenn sich etwas ändert.

Für Hübner und sein Kollegium eine unbefriedigende Situation. Denn wenn es ab Mittwoch keinen Wechselunterricht mehr geben soll, hätte schon Montag begonnen werden müssen, die Eltern zu informieren. „Wir warten nur auf ein Signal.“ Das Kollegium sei entsprechend vorbereitet. Doch die Zeit werde knapp, denn die Abschlussprüfungen seien angelaufen, Lehrer dementsprechend eingebunden. „Wir hängen in der Schwebe.“ Eigentlich sei der heutige Tag als Karenztag gedacht. Da man aber nicht mehr wisse, verrinne sich die wertvolle Zeit, um zu informieren. „Wir vertrödeln den Dienstag.“

Mittlerweile ist man zermürbt.

Angela Ritter-Hundt, Perver-Grundschule

Auch an der Perver-Grundschule wusste man zur Mittagszeit am Montag nicht, wie der Mittwoch aussehen wird. „Wir haben zwei Szenarien vorbereitet“, erklärte Schulleiterin Angela Ritter-Hundt. „Entweder wir machen mit Halbgruppen und Notbetreuung weiter oder nur noch Notbetreuung.“ Die Eltern würden wissen, dass sie sich auf der Internetseite der Grundschule belesen sollen. „Mittlerweile ist man zermürbt“, gesteht sie: „Wir bekommen den Frust der Eltern darüber ab.“

Am frühen Nachmittag wendet sich die Kreisverwaltung schließlich an ihre Schulen. Nach drei Tagen mit einem Schwellenwert über 165 sei davon auszugehen, dass ab Mittwoch kein Präzedenzunterricht stattfinden werde.

Konkret ist diese Meldung auch noch nicht. Die Bekanntmachung ist erst später auf der Internetseite des Kreises veröffentlicht worden ...

Viele fragen sich bei den ganzen Verordnungen, was momentan überhaupt gilt.

Viola Kaul, Modegeschäft

Mit Unsicherheiten haben indes nicht nur die Schulen zu tun. Auch so mancher Kunde stand am Montag wohl vor verschlossener Tür. Denn mit einer Inzidenz ab 150 funktioniert auch das Einkaufen mit Termin nicht mehr. Derzeit können Kunden nur noch online oder telefonisch bestellen und die Artikel dann an der Ladentür abholen.

Im Modegeschäft Gina Laura in der Breiten Straße ist die Ladentür wieder geschlossen. Freundlicherweise schließt Viola Kaul für die Volksstimme mal kurz auf und berichtet – mit Abstand – darüber, wie die Kunden mit der jetzigen Situation umgehen: „Viele fragen sich bei den ganzen Verordnungen , was momentan überhaupt gilt“, sagt Kaul, die seit 30 Jahren hier arbeitet. In ihrem Geschäft findet derzeit auch kein Verkauf vor Ort statt. „Wir haben einen Online-Shop, in dem unsere Kunden bestellen können“, erzählt sie.

Unsicherheiten bei seiner Kundschaft erlebt auch Dirk Jentschke im Geschäft SP. „Wir dürfen unseren Reparatur-Service weiterhin anbieten“, sagt er. Sprich: Kunden, die ihren Fernseher oder andere Elektronikgeräte repariert haben wollen, können sich telefonisch melden und diese dann abgeben.

Außerdem können Artikel am Telefon bestellt werden. An der Tür des Elektronikgeschäfts werde die Ware dann an den Kunden übergeben.

Eines ist Dirk Jentschke aufgefallen: „Es gibt zwar viele Kunden, die weiterhin Verständnis für die oft geänderten Verordnungen haben und sagen, dass es sein muss. Andererseits werden die Stimmen derer, die mittlerweile kein Verständnis mehr haben, mehr.“

Betroffen von den Unsicherheiten der Bundes-Notbremse sind auch alle Betriebe, die „körpernahe Dienstleistungen“ anbieten. Viele Kunden wissen gar nicht mehr, ob sie diese überhaupt noch in Anspruch nehmen dürfen.

Und tatsächlich gibt es auch hier wieder Einschränkungen. Lediglich Friseure und Fußpfleger dürfen derzeit im Altmarkkreis geöffnet bleiben, vorausgesetzt, die Kunden weisen einen negativen Test vor.

Das ist ganz schön viel Papier, das da beschrieben wird.

Cindy Deter, Haar- und Kosmetikstudio

Cindy Deter, Inhaberin des Haar- und Kosmetikstudios „Olymp“ in Arendsee, hat sich aber sogar darauf vorbereitet und kurzfristig ein Seminar zur Abnahme von Tests absolviert. Kunden können 20 Minuten vor ihrem Termin im Frisiersalon sein, sich draußen oder drinnen testen lassen und bekommen, wenn sie negativ sind, eine 24 Stunden lang gültige Bescheinigung.

Natürlich könne auch ein bestätigtes Attest über einen negativen Schnelltest mitgebracht werden. In Sachsen-Anhalt sei es zudem möglich, Zuhause einen Selbsttest zu machen und das negative Ergebnis schriftlich zu bestätigen. betont Deter. Darüber hinaus muss sie von allen Kunden die Kontaktdaten erfassen. „Das ist ganz schön viel Papier, das da beschrieben wird“, sagt sie seufzend, fügt aber sofort hinzu, dass sie sehr dankbar sei, dass die Frisiersalons aufbleiben können. Manche Kunden seien zwar verunsichert und einige haben auch abgesagt, weil sie sich nicht testen lassen wollen, aber im Großen und Ganzen laufe es ganz gut.

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