Vermieterfirma "immo-concept" schiebt Schuld an Versicherung weiter Untragbare Verhältnisse an der Buchenallee: Eisengeländer liegt seit Monaten vor Terrasse
Salzwedel l Ein riesiges Eisengeländer liegt vor einer Terrasse an der Buchenallee. Es ist einfach herausgebrochen. Nun geht es von der Terrasse eineinhalb Meter in die Tiefe. In den zwei Wohnungen mit Zugang zur Terasse leben Kleinkinder.
So sieht es an der Buchenallee seit Monaten aus. Das etwa zehn Meter lange Geländer liegt immer noch da. Ein Sturm soll es aus der Verankerung gerissen haben. "Der Zustand ist untragbar", sagt Eva-Maria Jasarevic. Die Anwohnerin aus dem Wohnviertel hat sich in die Sache eingeschaltet. Denn die beiden Familien - eine aus der Türkei, die andere aus Indien - sprechen noch nicht so gut Deutsch, um sowas klären zu können. Die Inder haben zwei Kinder im Kindergartenalter und einen Säugling. Für ihn wäre ein Sturz von der Terasse lebensgefährlich, sagt die Salzwedelerin.
Aber warum ist so lange noch nichts passiert? Das wollte Eva-Maria Jasarevic genauer wissen. "Ich habe bei der Versicherung angerufen", erzählt sie. Der Sachbearbeiter habe geantwortet: "Uns fehlen die Schadenfotos." Das sei Anfang Mai gewesen. Anfang Juni versuchte sie es noch einmal. Das gleiche Ergebnis, erklärt die Salzwedelerin. "Dann hab\' ich die Volksstimme angerufen. Da hat\'s gereicht", fügt sie hinzu.
"Die Bilder sind da angekommen", widerspricht die zuständige "immo-concept"-Mitarbeiterin der Darstellung.
Diejenigen, die Licht ins Dunkeln bringen könnten, dürfen es nicht. Die Versicherung beruft sich nach Anfrage der Volksstimme auf den Datenschutz. "Wir dürfen dazu ohne Genehmigung des Versicherten keine Auskunft geben", teilt eine Mitarbeiterin aus Hamburg mit. Doch das Einverständnis der Firma immo-concept war gestern trotz mehrerer Nachfragen nicht zu erhalten.
So liegt das Gitter immer noch da. "Das sieht Schei... aus", sagt eine junge Frau, die gerade dort vorbei geht. Und ungefährlich sei das eiserne Ungetüm direkt neben dem Bürgersteig auch nicht.
"Ich will nicht warten, bis hier ein Kinder runterfliegt"
"Es geht um Menschen, und es geht darum, Gefahren abzuwenden", sagt Eva-Maria-Jasarevic und sie fügt hinzu: "Ich will nicht warten, bis hier ein Kind runterfliegt." Bislang ist ihnen zum Glück noch nichts passiert. Aber ein Kinderfahrrad sei bereits heruntergefallen, erklärt Eva-Maria Jasarevic.
"Wir haben die Mieter informiert, dass die Kinder nicht allein auf die Terrasse sollen", erzählt die "immo-concept"-Mitarbeiterin. Das sei direkt nach dem Vorfall gewesen - im Januar. Seitdem sind fünf Monate vergangen. Eine Notsicherung - Fehlanzeige.
"Der Vermieter hat grundsätzlich die Verkehrssicherungspflicht", sagt Angela Mattke, Geschäftsführerin des Mietervereins Stendal und Umgebung, und fügt hinzu: "Es ist völlig unverständlich, dass es dem Vermieter offensichtlich egal ist, ob hier jemand verunfallen kann oder nicht." Der Vermieter sei nicht nur verpflichtet, die Mietsache in einem vertragsgemäßen Zustand zu überlassen, sondern müsse die Mietsache während der Mietzeit in diesem Zustand erhalten.
Die Firma immo-concept von Christian Ferdinand Isernhagen hat in den vorigen Jahren oftmals negative Schlagzeilen geschrieben - nicht nur in Salzwedel. In der "Hamburger Morgenpost" erschienen bereits mehrfach Artikel über Wohnungen, die der Vermieter verwahrlosen ließ und in denen die Heizungen und die Duschen nicht funktionierten.
Auch an der Buchenallee seien die Zustände schlecht, erzählt Anwohner Manuel Gerion. Die Klingeln seien seit langem defekt und die Mülltonnen sollten längst umzäunt sein - zum Schutz vor Ratten. "Wenn die Mieter das so sagen. Was soll ich jetzt dazu sagen", sagt die Mitarbeiterin.