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Jobcenter Verständigung ist das A und O

Nur knapp ein Drittel der Flüchtlinge, die einen Aufenthaltstitel bekommen haben, beziehen Leistungen vom Jobcenter des Altmarkkreises.

Von Antje Mewes 11.08.2016, 03:00

Klötze l Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres standen im Jobcenter des Altmarkkreises die Zeichen auf Sturm. Es wurde mit einer großen Anzahl von Flüchtlingen gerechnet, die aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in den Rechtskreis des Sozialgesetzbuches II, landläufig Hartz IV, wechseln. Das bedeutet, dass statt des Altmarkkreises das Jobcenter für diese Menschen zuständig ist und, dass diejenigen in Eigenregie ihr Leben organisieren müssen. Da Geflüchtete aus Kriegsgebieten wie zum Beispiel Syrien ziemlich zügig anerkannt werden, hätte das zum Problem werden können, wenn sie erst kurze Zeit in Deutschland sind.

Doch es ist alles anders gekommen, wie der Leiter des Jobcenters Arnold Schulze auf Volksstimme-Anfrage berichtet. Von 516 Männern und Frauen, die als Flüchtlinge anerkannt wurden, sind inzwischen 52 Prozent weggezogen und weitere zehn Prozent beabsichtigen, den Altmarkkreis zu verlassen. Somit erhalten derzeit 154 Personen Leistungen vom Jobcenter, darunter 107 Erwerbsfähige. Großes Ziel ist, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, denn das ist die Maxime der Hartz-IV-Gesetzgebung und dabei werde nicht zwischen Einheimischen und Flüchtlingen unterschieden.

Letzteren steht bis dahin ein nicht einfacher Weg bevor. „Das größte Hemmnis sind die Sprachkenntnisse“, erklärt Schulze. Einige der Neu-Altmärker seien Analphabeten. Deshalb stehen Integrations- oder Alphabetisierungskurse auf dem Programm. Da weit weniger Männer und Frauen als erwartet betreut werden müssen, sei es möglich, alle zügig in Kursen unterzubringen. Im Juli sind insgesamt nur 16 Flüchtlinge angekommen, überwiegend seien es Syrer, die dem Altmarkkreis zugewiesen werden.

„Ein großer Vorteil ist die Entscheidung des Kreises, die Unterbringung auf Salzwedel zu konzentrieren“, sagt Schulze. Das erleichtere den Mitarbeitern die Betreuung. Ein Sprachmittler sorgt für die Verständigung und die Integrationshelfer seien ebenfalls eine große Stütze. Sie helfen bei Antragstellungen, Wohnungssuche und weiteren alltäglichen Hürden, vor denen die Neuankömmlinge stehen. Viele der sogenannten alleinreisenden Männer bleiben in den Gemeinschaftsunterkünften, Familien zieht es in eigenen Wohnraum.

Während der Integrationskurse und in der Maßnahme Arbeitsgelegenheiten (AGH) wollen die Mitarbeiter des Jobcenters die beruflichen Kompetenzen ergründen. Später geht es darum, mögliche Abschlüsse vorzuweisen. 20 Migranten sind momentan in so einer Maßnahme beschäftigt. Sie arbeiten in Tafelgärten oder im Möbelfundus. Das diene auch dazu, zu zeigen, wie in Deutschland Arbeitsstrukturen aufgebaut sind, demokratische Grundwerte zu vermitteln und zu erfahren, was die Teilnehmer an Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt mitbringen, welche Neigungen sie haben. „Sei es handwerklich, landwirtschaftlich, gärtnerisch, eher in eine gastronomische Richtung, im Handel oder anderen Berufen“, erklärt der Leiter des Jobcenters. Bei entsprechender Schulbildung sei auch ein Studium möglich.

All diese Erkenntnisse sollen für die Vermittlungsarbeit genutzt werden. Er freue sich, dass es über eine Förderung des Landes möglich ist, bei dieser Maßnahme unterstützend Sozialpädagogen einzusetzen.

„Die Integration der Flüchtlinge in Arbeit hält sich noch in Grenzen“, sagt Schulze. Zehn seien momentan im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Handel tätig. Der Arbeitgeberservice des Jobcenters habe bei Firmen angefragt, ob sie bereit wären Flüchtlinge einzustellen oder auszubilden, und die Resonanz sei positiv. Hauptsächlich werden es Praktika sein, die sie zuerst absolvieren. „Um zu sehen, ob es passt“, so Schulze.

Das A und O ist dabei die Verständigung und deshalb stehen zunächst die Kurse im Vordergrund. Wobei er gestaunt habe, dass einige der Flüchtlinge trotz erst kurzen Aufenthalts schon recht gut Deutsch sprechen. Die meisten seien sehr motiviert. Schulze: „Wir behandeln alle gleich, auch Männer und Frauen“. Damit werde aber mit Rücksichtnahme auf Religion und Herkunftskultur sensibel umgegangen. Eine „Zweiklassengesellschaft“ soll es nicht geben. „Wir wollen jeden erreichen, fördern und fordern, dazu gehört manchmal auch ein bisschen Druck“, sagt er.