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Wahrzeichen Die verschwundenen Adler vom Rathausturm

Seit Jahren sind die Adler am Rathausturm von Salzwedel verschwunden. Ein Exemplar konnte Jost Fischer retten. Wie geht es weiter?

Von Alexander Rekow 08.09.2018, 12:56

Salzwedel l Er ist nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst. Einst thronte er auf einem Vorbau des Rathausturms in Salzwedel, blickte erhaben über das Zentrum der alten Hansestadt und war zugleich der Namenspatron des Gebäudes „Schwarzer Adler“. Heute fristet er in einem Hochregal von Jost Fischer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, sein unbedeutendes Dasein. Ihm fehlt der Kopf. Seine Kralle ist abgebrochen. Ein Flügel gestutzt - von dem einstigen Wahrzeichen der Stadt, was sich auch im Stadtwappen findet, ist nur noch ein kläglicher Rest erhalten. Vom zweiten Adler gibt es gar keine Spur.

„Wir haben Gerüstbauarbeiten für eine Firma am ‚Adler‘ gemacht“, erinnert sich Jost Fischer. Das war in den 1990er Jahren. Beim Abrüsten hat er schließlich seinen Augen nicht trauen können. „Ich habe einen Flügel gesehen.“ Also machte er sich ans Werk, wühlte im Bauschuttcontainer der Salzwedeler Firma. Und siehe da, die Reste des einstigen Wahrzeichen kamen zum Vorschein. Fischer nahm sie mit, bewahrte sie vor der Verschrottung – bis heute. „Das war mir zu schade, er ist ein Original.“ Leider war der Kopf bereits weg. „Der lag bestimmt ganz unten im Schutt. Aber von der anderen Firma wollte keiner helfen“, erinnert er sich.

Reste eines Adlers mit Kopf hatte hingegen Stadtarchivar Steffen Langusch im Jahre 1995 gefunden. Diese lagen im Bereich des Turmeingangs. Ob diese im Rahmen der Sanierung des „Schwarzen Adlers“ im besagten Container der Firma landeten, ist heute kaum zu rekonstruieren.

Fest steht aber: Jost Fischer möchte die Salzwedeler Wappentiere wieder an ihrem Ursprungsplatz thronen sehen. Dazu hatte er bereits im Jahr 2012 einen Aufruf gestartet und um Spenden gebeten – vergeblich. „Die Stadt war seinerzeit klamm“, weiß er noch. Trotzdem, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft hält auch sechs Jahre später an seinem Vorhaben fest. „Wenn es die Stadt finanziert, würde ich die Montage übernehmen“, versichert Fischer. Diese sei aus seiner Sicht finanziell nicht unerheblich, da der Bereich schwer einzurüsten sei. Aber als Stadtrat weiß er schließlich auch, dass die Sanierung des Rathausturms für 220 000 Euro im Haushalt der Hansestadt eingeplant ist. „Es ergibt Sinn, das im Rahmen der Turmsanierung zu erledigen.“

Besagte Turmsanierung bestätigt auch Andreas Köhler, für die Öffentlichkeitsarbeit der Hansestadt Salzwedel zuständig. Nur sieht sich die Stadt für die beiden Wappentiere nicht zuständig. „Der angesprochene Bereich des Rathausturms (Anm. Red.: Podest, auf dem die Adler saßen) gehört einem privaten Investor“, so Andreas Köhler.

Der Stadtsprecher meint eine Immobilienfirma aus Hamburg, die den „Schwarzen Adler“ in Besitz hat und an die darin befindlichen Geschäfte vermietet. Und der zeigt sich daran interessiert. „Gegebenenfalls würden auch wir einen Beitrag leisten. Schließlich tragen die Adler zur Verschönerung des Gebäudes teil“, erklärt Jürgen Kaape, Geschäftsführer der Immobilienfirma, auf Nachfrage der Volksstimme.

Für Jost Fischer und sein Ziel wäre das hilfreich. Er schätzt, dass eine Neuanfertigung wohl zwischen 2000 und 5000 Euro liegen dürfte. Auch weiß Fischer um die Wichtigkeit des gesamten Areals, welches von Touristen frequentiert wird und Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen ist. Gewissermaßen ein Aushängeschild. „Der Platz ist so schön“, schwärmt Jost Fischer.

Auch zu einer Nachbildung der beiden Adler hat sich Fischer schon Gedanken gemacht. Er meint, dass vom erhaltenen Adler Gipsabdrücke für eine Neuanfertigung gewonnen werden könnten. Als Material sollte aus seiner Sicht aber etwas Witterungsbeständiges benutzt werden, um einen erneuten Verfall zu verhindern. Kompliziert werde es aber beim Kopf. Schließlich fehle dieser beim Beton-Adler auf seinem Hof. Immerhin existiert das Foto von Steffen Langusch. Sollte die Stadt aber nicht finanzieren, hofft Fischer auf den Denkmalschutz: „Das sollte ihr Aufgabengebiet sein.“