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Tafel Wenn Leben zum Luxus wird

Die Rente klein, das Hartz IV-Geld reicht nicht, der Kühlschrank ist leer: Dann ist die Tafel in Salzwedel für die Menschen da.

Von Alexander Rekow 05.08.2019, 04:00

Salzwedel l Erna F. (Name geändert) ist 95. Sie hat den Krieg erlebt und in ihrem Leben geschuftet. Trotzdem reicht die Rente nicht, um das Nötigste auf den Tisch zu bekommen. Daher macht sich die Seniorin mit ihrem Rollator oft auf zur Tafel in Salzwedel. So wie Erna F. nutzen etwa 80 bis 90 Haushalte in Salzwedel regelmäßig das Sortiment der Tafel. Zu Spitzenzeiten sind es auch mal 180. Hinzu kommen die Außenstellen in Gardelegen, Klötze und Jahrstedt. Es ist ein Dienst an der Gesellschaft, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist.

Auf 200 Quadratmeter Verkaufsfläche in der ehemaligen Kaufhalle an der Schillerstraße gibt es so ziemlich alles, was der Mensch zum Leben braucht. Backwaren, Obst und Gemüse, Textilien, Milchprodukte oder Haushaltswaren. Wüsste man es nicht, es könnte ein gut sortierter Tante-Emma-Laden sein. Doch die Preise bei der Tafel sind extrem niedrig. Ein Haushalt für eine Person zahlt für den Einkauf nur 1,90 Euro, ein Zwei-Personen-Haushalt 2,80. Aber: Nicht jeder kann sich bei der Tafel versorgen.

„Dafür bedarf es einer Bedürftigkeitsbescheinigung“, sagt der Leiter der Tafel, Helmut Harzer. Alleinerziehende, Rentner, erkrankte Menschen, Hartz-IV-Empfänger oder Flüchtlinge: „Wer weniger als 900 Euro Netto hat, kann zu uns kommen“, erläutert Harzer: „Dann gibt es einen Tafel-Ausweis.“ Vorwiegend seien es „Stammkunden“, die zur Tafel kommen. Sie würden die Zeit bei der Tafel auch für Gespräche nutzen, Sozialkontakte pflegen. „Das ist gerade bei Senioren so, die ihren Partner verloren haben“, sagt der Tafel-Leiter.

Viele Lebensgeschichten würden unter die Haut gehen. Er und seine Helfer haben aber immer ein offenes Ohr. „Wir sind ja so etwas wie eine große Familie“. Da wird von Bedürftigen auch mal ein Päckchen Kaffee von der schmalen Rente als Dank abgeknapst.

Übrigens: Auch einige Helfer der Tafel sind auf den Einkauf dort angewiesen. Aber: „Niemand macht sich die Taschen einfach voll“, betont Harzer.

Derzeit benötigt das Tafel-Team dringend Spenden. Zwar könne mit den geringen Einnahmen Miete, Versicherungen und Reparatur der Fahrzeuge finanziert werden, doch das reicht nicht. „Unser Transporter gibt den Geist bald endgültig auf“, sagt Diakonie-Chefin Susanne Pfaffelhuber. Daher müsse zeitnah ein neues Fahrzeug her, wofür die Tafel dringend Geld benötigt. Denn damit werden die Waren von den Supermärkten geholt und auf die Tafeln verteilt.

Es fehlt zudem an ehrenamtlichen Fahrern. Und auch Sachspenden sind weiterhin willkommen – von der Vase über Fernseher bis Kleidung. Denn nur mit Hilfe und Spenden aus der Bevölkerung kann das Leben der Bedürftigen erleichtert werden.

Wer die Tafel tatkräftig unterstützen möchte, erreicht Helmut Harzer unter folgender Rufnummer: 0157/743 999 88. Spenden sind auf das Tafel-Konto bei der Sparkasse unter dieser IBAN willkommen: DE63810555553030006300.