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Hofladen und Museum Die Besonderheit an Schlachterei Achterberg aus Welsleben

Aus einem alten Bauerngehöft baute Familie Achterberg eine eigene Schlachterei mit Hofladen in Welsleben. Eine weitere Besonderheit verbirgt sich ebenfalls auf dem Hofkomplex.

Von Louis Hantelmann 04.08.2023, 10:34
„Wurst aus eigener Herstellung“ und eine volle Theke erwarten die Kunden von Schlachteri Achterberg im Hofladen in Welsleben. Birgitt Wolfram  sorgt für eine ansprechende Auslegung der Ware.
„Wurst aus eigener Herstellung“ und eine volle Theke erwarten die Kunden von Schlachteri Achterberg im Hofladen in Welsleben. Birgitt Wolfram sorgt für eine ansprechende Auslegung der Ware. Fotos: Louis Hantelmann

Welsleben - Nach dem zweiwöchigen Urlaub hat die Landschlachterei Achterberg aus Welsleben seit gestern wieder geöffnet. Viele Kunden haben scheinbar darauf gewartet, denn alle paar Minuten fährt ein anderes Auto auf den Hof. „Unsere Stammkunden kommen aus einem Umkreis von 50 bis 60 Kilometern. Etwa aus Magdeburg, Aschersleben oder teilweise auch einmal im Monat aus Berlin“, erzählt Stefan Achterberg, dessen Hofladen zwar nur am Donnerstag, Freitag und Sonnabendvormittag geöffnet hat, aber dennoch stets gut besucht ist.

Nachdem das Grundstück zu DDR-Zeiten etwa 40 Jahre lang als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft genutzt wurde, kaufte Stefan Achterberg das Hofgrundstück 1999 und sanierte es umfassend. „Stück für Stück wurde es auf- und umgebaut, sodass geschlachtet und verkauft werden konnte“, erinnert er sich an die Anfänge der Schlachterei.

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Schlachterei in Welsleben: Frau steigt 2008 mit ein

Im Juni 2005 eröffnen er und sein Bruder Mario den Betrieb, 2008 steigt seine Frau Dagmar mit ein. Mittlerweile arbeitet auch Sohn Pascal in der Schlachterei, sodass ein kleiner Familienbetrieb entstanden ist. Dieser wird im nächsten Jahr erweitert, da Sohn Tim nach der abgeschlossenen Schule ebenfalls eine Ausbildung zum Schlachter absolvieren und in den familiären Betrieb einsteigen soll.

Als einer von wenigen Betrieben schlachtet man hier noch selbst und produziert eigenständig. „80 bis 85 Prozent des Fleisches stammen aus unserer eigenen Schlachtung, nur ein kleiner Teil wird dazugekauft“, so Stefan Achterberg. Generell achten sie darauf, so wenig Zusatzstoffe wie möglich zu verwenden. Auch geräuchert werde noch wie vor 100 Jahren mit Holzspänen und großer Schüssel.

Für die Produktion werden pro Woche vier bis fünf Schweine geschlachtet. Dazu kommen ab und an Rinder, Ziegen, vereinzelt Pferde oder es werden Wildschweine und Rehe von Jägern verarbeitet, die nach erfolgreicher Jagd vorbeikommen. Entsprechende Zulassungen sind für alles vorhanden.

Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Korn (Bürgerinitiative Welsleben) lobte schon einmal die traditionelle „rote Bollwurst“, die es nur in Welsleben und im Bördekreis gibt. Zudem ist die Schlachterei Achterberg „ein tolles Beispiel, wie man ein altes Bauerngehöft saniert und vor allem auch wieder wirtschaftlich durch die Fleischerei nutzt“, erzählt er von der Welsleber Dorftradition.

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Stefan Achterberg vor einer alten Verkaufstheke. Seit 25 Jahren wächst der Fundus und kann zu besonderen Anlässen betrachtet werden.
Stefan Achterberg vor einer alten Verkaufstheke. Seit 25 Jahren wächst der Fundus und kann zu besonderen Anlässen betrachtet werden.
Louis Hantelmann

Inzwischen arbeiten fünf Leute in der Schlachterei Achterberg. Regelmäßig beliefern sie ein Altenheim, Tankstellen sowie die Bäckerei Stamm und Natho's Säfte aus Welsleben. Bis Anfang des Jahres gehörte auch die Supermarktkette Rewe zu den Kunden, auf Grund fehlender Mitarbeiter musste das allerdings eingestellt werden. Vier offene Stellen gebe es hier theoretisch, aber wie so oft im Handwerk mangelt es an Personal. „Wenn wir welche finden, bilden wir auch aus. Eigentlich haben wir immer einen Auszubildenden hier“, beschreibst Stefan Achterberg die aktuelle Situation.

Rund 300 Exponate zum Thema Schlachterei finden sich in Welsleben mit informativen Schildern zum jeweiligen Gegenstand.
Rund 300 Exponate zum Thema Schlachterei finden sich in Welsleben mit informativen Schildern zum jeweiligen Gegenstand.
Louis Hantelmann

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Eine lange Leidenschaft

Eine private Leidenschaft von Stefan Achterberg, die mit der beruflichen einhergeht, ist das Sammeln. So auch von Exponaten aus dem Schlachterhandwerk. Damit begonnen hat er vor etwa 25 Jahren. Der Fundus an Gegenständen ist über die Jahre durch Kunden, die etwas mitgebracht haben, Schlachtereiauflösungen oder durch Käufe auf Flohmärkten und dem Internet, stetig gewachsen.

Da ein Raum auf der Hofanlage noch Platz bot, wurde dort ein Museum zum Thema „Schlachten“ eingerichtet. Vom kleinen Messer bis zur alten Verkaufstheke finden sich dort rund 300 Exponate. Das älteste ist ein Wiegemesser von 1846, mit dem vor der Einführung von Fleischwolf und Kutter Fleisch zerkleinert und weiterverarbeitet wurde. „Mit dem alten Fleischwolf und der Spritze habe ich selber noch gearbeitet. Danach wanderten sie ins Museum“, berichtet Stefan Achterberg.

Zu besonderen Anlässen wie dem Hoffest wird dieses geöffnet. So auch beim anstehenden 20-jährigen Jubiläum 2025, welches groß gefeiert werden soll, nachdem das letzte geplante Jubiläum der Pandemie zum Opfer gefallen ist.