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Ranies Kita-Schließung auf der Kippe

Die Zukunft der Ranieser Kindertagesstätte „Knud Sonnenschein“ soll noch einmal diskutiert werden.

Von Julia Schneider 25.09.2015, 19:54

Schönebeck l „Die Vorlage sollte heute wohl an dieser Stelle nur noch eine Formsache sein“, sagte Reinhard Banse (FDP/Rettet die Altstadt) am Donnerstagabend im Dr. Tolberg-Saal. Dort sollten die Ratsmitglieder unter anderem über die Zukunft der Ranieser Kita „Knud Sonnenschein“ entscheiden. Weil in den vorangegangenen Ausschüssen bereits mehrheitlich für die Schließung der Einrichtung gestimmt worden war, hatte man glauben können, der Stadtrat werde sich ähnlich entscheiden. Allen Stadträten war jedoch ein Brief der Ranieser Eltern zugegangen. Und der brachte eine neue Dynamik in die Entscheidungsfindung der Stadträte. So gab Reinhard Banse zu, dass er sich erst aufgrund des Schreibens konkret mit der Einrichtung auseinandersetzte und Kindern und Eltern einen Besuch abstattete. Er würdigte den einwandfreien Zustand der Kindertagesstätte und die Arbeit der Erzieher. Den Antrag zurückstellen und in die Ausschüsse zurückgeben, lautete deshalb sein Antrag.

„Hier geht es nicht um Symphatie oder die Würdigung der pädagogischen Arbeit in der Kita“, antwortete Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Die Entscheidung, die Ranieser Kita zu schließen, sei eine rein wirtschaftliche und wegen der Haushaltssituation der Elbestadt nötig. „Bei der Stadt hapert es am Geld und in Ranies an Kindern“, brachte es Stadtrat Rolf Wiswede (Die Linke) auf den Punkt. Die Kita in Ranies könne trotzdem noch ein Jahr länger aufgelassen werden, um Eltern wenigstens die Chance zu geben, die Situation in der Ranieser Kita zu ändern.

Viele Stadträte meldeten sich zu Wort und gaben einen Sinneswechsel in der Angelegenheit an. „Ich stimme gegen die Schließung“, sagte auch Anne Schönemann (Die Linke). Ihre Meinung habe sich geändert, denn nun sähe man Eltern kämpfen. „Kinder, die nicht im Ort bleiben, gehören nicht mehr zum Ort“, gab die Stadträtin zu bedenken. Kritisiert wurde von verschiedenen Ratsmitgliedern abermals, dass die Kita Ranies angeblich nicht richtig bei interessierten Eltern beworben werde. „Die Eltern haben das Wunsch- und Wahlrecht. Wir weisen ihnen keine Kitas zu und werden damit auch nicht anfangen“, verteidigte Bert Knoblauch das Vorgehen der Stadtverwaltung, die Eltern stets alle zur Verfügung stehenden Einrichtungen nenne.

Knoblauch wollte von den Stadträten vor allem wissen, wie der Fortbestand der Ranieser Einrichtung finanziert werden soll. „Sollen wir die Elternbeiträge erhöhen, so dass alle Eltern die Kosten tragen?“, fragte er provokativ, um auf das Hauptproblem aufmerksam zu machen. 80 000 Euro würden durch die Schließung der Kita „Knud Sonnenschein“ gespart werden, sagte Rolf Wiswede. Laut dem Ratsmitglied „Peanuts“ im Vergleich zu anderen Posten.

Thoralf Winkler (Grüne) und Mark Kowolik (parteilos) sprachen sich beide dafür aus, die Einrichtung offen zu lassen, wenn sich Eltern finden, die ihre Kinder dort betreuen lassen möchten. Die Stadtverwaltung müsse dafür, so appellierte Frank Schiwek (SPD), aber auch ein vernünftiges Marketing betreiben.

Dass das Thema trotz einhelliger Meinungen in den Ausschüssen noch immer nicht zuende diskutiert ist, zeigten die vielen Wortbeiträge im Stadtrat. Zudem waren die Zuschauerplätze so voll, wie lange nicht mehr. Etliche Ranieser waren bei der Sitzung erschienen und applaudierten anfangs jedem Beitrag, der pro Kita Ranies ausfiel. Dies unterband Stadtratsvorsitzender Friedrich Harwig (Die Linke) jedoch. Und so war es ganz still, als sich die Räte mit 25 von 37 Stimmen für den Antrag von Reinhard Banse aussprachen, die Vorlage zurück in die Ausschüsse zu geben. Damit verbunden sei jedoch die Auflage, dass Eltern, Erzieher und Verwaltung gemeinsam Maßnahmen entwickeln, die den Kita-Betrieb weiter ermöglichen. Darauf hatten sich die Fraktionen in einer kurzen Pause geeinigt. einzig die CDU-Fraktion wollte diesem Vorschlag nicht folgen.