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Raub Bus der Philharmoniker überfallen

Aufregung in Amsterdam: Fünf Männer überfallen den Tourbus, halten den Fahrer im Würgegriff und stehlen Privatsachen der Künstler.

Von Olaf Koch 28.09.2015, 16:50

Amsterdam/Schönebeck l Es soll das letzte Konzert werden. Nach den Auftritten in Garbsen, Den Haag, Ede und Brüssel haben die Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck am Sonntag ein Nachmittagskonzert in Amsterdam. Mitten im Herzen der Grachtenstadt in der niederländischen Philharmonie im Osten der Metropole. Der weiße Tourbus der Schönebecker parkt in der Obiplain-Straße in der Nähe der Geradus-Majella-Kirche. Es ist kurz nach 14 Uhr.

Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die 19 Musiker, Dirigent Gerard Oskamp und die beiden Gastmusiker, Karin Lechner und Natasha Binder, bereits in der Konzerthalle. Lediglich der Busfahrer ist vor Ort, als fünf unbekannte Männer in den Bus stürmen. Wie der niederländische Fernsehsender AT5 und mehrere Zeitungen übereinstimmend berichten, wird der Busfahrer von einem Mann im Würgegriff festgehalten, während die anderen vier Täter den Bus nach Wertsachen durchsuchen. Gestohlen werden nach Angaben der Zeitung „Metro“ unter anderem ein Laptop, ein iPad und Taschen.

Diese Beute bestätigt insgesamt auch die Pressesprecherin Anne Ströhler am Montagnachmittag auf Anfrage der Volksstimme. „Die Täter müssen uns vorab bereits genau beobachtet haben“, berichtet Ströhler. Sie betont, dass weder die Künstler in Gefahr waren, noch wertvolle Instrumente gestohlen wurden.

Als um 14.15 Uhr das Konzert in der Hauptstadt der Niederlande beginnen soll, bilden die Musiker einen Krisenstab. Es muss festgestellt werden, was konkret gestohlen wurde, um bei der Amsterdamer Polizei Anzeige zu erstatten. Im Saal im Publikum sitzt ein Arzt, der den Deutschen spontan seine Betreuung anbietet, als er davon erfährt. „Das möchte ich auch ausdrücklich sagen: Die Hilfsbereitschaft dort vor Ort war überwältigend“, so die Pressesprecherin gestern.

Mit 30 Minuten Verspätung beginnt das letzte Konzert der Gastspielreise. Die Besucher hören unter anderem Stücke von Mozart, Haydn und Agthe. Währenddessen kümmert sich Anne Ströhler um den Kontakt mit der Polizei in Amsterdam. Eine Anzeige wird gefertigt.

Dass ein Tourbus von Musikern überfallen wird, ist selbst in der Großstadt Amsterdam außergewöhnlich. Noch am gleichen Abend berichtet der Fernsehsender AT5 von dem dreisten Raubüberfall, Zeugen werden befragt und kommen vor laufender Kamera zu Wort. Weitere Zeitungen, darunter die „HetParool“ und die „Metro“, steigen in die Berichterstattung ein.

Etwas zurückhaltender beantwortet die Pressesprecherin der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck die Fragen der Volksstimme, obgleich die Musiker nicht Täter, sondern Opfer sind. Sie müssen sich für nichts schämen. „Nein, darum geht es auch nicht. Wir wollen nur nicht, dass so ein Negativerlebnis den Schlusspunkt zu dieser wirklich sehr schönen Gastspielreise setzt“, begründet Anne Ströhler.

Soll auch nicht: Denn trotz der Aufregung in Amsterdam können die Schönebecker mit ihren Gastmusikern auf eine durchaus erfolgreiche Kurztournee blicken. „Wir haben überall eine sehr gute Kritik bekommen“, erzählt sie. Zudem hat das Orchester in Sälen gespielt, die allesamt über eine „wahnsinnig gute Akustik“ verfügen, so die Pressesprecherin.

Die Reise durch Belgien und den Niederlanden war nicht das erste Auslandsgastspiel. In den zurückliegenden Jahren war das Orchester bereits in Südafrika, Kuba, Polen, Litauen und der Ukraine engagiert.

Anhänger der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie können das Orchester demnächst wieder in heimischen Gefilden erleben: am kommenden Sonnabend in der Reha-Klinik Barby und am 9. Oktober im Dr.-Tolberg-Saal.