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Zum Murmeltiertag Wenn Boxerdame Rosi bei Gewitter zittert

Zum „Murmeltiertag“ am 2. Februar auf dem Kinderbauernhof Calbe bei Daniela Heyer nachgefragt: Wie wetterfühlig sind ihre Tiere?

Von Massimo Rogacki 02.02.2016, 10:11

Calbe l Rosi kann Trubel ab. Auf dem Kinderbauernhof in Calbe hat sich die Boxerdame daran gewöhnt, dass um sie herum Kinder tollen und ständig etwas los ist. Doch an einigen Tagen wird Rosi unruhig, zittert und kann es kaum erwarten, sich in das Haus zurückzuziehen. „Wenn Gewitter bevorstehen, merkt sie das und ist sehr schreckhaft. Sie ist extrem wetterfühlig“, sagt Daniela Heyer, die Chefin des Bauernhofs in der Großen Fischerei.

Das geht außer Rosi auch anderen Tieren so. Das Paradebeispiel des sensibel auf Wetter reagierenden Tieres ist das Murmeltier. Wenn in unseren Breiten Lichtmess gefeiert wird, warten Amerikaner jedes Jahr am 2. Februar wie gebannt auf den Auftritt eines kleinen Nagers namens Phil. Zunächst wird das Murmeltier aus seinem Bau gelockt und dann heißt es: Sieht das Tier seinen Schatten, bleibt es weitere sechs Wochen lang Winter. Sieht es ihn nicht, kommt der Frühling. Während sich derartige Bauernregeln in unserem Kulturkreis eher auf Dachse beziehen, ist in den USA der Murmeltiertag seit 130 Jahren etabliert.

Sagt das Verhalten von Tieren wirklich etwas über Wetter und Klima aus? „Klar“, sagt Daniela Heyer. Schon lange bevor es richtig kalt wird, verkriechen sich etwa die Laufenten im Stroh und kommen erst wieder raus, wenn es wärmer wird.

Stute Lilly ist ein anderes extremes Beispiel. Einige Tage vor dem Aufziehen eines Sturmes lässt sie sich auf der Koppel nicht mehr einfangen. Sie ist sehr kinderlieb, doch an Reiten ist in dieser Zeit nicht zu denken.

„Das sind Herden- und Fluchttiere, die einen bestimmten Instinkt für Wetterumschwünge haben“, berichtet Heyer. Währenddessen steht einige Meter weiter die neunjährige Stute Fenja im strömenden Regen und denkt nicht daran, sich unter den Unterstand zurückzuziehen. „Sie ist auch sehr sensibel, aber weniger wetterfühlig“, erklärt Daniela Heyer. Insgesamt haben Pferde ein gutes Gespür, nicht nur für das Wetter, sondern auch für Menschen, erklärt Daniela Heyers Ehemann Florian. Das geht so weit, dass die Tiere, die auf dem Hof der Heyers auch in der Therapie von Kindern mit Behinderung eingesetzt werden, ihr Verhalten anpassen. „Pferde erkennen jedes menschliche Wehwehchen sofort“, sagt Florian Heyer.

An dem Fell von Pferden lasse sich im Übrigen auch erkennen, ob der Frühling bevorsteht. Wenn die Huftiere haaren und sich das Fell auszudünnen beginnt, rücke die wärmere Jahreszeit näher, so Daniela Heyer.

Auf ihrem Kinderbauernhof hält die gelernte Physiotherapeutin noch weitere Tiere. Alle extrem zutraulich, schließlich werden hier neben interessierten Familien auch ganze Schulklassen empfangen. Von Wetterfühligkeit ist bei Minischwein Timon keine Spur. „Timon hat aber ein gutes Gespür dafür, wann es etwas zu essen gibt“, sagt Heyer lachend. Im Winter müsse sich das borstige Tier natürlich auch eine Speckschicht anfressen.

Einige Tiere zeigen sich von Wetterumschwüngen unbeeindruckt: „Die Katzen und Hasen bei uns lassen sich nicht so viel anmerken“, hat Daniela Heyer beobachtet. Auch die Katzen seien eher „futterfühlig“, so Heyer schmunzelnd.

Während sie das sagt, rennt Heyers fünfjähriger Sohn „Kalli“ über den Hof. In seinem Gefolge Boxerdame Rosi und Bernhardiner Bennek.

Das Trio eilt zu einem der Ställe, in dem der neue Star des Kinderbauernhofs noch etwas ungläubig dreinblickend neben Mutter Valentina steht.

In der Nacht zu Montag hat Mama Valentina um 4.40 Uhr ein Bullenkalb entbunden. Von Wettereskapaden lassen sich Mutter und Sohn zunächst mal nicht beeindrucken. „Die bleiben in den nächsten Tagen erstmal im Stall und können sich ausruhen“, sagt Florian Heyer.

Noch hat das Bullenkalb keinen Namen. „Vielleicht können die Leser ja helfen“, findet Heyer. Fest steht: An Kinder wird sich der propere Neuankömmling schnell gewöhnen. Bleibt nur zu hoffen, dass er bei Gewitter nicht so ein „Weichei“ wie Boxerdame Rosi wird.