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Feuerwehr Felgeleber bangen um ihre Wehr

Die geplante Fusion mit Bad Salzelmen hängt wie ein Damoklesschwert über der Feuerwehr von Felgeleben.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 28.02.2016, 16:21

Felgeleben l Stolz spricht zu Recht aus Daniel Schürmann, wenn er von seiner Mannschaft berichtet. 44 Einsätze haben seine Brandbekämpfer der Freiwilligen Stadtteilfeuerwehr Felgeleben im vergangenen Jahr gemeistert. 50 Prozent der Fälle waren Brände, die andere Hälfte gliedert sich auf in 14 technische Hilfeleistungen, sieben Fehlalarme und einen Einsatz, der in der Statistik unter „Sonstiges“ läuft. „Bei allen Einsätzen fuhren im Schnitt 10,6 Kameraden raus“, sagt der Wehrleiter bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend. Das sind seinen Ausführungen nach 1049,4 geleistete Einsatzstunden. Dass die Felgeleber Feuerwehrmänner und -frauen ihr Ehrenamt also ernst nehmen, ist nicht von der Hand zu weisen.

Das Engagement zieht sich nicht nur durch die Reihen der Aktiven. Auch der Nachwuchs ist bei den Felgelebern gut dabei. Wie Melanie Balder als stellvertretende Jugendwartin mitteilt, zählen neun Mitglieder zur Kinder- und Jugendwehr. Die drei Mädchen und sechs Jungen widmen sich jeden Sonnabend - immer von 9 bis 11 Uhr - der Ausbildung. Die Arbeit trägt Früchte, davon ist nicht nur Melanie Balder überzeugt. Die Zahlen sprechen für sich. „Wir dürfen heute wieder voller Stolz drei Jugendfeuerwehrkameraden in die aktive Abteilung übergeben“, berichtet sie. Während die einen gehen, kommen andere nach. Deshalb fügt die stellvertretende Jugendwartin noch hinzu, „dass wir 2015 vier neue Mitglieder willkommen heißen durften“.

Für ausreichend Nachwuchs ist bei der Felgeleber Feuerwehr ergo gesorgt. Und wie Daniel Schürmann weiter ausführt, ist auch bei den Aktiven alles im Reinen. So seien die Felgeleber beispielsweise schnell - ihre Ausrückzeit lag im Schnitt bei 4,3 Minuten. Der Altersdurchschnitt seines Teams liegt bei 26,5 Jahren. Und neben den 48 Dienstabenden haben die Ehrenamtlichen das Osterfeuer zu einem „riesen Erfolg“ werden lassen. Darüber hinaus stand 2015 der große runde Geburtstag an. 90 Jahre alt ist die Felgeleber Wehr geworden. Das wurde im September zusammen mit dem achten Wohngebietsfest gebührend gefeiert.

„Da man zum Geburtstag meistens etwas geschenkt bekommt, hat sich unser Förderverein nicht lumpen lassen“, führt der Wehrleiter in diesem Zusammenhang weiter aus. In Zahlen ausgedrückt sind es 14 100 Euro, die der Förderverein für seine Wehr eingetrieben hat. Dazu gehören laut Daniel Schürmann ein Rettungszelt, Rollcontainer-Beleuchtungssatz und eine Rettungssäge.

Diese Unterstützung erhalten die Felgeleber nunmehr seit fünf Jahren von ihrem Förderverein. Grund genug, dass Daniel Schürmann am Freitag ein dickes Danke zurückgibt an die Helfer - in Form eines Gutscheins. „Im Mai werden der Förderverein und die Feuerwehr zusammen grillen und dann werdet ihr von uns bedient“, sagt der Wehrleiter.

Bei all der Freude kommen alle Teilnehmer der Jahreshauptversammlung aber auch schnell zu sprechen auf jenes Thema, das seit geraumer Zeit die Gemüter erhitzt: die von der Stadtverwaltung geplante Zusammenlegung der Felgeleber Wehr mit der Bad Salzelmener. „Eine Fusion soll Effekte erzielen“, beginnt Daniel Schürmann seine Kritik. „Doch die erreicht man nur, wenn es wirklich alle wollen.“ Und: „Die Kameraden, die für Sie durch das Feuer gehen, wollen es nicht.“ Dabei betont der Felgeleber Wehrleiter, dass das Nicht-Wollen nicht auf Antipathie gegenüber der Salzer Kameraden beruhe. Schließlich arbeiten sie bereits seit Jahren Hand in Hand im Ernstfall. Er sieht bei der Fusion vielmehr einen Identitätsverlust und den drohenden Austritt der Mitglieder. Sein Gegenvorschlag: „Überdenken Sie Ihre Pläne und stärken beide Standorte.“

Die von der Stadtverwaltung geplante Fusion scheint wie ein Damoklesschwert über der Felgeleber Stadtteilfeuerwehr zu hängen. So spricht Stephan Böttcher das aus, was wohl viele denken: „Vielleicht ist das hier unsere letzte Jahreshauptversammlung in Felgeleben?“ Um dieser Prophezeiung entgegenzuwirken, hat er als Einwohner von Felgeleben mit Stadtrat Werner Grundmann (SPD-Fraktion) eine Unterschriftenaktion in Felgeleben und Sachsenland ins Leben gerufen. Gegen die Fusion macht sich ebenso Dieter Berge als Vorsitzender des Fördervereins stark. Seinen Ausführungen nach müsste der engagierte Trupp schon allein aufgrund seiner sich selbst gegebenen Satzung seine „Segel streichen“, sollte es zur Fusion kommen.

Das Thema betrifft nicht nur die Felgeleber. Auch die Stadträte, die am Ende über die künftige Struktur der Feuerwehr in Schönebeck entscheiden sollen, bringen sich am Freitagabend in die Diskussion ein. So erkundigt sich Mark Kowolik (parteilos) beispielsweise nach der Ausrückzeit. Denn vorgesehen ist bisher, dass sich die gemeinsame Wache für Felgeleben und Salzelmen an der Boeltzigstraße befinden soll. Das ziehe wahrscheinlich einen längeren Anfahrtsweg für die Felgeleber Kameraden nach sich. „Das wäre für mich dann ein K.o.-Kriterium“, sagt Mark Kowolik.

Einig sind sich die anwesenden Stadträte - neben Mark Kowolik außerdem Sabine Dirlich von den Linken, Reinhard Banse von FDP/Rettet die Altstadt, Werner Grundmann von der SPD, Thoralf Winkler von den Grünen, dass sie eine Entscheidung fällen wollen, „die Sie mitnimmt“, spricht Thoralf Winkler die Brandbekämpfer an.