1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Fall für Landesrechnungshof?

Radweg Fall für Landesrechnungshof?

Von Zackmünde nach Schönebeck wird ein Radweg gebaut. Die Kosten: 240.000 Euro. Er soll in Richtung Schönebeck-Sachsenland verlaufen.

Von Thomas Linßner 10.03.2016, 18:06

Pömmelte l So richtig hatte bisher kaum jemand aus dem Elbe-Saale-Winkel mitbekommen, dass der Radweg gebaut wird. Auch die Vertreter der Stadtverwaltung Barby nicht, die stets zu den Arbeitsbesprechungen zum Bau des Ringheiligtums eingeladen waren. Erst nach einem Volksstimme-Beitrag merkten sie auf.

Wie bereits berichtet, ist das Unverständnis besonders bei den Befürwortern eines Radweges von Barby bis Pömmelte groß: Pömmeltes Ortsbürgermeister Thomas Warnecke: „500 Meter von hier verläuft parallel ein Top-Radweg auf dem Damm. Wieso baut man da noch einen?“ Diese 240.000 Euro seien besser investiert in einen Weg von Barby nach Pömmelte, der seit Jahren gefordert wird und das Ringheiligtum „effektiv“ an den bestehenden Elbe- und Saaleradweg anschließen würde. Zudem sei eine ausgebaute Verbindung zum Bahnhof Gnadau, der in Sichtweite liegt, sinnvoller.

Auch Rainer Bittersmann, der im vergangenen Jahr eine Demo für den Radweg nach Pömmelte auf die Beine brachte und zu jeder passenden Gelegenheit die Stimme erhebt, schimpft: „Das ist reine Geldverschwendung!“

Tilo Wechselberger, Fachdienstleiter für Kreis-und Wirtschaftsentwicklung, bestätigt den Bau des Radweges nach Schönebeck, der mit Kosten von 240.000 Euro zu Buche schlägt. Er sei von Anfang an ein fester und unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtprojektes gewesen. Hintergrund sei, dass im Bereich Zackmünde ja zwei Kreisgrabenanlagen in einer Entfernung von nur 1,3 Kilometern liegen: das Ringheiligtum Pömmelte und die Kreisgrabenanlage Schönebeck in der Gemarkung Felgeleben. „Das ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal. So kann man nach seiner Fertigstellung vom Aussichtsturm über das Ringheiligtum zur Anlage Schönebeck blicken“, so Wechselberger.

Mittel- bis langfristig solle auch die Kreisgrabenanlage Schönebeck touristisch erschlossen werden. „Hierfür sind allerdings noch keine Vorarbeiten eingeleitet“, gesteht der Fachdienstleiter.

Die Frage, warum man in Barby nichts von diesen Planungen wusste, versteht er nicht: „Der Bürgermeister der Stadt Barby und der Ortsbürgermeister von Pömmelte waren und sind seit 2010 in die Projektentwicklung und -umsetzung einbezogen.“

Elbe- und Saaleradler, die zum Ringheiligtum wollen, fahren auf dem kürzesten Weg auf der viel befahrenen Landesstraße 61 von Barby nach Pömmelte. Tilo Wechselberger will diesem Gedanken nicht folgen: Sie sollten doch besser auf der Strecke der Börde-Hamster-Tour fahren. Die verläuft vom Barbyer Bahnhof kommend parallel zur Kreisstraße nach Gnadau, dann auf der Verbindungsstraße nach Pömmelte, von dort aus über den Felddamm zum Deichradweg Glinde-Schönebeck. In Höhe Zackmünde würden die Radfahrer dann über die neu ausgebaute Zufahrtsstraße zum Ringheiligtum geführt.

Über derart praxisferne Vorschläge kann Frank Bläsing vom Barbyer Tourismusverein nur den Kopf schütteln. Der Betreiber des „Rautenkranz“ hat in der wärmeren Jahreszeit täglich mit Radtouristen zu tun und weiß, wovon er spricht: „Haben die Fördermittelgeber und die Projektanten mal auf die Landkarte geguckt? Dann würden sie wissen, dass Radwanderer wohl kaum über den Börde-Hamster-Weg fahren würden, wenn sie zur Kreisgrabenanlage wollen.“ Dieser Meinung schließt sich auch Frank Sieweck von der Arbeitsgruppe Elbbrücke Barby (AG) an: „Die finden den nie, die werden ihn auch nicht suchen.“

Sein AG-Kollege Jürgen Krebs zum im Bau befindlichen Weg nach Schönebeck: „Wer solche Projekte wie diesen Radweg plant, denkt nicht weiter, als bis zu seinem eigenen Kirchturm.“ Kreistagsmitglied Dirk Trappe findet es „unverständlich“, weil die „Infrastruktur vorhanden ist“. Ortschaftsrat Klaus Strobel: „Das geht mir nicht in den Kopf: Da verlaufen zwei Radwege parallel, woanders wird nicht mal einer gebaut.“ Klaus Bittrich vom Tourismusverein bezeichnet den Bau konzeptionslos. Da würden „240.000 Euro auf dem Acker versenkt“. Das sei ein Fall für den Landesrechnungshof .