Kerstin Becker und Thomas Scheid setzen sich für Strecke ein / Kreis hat andere Prioritäten 500 Unterschriften für sicheren Radweg
Fast 500 Unterschriften bekunden: Es muss einen Radweg zwischen Plötzky und Pretzien geben. Das Radfahren an der Straße ist zu gefährlich. Kerstin Becker und Thomas Scheid kämpfen für den Weg. Der Landkreis macht wenig Hoffnung, dass er Realität wird.
Pretzien l Die Straße ist viel befahren, es gibt Kurven und Senken, an manchen Stellen ist die Fahrbahn zwischen Plötzky und Pretzien schlecht einzusehen. Besonders auch, wenn es, wie jetzt, später hell oder früher dunkel wird. Der Pretziener Thomas Scheid ist überzeugt, dass die Straße für Radfahrer gefährlich ist. "Das hier noch nichts Schlimmes passiert ist, grenzt eigentlich schon an ein Wunder", sagt er. Zusammen mit Kerstin Becker will er Bewegung in ein festgefahrenes Thema bringen: Den Radweg zwischen Plötzky und Pretzien. Es geht um rund zwei Kilometer. Diese Verbindung ist immer wieder mal im Gespräch gewesen. Getan hat sich bisher nichts!
Kerstin Becker macht deshalb Nägel mit Köpfen. Sie ist seit mehreren Wochen in ihrem Heimatort unterwegs und sammelt Unterschriften. "Wir wollen die Listen dem Landkreis übergeben, der Baulastträger für die Straße ist und damit auch für den Radweg verantwortlich zeichnet." Zwei Aspekte sollen mit der Aktion betont werden. "Die Unterschriften zeigen, dass die Leute hier hinter der Forderung nach einem Radweg stehen. Und der Druck auf die Behörden soll so erhöht werden", sagt die 51-Jährige. Die Idee greife frühere Initiativen zum Radweg auf, die alle im Sande verlaufen seien.
Kerstin Becker ist nach Pretzien zugezogen, sie fühlt sich sehr mit dem Ort verbunden. Sie selbst fährt viel mit dem Fahrrad, doch die Strecke nach Plötzky ist ihr zu gefährlich. "Manchmal sind die Autos hier ziemlich schnell unterwegs. Da bekommt man es mit der Angst zu tun." Ein Gefühl, dass die Verkäuferin mit vielen Leuten aus ihrem Heimatort teilt. Aus Gesprächen im Laden weiß sie davon. "Die älteren Menschen fahren zur Bank, zum Friseur oder zur Fußpflege. Die Grundschüler fahren nach Plötzky zur Schule. Die Plötzkyer nach Pretzien zum Arzt. Ein Radweg würde viel erleichtern. Zumal die öffentlichen Verkehrsmittel nur dürftig fahren." Der alternative Radweg durch den Wald sei Kindern und Senioren nicht zuzumuten.
Hinzu kommt, und das ist vor allem Thomas Scheid in der Argumentation wichtig, dass die Region um Touristen werbe und dabei den Elberadweg betone.
Der Landkreis weiß um die Forderungen nach dem Radweg. Doch Ralf Felgenträger vom Kreiswirtschaftsbetrieb macht für den Moment wenig Hoffnung, dass der Weg gebaut wird. "Die Mittel dafür sind nicht da", sagt er. Dem Kreis gehe es darum, zunächst auf allen eigenen Straßen einen gleichen Ausbaustandard zu erreichen. "Da hat der Kreistag die Prioritäten gesetzt." Hinzu käme, so Ralf Felgenträger, dass man nach der Juni-Flut viele Schäden an Straßen beseitigen müsste, was den Kreis finanziell auch stark beanspruche. Erst danach könne man an ein Projekt wie einen Radweg denken. Problematisch ist zudem, dass die Planungen für den Bereich schwierig wären. Ralf Felgenträger nennt die Stichworte Waldumwandlung, Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen. Auch mit Partnern wäre das schwer: die Stadt Schönebeck, die 2010 schon über eine eigene Finanzierung nachgedacht hatte, kann das Projekt wegen ihrer Haushaltslage finanziell nicht stemmen.
Das Geld kann in den Augen von Kerstin Becker und Thomas Scheid nur eine nachgeordnete Rolle spielen. "Es geht um Sicherheit", sagt der Pretziener. Die Behörden müssten sich bemühen, über Förderprogramme und in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Fördermittel zu akquirieren. Über 400 Unterschriften hat Kerstin Becker gesammelt, Listen liegen in den öffentlichen Einrichtungen aus, 500 Namenkürzel sollen zusammenkommen. Kerstin Becker: "Wir wollen, dass die Verantwortlichen das Thema ernsthaft angehen und nach Lösungen suchen."