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Abnehmen Alles ist erlaubt - in Maßen

Vor 20 Jahren haben Susanne und Frank Froese zusammen 110 Kilogramm abgenommen. Die Welsleber halten ihr Gewicht.

Von Heike Liensdorf 17.01.2019, 10:00

Welsleben l Darauf sind Froeses auch nach gut 20 Jahren noch immer unheimlich stolz: Gemeinsam speckten sie ordentlich ab. Mit Anfang 30 wog sie 105 Kilogramm, er 150 Kilogramm. Anfang 1998 dann der Entschluss: Abnehmen bis zum Normalgewicht. Mit eiserner Disziplin, Ernährungsumstellung und Sport erreichen sie ihr Ziel bereits im Herbst des gleichen Jahres. Seitdem genießen sie jeden Tag ihres neuen Lebensgefühls – und halten tapfer durch.

Beide sind nun 53 Jahre alt. Susanne Froese wiegt 61 Kilogramm bei einer Größe von 1,63 Meter, ihr Mann Frank 112 Kilogramm auf 1,86 Meter. Nicht nur ihr Gefühl sagt ihnen, dass sie alles richtig gemacht haben, eindeutige Zeichen kommen auch von ihrem Körper. „Wir haben jahrelang hohen Blutdruck gehabt – mit dem Abnehmen ist er normal bei beiden geworden und geblieben. Und auch sonst ist unser Arzt mehr als zufrieden“, erzählt die agile, zierliche Frau. Doch sie gibt ehrlicherweise auch zu: „Wissen Sie, wie schwer das damals war?“ Auch, weil zur Familie noch zwei Kinder gehören, damals sechs und neun Jahre alt. Viele Eltern werden wissen: Gemüse gehört da nicht unbedingt zur Leibspeise. Aber alle haben mitgezogen.

„Wir waren süchtig nach Essen. Alkoholikern geht es wohl nicht anders. Sie haben den Drang zu trinken – und wir eben zu essen“, vergleicht Susanne Froese. Diesen Drang haben sie erfolgreich überlistet, bekämpft, ausgetrickst oder sind ihm bewusst entgegengetreten. Entscheidend für dieses Umdenken ist ein Moment gewesen: Als Frank Froese in einen erst neu gekauften Anzug nicht mehr hineinpasste. „Es klingt vielleicht blöd, aber von da an wollte ich alles ändern“, erzählte der damals 34-Jährige in einem Gespräch mit der Volksstimme. Diese hat 2000 in der Serie „Schlank und fit in den Frühling“ über die Froeses Erfolg berichtet. Den Beitrag haben sie sich eingerahmt. Kaum zu glauben, dass die darauf zu sehenden sehr korpulenten Menschen sie sein sollen.

Seine Frau brauchte damals noch ein paar Tage, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Dann packten es beide an. Und schafften es. Einen Jojo-Effekt haben sie nicht erlebt. Weil sie dranbleiben. Das muss man, betont Susanne Froese. „Sagen wir es mal so: Wir geißeln uns nicht, aber wir müssen weiterhin darauf achten.“ So verzichte sie im Urlaub auf nichts, greife am Büfett aber lieber einmal mehr zu Wurst oder Käse und lasse das Brot weg.

Das ist auch einer ihrer Tipps: Nach 16 Uhr keine Kohlenhydrate mehr. Also keine Nudeln, kein Reis, kein Brot. „Alles, was schmeckt ...“, sagt sie nüchtern und muss herzlich loslachen. „Es ist so: Lieber eine Scheibe Käse ohne Brot.“ Gebratenes Fleisch kommt bei Froeses auch auf den Tisch. „Natürlich“, betont sie und schiebt schmunzelnd hinterher: „Aber natürlich ohne Panade.“ Ja, die Ernährung muss umgestellt bleiben, auch wenn sie jahrelang schon ihr Gewicht halten. Oder gerade deswegen, damit sie es weiterhin halten. „Das ist schon ein schwerer Schritt. Aber es bringt nichts, ein halbes Jahr Salat zu essen und dann wieder Geschlachtetes“, dem ist sich Frank Froese bewusst. „Wir können ja alles essen, aber eben in Maßen.“ Die Lust auf allzu Herzhaftes oder Süßes sei schon lange nicht mehr da.

Trotz dass sie damals innerhalb von acht Monaten 50 und 60 Kilogramm abgenommen hatten, mussten sie nicht unters Messer, um die dann überflüssige Haut entfernen zu lassen. „Wir waren noch jung, da hat Sport genügt“, erklärt Susanne Froese. Regelmäßig ins Fitnessstudio gehen sie nun zwar nicht mehr, aber sie bewegen sich. „Im Ort bin ich nur mit dem Fahrrad unterwegs, ob es regnet, stürmt oder schneit. Richtige Kleidung an und los geht es“, sagt sie.

Die Umstellung der Ernährung hat eine Umstellung der Einstellung mit sich gebracht. Und ein neues, besseres Körpergefühl, das betonen beide immer wieder.