ADHS Aus dem Alltag mit ADHS

Der 6-jährige Anton B. genießt sein Leben. Doch bei ihm ist vieles anders als bei seinen Altersgenossen.

Von Andre Schneider 15.08.2020, 23:01

Schönebeck l Anton B. sitzt auf einem Baum. Fröhlich lächelt er beim Fototermin in die Kamera. Er spielt, ist aufgeweckt. Nichts Ungewöhnliches für einen 6-Jährigen. Doch Anton kann sich nicht besonders lange auf eine Sache konzentrieren. Anton hat ein Problem. Er ist krank.

Das Kindergartenkind leidet an der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die Krankheit wird im Volksmund auch „Zappelphilipp-Syndrom“ genannt. Warum? Das wird deutlich, wenn Anton nach draußen geht. Der quirlige Junge ist einfach immer in Bewegung. Stillsitzen, das gibt es für ihn nicht oder nur ganz kurz. Dabei hat er viele Interessen.

„Ich gehe gerne baden, das muss ich in der Schwimmhalle aber noch üben“, sagt der Junge. Und ist gedanklich schon wieder beim nächsten Thema. „Ich finde Äste sehr schön“, sagt er, während er gekonnt auf einem Baum in der Nähe der Volksschwimmhalle klettert. Oben angekommen möchte er dann aber schnell wieder herunter und sich mit anderen Dingen in seiner Umwelt beschäftigen.

„Mit seinem Kopf ist er oft ganz woanders“, erklärt seine Mutter Annika Senftleben. „Konzentration fällt ihm sehr schwer.“ Im Alltag würde er oft anecken. Im Supermarkt zum Beispiel, wie seine Mutter berichtet: „Beim Einkaufen ist er gegen eine Pyramide von Waren gelaufen. Er sollte mit aufräumen helfen, wollte das aber nicht. Eine Frau hat dann gesagt, dass bei solchen Kindern nur ein ‚Arsch voll‘ hilft.“

Als Annika Senftleben das erzählt, ist sie noch immer fassungslos. Und doch: Antons Krankheit belastet auch die Beziehung der beiden. Deshalb streben sie eine gemeinsame Verhaltenstherapie an, „damit ich lerne, besser mit der Krankheit umzugehen“, so die 33-jährige Alleinerziehende. Sie verbringt viel Zeit mit ihrem Kind.

„Wirkliche Freunde“, so sagt sie, habe „Anton leider nicht“. Andere Kinder kämen oft mit seiner impulsiven, direkten Art nicht klar. „ADHS-Kinder sagen frei heraus, was sie denken, ohne dass sie darüber nachdenken können“, weiß die Mutter.

Das macht ihr Sorgen: „Ich habe Angst vor Antons Zukunft.“ Sie möchte nicht, dass ihr Sohn „auf die schiefe Bahn“ gerät“. Daher suchen die beiden gezielte Hilfe. Erst bei einem Besuch im sozialpädagogischen Zentrum Magdeburg erhielten sie die Diagnose ADHS.

Diese Krankheit tritt laut Bundesgesundheitsministerium übrigens sehr häufig auf: Etwa zwei bis sechs Prozent der Kinder leiden unter der krankhaften Aufmerksamkeitsstörung. Typische Motive seien laut der Informationsplattform „ADHS-Infoportal“ Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität.