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Aktion Stadträte spenden für Tafel

Den Tafeln in der Region fehlen Waren. Deshalb spenden einige Stadtratsmitglieder aus Schönebeck jetzt ihre Aufwandsentschädigung.

Von Bianca Oldekamp 14.04.2020, 01:01

Schönebeck l Zwei Tage, nachdem unter anderem die Ausgabestelle der Tafel in Schönebeck Anfang April 2020 nach einer Corona-Pause wieder geöffnet worden war, wandte sich Mark Kowolik, Stadtrat in Schönebeck und Mitglied der Fraktion FDP/Grüne/Below/Kowolik in einer Mail mit einer Bitte an all seine Kollegen im Schönebecker Stadtrat. Denn er will helfen – und zwar den Tafeln in der Region. Schließlich hatte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Träger der Tafel-Ausgabestellen in Schönebeck, Calbe, Barby, Biere und Groß Rosenburg auf ihrer Internetseite um Spenden gebeten.

Gerade während der Corona-Krise können die Supermärkte nämlich nicht mehr so viele Lebensmittel spenden. Deshalb ist auch die Schönebecker Tafel gerade jetzt auf Sach-, Geld- und Zeitspenden, von denen sie generell ausschließlich lebt, angewiesen.

Nach Rücksprache mit einigen Stadträten anderer Fraktionen habe Mark Kowolik dann die Idee, einen stadtratsinternen Spendenaufruf per Mail zu starten. „In der jetzigen Zeit ist der Zusammenhalt einer Gemeinschaft/Gesellschaft das Wichtigste im Leben. Wir konnten erleben, wie materielle Werte fast belanglos werden, wie Supermärkte gnadenlos leer gekauft wurden und unser ‚normales Leben‘ vorerst nicht mehr existiert. Was wir aber nicht außer Acht lassen sollten, sind die Schwächsten unserer Gesellschaft, diese haben es nun noch schwerer.“

Deshalb ruft Mark Kowolik in dieser Mail alle Stadträte auf, einen Teil oder die gesamte Aufwandsentschädigung des Monats April für das Stadtratsehrenamt der Tafel zur Verfügung zu stellen – „als Zeichen der Verbundenheit und der Solidarität“. Die Aufwandsentschädigung für Stadträte in Schönebeck beträgt monatlich 130 Euro. Hinzu kommen jeweils 80 Euro für Ausschuss- beziehungsweise Fraktionsvorsitzende.

Doch wer macht mit? Natürlich die Initiatoren des Aufrufs, darunter neben Mark Kowolik auch dessen Fraktionsvorsitzender Thoralf Winkler, Andreas Schumann (CDU-Fraktion) und Sabine Dirlich als Vorsitzende der Linken-Stadtratsfraktion.

Sie habe ihre komplette Aufwandsentschädigung und Funktionszulagen gespendet und sagt: „Wir unterstützen die Tafel schon seit Langem und finden die Aktion deshalb gut.“ Grundsätzlich würden alle Fraktionsmitglieder regelmäßig und selbstbestimmt an die Partei, an Vereine und für Veranstaltungen spenden. „Dennoch sollte jedes Stadtratsmitglied selbst entscheiden, wohin seine Spende fließt“, findet die Linken-Fraktionsvorsitzende.

Um anderweitige regelmäßige Spenden weiß auch Mark Kowolik. „Diese Vereine und Institutionen benötigen das Geld in der aktuellen Situation sicherlich ebenfalls“, sagt er und ergänzt: „Daher wäre es mir sehr wichtig, das jeder der kann und will, etwas für die Schwächsten der Gesellschaft gibt und so auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft demonstriert.“ Von seiner Fraktion FDP/Grüne/Below/Kowolik würden noch weitere Mitglieder spenden.

Frank Schiwek, Vorsitzender der SPD-Fraktion teilte auf Volksstimme-Anfrage mit, dass er die Aktion nicht kenne. „Meine Aufwandsentschädigungen gehen schon seit Beginn meiner Arbeit im Stadtrat und Kreistag an verschiedene soziale und kulturelle Projekte. Ich weiß, dass meine Fraktionskolleginnen und -kollegen ähnlich vorgehen“, sagt er aber.

Als Vorsitzender der AfD-Fraktion teilte Olaf Ziem auf Anfrage mit: „Die jetzige Regierung hat angeordnet, dass das Leben in der Bundesrepublik Deutschland sehr stark eingeschränkt ist und teilweise zum Erliegen gekommen ist. Das trifft auch für die Tafel zu. Also kann man momentan, also jetzt, als Bürger und Partei auch nicht mit einer geldlichen Spende helfen.“ Das müsse seiner Meinung nach der Staat, „also die jetzige Regierung“, tun. Zudem verweist er darauf, dass Spenden der AfD-Fraktion in der Vergangenheit nicht angenommen wurden. Auch die Awo als Träger der Tafel habe eine Geldspende der AfD-Stadträte einst abgelehnt.

Grundsätzlich findet Mark Kowolik: „In diesen Zeiten muss der Slogan sein ‚Gemeinsam geht es besser‘. Wahl- und/oder Parteienprofilierung sollte jetzt nicht angesagt sein. Sonst verstehe zumindest ich die Welt nicht mehr.“ Er hofft, dass die Aktion Nachahmer beispielsweise in Calbe findet. „Denn auch dort ist die Tafel aktiv“, sagt er.