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Arbeiterwohlfahrt Einfach einmal die Eltern fragen

Mehr Einfluss auf Kita-Kosten und -Angebote wollen Eltern nehmen können. Dafür macht sich die Awo stark. Auch in Schönebeck.

Von Ulrich Meinhard 15.05.2018, 01:01

Schönebeck l Mehr Personal, gedeckelte und später abgeschaffte Kita-Beiträge sowie gleiches Bildungs- und Betreuungsrecht für alle Kinder. Eltern, die ihre Kinder in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreuen lassen, wissen, was sie wollen. Die aufgeführten Forderungen stehen in einem Positionspapier, das seit zehn Tagen im Land kursiert. Andere Eltern können, wenn sie die Forderungen unterstützen wollen, den Katalog unterschreiben. Dazu wird auch in Schönebeck und Umland aufgerufen.

In einem mit vier regionalen Elternkonferenzen in Sachsen-Anhalt strukturierten Beteiligungsprozess haben leitende Vertreter des Landesverbandes der Awo Eltern angehört, deren Kinder eine Kita oder einen Hort in Awo-Trägerschaft besuchen. Insgesamt sind das mehr als 7000 Kinder im Land, betreut in 76 Kitas, wie Steffi Schünemann in einem Gespräch mit Schönebecker Stadträten versichert. Schünemann leitet bei der Awo den Bereich Sozialpolitik. „Wir wollen eine breitere Beteiligung der Eltern erreichen“, nennt sie das Ziel der Unterschriftenaktion. Sie solle dazu dienen, die Bedarfe der Kinder und Eltern herauszustellen und in den Mittelpunkt zu rücken. Sie sei überrascht gewesen, wie viele Mütter und Väter der Einladung der Awo gefolgt und während der Konferenzen „stundenlang“ diskutiert haben. Es bestehe auf jeden Fall ein hoher Infobedarf.

Auf lange Sicht sei es von Vorteil, wenn gar keine Kita-Beiträge mehr für Eltern erhoben werden, meint Jennifer Tannenberg. Sie gehört zur Elternvertretung der Awo. Wohlwissend, dass es sich dabei erst einmal um eine Vision handelt, fügt sie hinzu: „Die Beiträge müssen verträglich sein. Wichtig ist eine Begrenzung für das erste Kind, das zweite Kind sollte beitragsfrei die Kita besuchen dürfen.“

Die Kita-Beiträge für Eltern im Land und auch innerhalb der Awo differieren zum Teil stark. In der Stadt Schönebeck gilt eine Art Solidarprinzip: Egal welche Kita, in jeder gelten seit 15 Jahren die gleichen Beiträge (je nach Dauer der Betreuungzeit freilich unterschiedlich). Doch die Beiträge werden jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich steigen. Wie sehr Eltern durch Kita-Beiträge belastet sind, zeigt sich am Beispiel von Jennifer Tannenberg. Das Essengeld dazugerechnet, kommt nach der zu erwartenden neuen Kalkulation unter dem Strich eine Summe von knapp 300 Euro zusammen.

„15 Jahre lang die Kita-Beiträge nicht anzuheben, war ein Fehler. Jetzt ist der Aufschrei umso größer“, meint Stadtrat Mark Kowolik (parteilos). Sein Kollege Helmut Huppertz (CDU) findet das nicht so ganz gerecht. „Wir haben uns dafür stark gemacht, die Kosten nicht steigen zu lassen, weil wir eine kinderfreundliche Stadt sein wollen. Jetzt werden wir leider zur Erhöhung gezwungen.“

Nun hat sich die Koalition in Magdeburg auf die Eckdaten für eine Reform des Kinderbetreuungsgesetzes geeinigt. Ist nun alles gut und die Unterschriftenaktion Makulatur?

Keineswegs, betont die Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Schönebeck, Ines Grimm-Hübner. Sie nimmt die Landespolitik weiter in die Pflicht. Was zum Betrieb einer Kita gehört, müsse einheitlich geregelt werden. „Wir brauchen verlässliche politische Vorgaben, nicht ständige Änderungen“, sagt Ines Grimm-Hübner. Kurzum: Politiker sollten einfach einmal die Eltern fragen. Die Stellungnahme der Awo zur Koalitionseinigung gibt es hier.