Ausbildung Industriemechaniker: Berufsausbildung kehrt nach zwei Jahren Pause an Schönebecker Berufsschule zurück
Thyssenkrupp und die TM-Group sind zwei Betriebe, die aktiv Industriemechaniker ausbilden. Sie profitieren genauso davon wie die Berufsbildende Schule „Otto Allendorff“, dass der Beruf wieder in der Elbestadt ausgebildet wird.

Schönebeck - „Ich habe keinen Führerschein“, sagt Niklas Tausch. Das hätte zur Folge, dass er mit der Bahn nach Aschersleben müsste, wenn die Ausbildung zum Industriemechaniker nicht wieder in Schönebeck wäre. Eine Fahrt, die zwischen 35 und 60 Minuten dauert. Zwischen 2020 und 2021, als es jeweils keine Klassen an der Berufsbildenden Schule „Otto Allendorff“ in Schönebeck gab, war dies der Fall.
Erst 2022 konnte wieder eine Klasse aufmachen. „Zwölf Schüler ist die untere Grenze“, sagt die Schulleiterin Astrid Mann. Kommen diese nicht zusammen, gibt es keine Ausbildung in Schönebeck und die Azubis müssten nach Aschersleben. Niklas Tausch hätte sich dann wohl eine Wohnung vor Ort genommen und wäre wohl auch in der Stadt geblieben. Für seinen Mitschüler Erik Kindlein war es sehr wichtig, dass die Berufsschule in Schönebeck ist. „Dank des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft und dem Engagement der Unternehmen können wir wieder Industriemechaniker ausbilden“, freut sich Astrid Mann.
Berufsausbildung aus Überzeugung
Erik Kindlein wollte zuerst Tischler werden. „Ich war dafür überqualifiziert“, erklärt der 19-Jährige, wieso es nicht klappte. Nach einem längeren Gespräch mit einem Freund entschied er sich für die Ausbildung zum Industriemechaniker bei Thyssenkrupp Presta in Schönebeck. „Mein Vater ist auch Industriemechaniker“, hat Erik Kindlein auch einen heimischen Bezug zum Beruf, der aber bei der Wahl keine Rolle spielte. Vielmehr habe sein Freund, der Elektriker ist, die Überzeugungsarbeit geleistet. Für Thyssenkrupp als Ausbildungsbetrieb haben laut Erik Kindlein einige Faktoren gesprochen. „Die Förderung der Azubis hat mich überzeugt“, nennt er einen Grund. Das beinhaltet laut dem Schönebecker nicht nur die betrieblichen Möglichkeiten auch der Beruf selbst liefere einige Möglichkeiten, sich weiterzubilden und zu entwickeln. Dass dann auch die finanzielle Vergütung stimme, sei auch ein weiterer Ansporn gewesen.

„Das ist das, was ich machen wollte“, ist Erik Kindlein begeistert. In der neuen Ausbildungswerkstatt von Thyssenkrupp hat er die Aufgabe, mehrere Löcher in eine Metallplatte zu fräsen. Nach einigen Messungen geht es für den 19-Jährigen an die Maschine. Ausbildungsleiter Andreas Schneider steht neben ihm und gibt schnell Hilfestellung, wie er seine Arbeitsabläufe optimieren kann. „Du verlierst sonst zu viel Zeit“, sagt er. Gerade im Hinblick auf den zeitlichen Rahmen bei der praktischen Prüfung ein wichtiger Hinweis. Erik Kindlein nickt und spannt die Platte ein. Der Azubi beweist bei der Arbeit ein gutes Auge und kommt schnell voran. „Man sieht am Ende, was man gemacht hat“, hebt der 19-Jährige die handwerkliche Arbeit hervor.
Die Arbeit mit den Händen – etwas praktisches machen –, sind zwei Punkte, die Niklas Tausch bei der Tätigkeit wichtig waren. Dennoch war die Berufswahl für ihn nicht so einfach. „Ich habe mir nach Beratungen durch die Agentur für Arbeit die Angebote angeschaut. Die Ausbildung zum Industriemechaniker hat mich am meisten angesprochen“, berichtet der 19-Jährige.
Seine praktische Ausbildung macht er bei der TM-Group in Schönebeck. „Bei dem Betrieb hatte ich das beste Gefühl. Das hat mich angesprochen“, begründet der Schönebecker seine Wahl. Bei dem lokalen Unternehmen steht derzeit die Schweißerausausbildung auf dem Stundenplan. Ausbildungsleiter Wolfgang Meinhardt: „Es gibt insgesamt 14 Schweißerprüfungen und bei uns bekommen die Auszubildenden die Möglichkeit, alle zu machen.“
Wichtig dabei ist auch die Fehleranalyse. So schaut sich der Ausbilder genau an, was seine Schützlinge gemacht haben. Genaues und richtiges Arbeiten ist wichtig, um Unkorrektheiten zu vermeiden, was im schlimmsten Fall zu minderer Qualität führen kann. „Das macht mir sehr viel Spaß“, berichtet Niklas Tausch nachdem er ein weiteres Mal schweißte. Dies sei genau die Arbeit gewesen, die er machen will. Wolfgang Meinhardt sieht in ihm viel Potenzial. „Vielleicht ist er ein Frühauslerner“, orakelt er. Das bedeutet, dass der 19-Jährige seine Prüfungen früher absolvieren könnte.Lesen Sie dazu auch den Kommentar des Autors
Theorie und Praxis an einem Ort
Die Arbeit im Unternehmen macht aber derzeit nur 50 Prozent der Tätigkeit aus. Den Rest verbringen die zwei Azubis mit ihren zehn Mitstreitern im Klassenraum der BBS. Sie rechnen, probieren und besprechen sich untereinander, während die Bildungsgangteamleiterin Kerstin Oehlenberg ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Berufsschullehrerin ist für Industriemechanik und Mechatroniker zuständig. An der „Otto Allendorff“ lehrt sie seit 1988. „Die Jungs sind fleißig. Sie müssen wirklich hart arbeiten, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen“, schätzt sie ein. Ihre Schüler hätten noch einen weiten Weg vor sich, auch wenn das erste Jahr bereits geschafft ist. Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Am Ende stehen für die Azubis eine theoretische und eine Fachprüfung an, wo sie ihre erlernten Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.