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Baufällig Wer möchte eine Brücke haben?

Die Zukunft der gut 20 Jahre alten Brücke im Sachsendorfer Ortsteil Patzetz ist ungewiss.

Von Thomas Linßner 17.10.2018, 05:50

Sachsendorf l „Das geht doch nicht, dass die die Brücke abreißen, die ist doch von guter Substanz“, schimpft Landwirt Dieter Ochse, dessen Hof sich in der Nähe des Langrabens befindet und der sich noch lebhaft an den Neuaufbau erinnert. Auch sein Berufskollege Rainer Völlmecke ist sauer: „Nur weil hier ein paar Balken angefault sind, die Brücke abreißen? Das geht gar nicht!“

Die Brücke ist eine solide Stahlkonstruktion mit Holzbohlenauflage. Einige Längskanthölzer sind angefault, so dass rot-weiße Absperrbänder das Bauwerk unpassierbar machen. Man erkennt davor und dahinter einen ausgetretenen Pfad, der von regelmäßiger Nutzung kündet.

Die Landgrabenbrücke gehört dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW). Wie so oft kochte auch hier das Thema erst hoch, als plötzlich Reparaturen anstanden. „Wenn sich kein Nutzer findet, der die Rechtsträgerschaft übernimmt, lassen wir die Brücke abreißen“, spricht LHW-Flussbereichsleiter Ronald Günter Klartext. Er unterstreicht, dass diese Grabenquerung nicht zum originären Aufgabenbereich seines Betriebes zähle. Das LHW hätte bereits mit der Stadtverwaltung Barby gesprochen, die eine Übernahme allerdings ablehnen würde.

Das bestätigt Barbys Bürgermeister Torsten Reinharz. Weil man in der Konsolidierung sei und jeden Betriebskosten- und Instandhaltungscent dreimal umdrehen müsse, wäre die Sachsendorfer Landgrabenbrücke eine finanzielle Belastung. Selbst wenn man das Bauwerk geschenkt bekommen würde, blieben immer noch die Instandhaltung sowie die regelmäßigen Revisionskosten.

Reinharz und Sachsendorfs Ortsbürgermeisterin Melanie Golde informierten darüber, dass es zwischen Gemeindevertretern, dem LHW und der Stadt demnächst ein Gespräch geben soll. Dessen Ausgang ist völlig offen.

Landwirt Rainer Völlmecke - er ist auch Jäger - will sich (wie viele Sachsendorfer, die solche Worte wie die Daseinsvorsorge für die Bürger in den Mund nehmen) mit dieser Haltung nicht anfreunden. „Wir haben die Möglichkeit, mit Hilfe der Jagdgenossenschaft die paar Hölzer auszuwechseln“, sagt er. Dafür könnten rund 2500 Euro locker gemacht werden. Es ginge wirklich nur um die Eigentumsklärung.

Die Brücke wurde um 1996 als Ersatzneubau im Zuge der historischen Rübenbahntrasse mit öffentlichen Fördermitteln gebaut, die hier bis 1958 entlang schnaufte. ABM-Leute waren damals dabei, Anstrich- und Wegebauarbeiten zu erledigen. Fachfirmen hatten die Betonwiderlager gesetzt und den Stahlbau gefertigt. Hintergrund war die touristische Aufwertung der Region.