1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Anwohner gegen Bauprojekt

Bauland? Anwohner gegen Bauprojekt

Im Stadtrat zeigen sich Felgeleber Bürger unzufrieden. Grund: Die Verlegung eines Spielplatzes zugunsten der Schaffung von Bauland.

Von Ulrich Meinhard 22.10.2016, 03:11

Schönebeck l Empört und geradezu fassungslos haben am Donnerstag Felgeleber Bürger die Einwohnerfragestunde während der Stadtratssitzung genutzt, um ihren Unmut kundzutun. Worum geht es?

Im Bereich Fliederstraße, Kärntener Straße, Wiener Platz gibt es eine Freifläche mit Spiel- und Bolzplatz. Der Stadtrat hat jüngst einer Vorlage der Verwaltung zugestimmt, dass hier Bauland entstehen soll, Bauland für Einfamilienhäuser (Volksstimme berichtete in der Ausgabe vom 11. Oktober). Spiel- und Bolzplatz müssen weichen. Genau das findet Annet Jödicke völlig inakzeptabel. „Felgeleben ist schon immer stiefmütterlich behandelt worden. Und jetzt soll dieser Spielplatz bebaut werden. Warum?“, fragte sie. Das sei ein komplexes Thema, begann Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) die Frage zu beantworten. Er führte aus: „Wir wollen mit preisgünstigem Bauland junge Familien animieren, sich in der Stadt niederzulassen.“ Gerade Flächen für den Bau von Einfamilienhäusern habe Schönebeck nicht ausreichend und die Nachfrage sei „erheblich“, auch für diesen Standort. Der Spielplatz, der mitsamt der hier stehenden Bäumen verschwinden muss, soll aber an anderer Stelle neu entstehen, sagte der Oberbürgermeister zu.

„Ist Ihnen bewusst, dass hier einmal eine Aschenkuhle war“, fragte daraufhin Detlef Jödicke nach. „Wenn ja, warum wird das dann verschwiegen?“ Bert Knoblauch erklärte, davon nichts zu wissen und auch beim Blick in die Reihen seiner leitenden Mitarbeiter erntete er Kopfschütteln. „Wir gehen davon aus, dass das Land bebaubar ist“, sagte er. Der Stadtrat habe den entsprechenden Beschluss gefasst, kurzum: Die Würfel seien gefallen.

Detlef Jödicke machte darauf aufmerksam, dass sich Anwohner in Bürgerversammlungen gegen ein solches Bauprojekt ausgesprochen hätten. Darauf der Oberbürgermeister für seine seit knapp drei Jahren andauernde Amtszeit: „In drei Versammlungen in Felgeleben kamen nur Fragen, wohin der neue Spielplatz kommt.“ Er hob noch einmal hervor: „Unter Abwägung aller Interessen ist der Beschluss so gefasst worden.“

In einer weiteren Stellungnahme äußerte Stadtrat Werner Grundmann (SPD-Fraktion) Unmut über den fehlenden Dialog zwischen der Stadt und den Einwohnern von Felgeleben: „Mit gefällt nicht, wie jetzt mit den Anwohnern gesprochen wird. Bei vielen wichtigen Fragen wurde jahrelang nur vertröstet. Und das rächt sich nun.“ Grundmann sagte, Einwohner seien auf ihn zugekommen. Er könne in vielen Fragen, so etwa bei der Sanierung des Kindergartens, nur vertrösten und sich mit Stadtratsbeschlüssen arrangieren. Befriedigend sei das weder für ihn noch für die Felgeleber, so Grundmann. Bert Knoblauch wies vermeintliche Versäumnisse zurück und erläuterte, der ausstehende Bescheid für die Sanierung der Kita lasse nicht mehr lang auf sich warten. Baudezernent Guido Schmidt erinnerte an die jüngste Sitzung des Bauausschusses und appellierte an die Bürger, die Ausschüsse als Forum für ihre Anregungen zu nutzen. Jens-Uwe Gehricke (Fraktion Die Linke) meinte, dass sich auf den neu zu bebauenden Flächen Familien ansiedeln, sei noch längst nicht ausgemacht, so sein Eindruck.