IG Bau zwingt Baustoffunternehmen zum vollständigen Produktionsstopp und macht Druck bei Tarifverhandlung Bei Fermacell in Calbe stehen seit gestern die Maschinen
Calbe l Beim Baustoffunternehmen Fermacell im Industriepark Calbe (IPC) wurde seit gestern morgen wieder gestreikt. "Seit 5.30 Uhr ruhen alle Maschinen", sagte Thomas Waldheim von der Industriegewerkschaft (IG) Bauen, Agrar und Umwelt. 25 Mitarbeiter der Frühschicht hatten die Arbeit niedergelegt und gingen vor den Werktoren an einem Zelt mit Feuerstelle und Verpflegung in den organisierten Ausstand. Am Nachmittag wurden sie von Kollegen der zweiten Schicht abgelöst. Der Streik soll mindestens bis heute morgen andauern, so Waldheim.
Die Fermacell GmbH, die rund um die Uhr verschiedene Baustoffe vor allem für den Brandschutzbereich produziert und am Standort derzeit kräftig expandiert, gehört mit rund 100 Arbeitnehmern zu den wirtschaftlichen Aushängeschildern der Saalestadt. Ein Produktionsstopp trifft die ausgelastete Firma schwer.
Die Fermacell-Geschäftsleitung hatte darum gestern Vormittag das Gespräch mit der Streikleitung gesucht. "Es ist Bereitschaft signalisiert worden, in die nächste Tarifverhandlungsrunde in der kommenden Woche einzutreten", sagte Waldheim im Anschluss gegenüber der Volksstimme. "Doch erst wollen wir Taten sehen", gibt er sich kämpferisch. Bereits in der vergangenen Woche gingen Mitarbeiter in einen zweistündigen Warnstreik. Hintergrund sind die gescheiterten Tarifverhandlungen in der Baubranche. In den vergangenen Tagen wurde bereits im Schwellenwerk Güsen im Jerichower Land gestreikt. Inzwischen läuft die Produktion dort wieder. Die Arbeitnehmer fordern mindestens zehn Prozent mehr Lohn. Derzeit erhalten nach Aussagen des Gewerkschaftssektretärs die Beschäftigten der Bauindustrie in Sachsen-Anhalt pro Monat etwa 1 000 Euro weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern.