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Brückenbauarbeiten Baustelle ist „kampfmittelgefährdet“

Aufgrund vermuteter Kampfmittel tut sich an der Baustelle an der „Froschvilla-Brücke“ in Barby derzeit nichts.

Von Thomas Linßner 26.05.2020, 01:01

Barby l „Ich verstehe die Welt nicht mehr: Erst passierte Wochenlang nichts, dann haben die mit einem Ruck angefangen zu arbeiten, und nun ist schon wieder tagelang Flaute.“ Mit diesen Fragen ist der Bewohner des angrenzenden Wohnblocks nicht alleine. Viele Barbyer wundern sich über die Baustellenruhe an der „Froschvilla“. Hier soll im Zuge der Hochwasserschadensbeseitigung eine marode Betonbrücke von 1920 ersetzt werden.

Und in der Tat: Seit Ende März 2020 ist die Barbyer Bahnhofstraße an der „Froschvilla“ voll gesperrt. In den ersten Wochen hatte sich dort kein erkennbares Rad gedreht. Nur ein paar Markierungen wurden auf die Fahrbahn gesprüht.

Anfang Mai 2020 begann die Fachfirma dann mit den Arbeiten. Riesige Stahlrohre wurden angeliefert, die Fahrbahn aufgestemmt und der Asphaltbelag entfernt. Doch nach wenigen Tagen der Betriebsamkeit kehrte erneut Ruhe ein. „Vermutlich haben die so viel zu tun, dass die Leute auf einer anderen Baustelle gebraucht werden“, winkt der Anwohner ab, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Allerdings stimmt diese Vermutung (in diesem Fall) nicht.

„Die Baustelle wurde in der Planungsphase als ‚kampfmittelgefährdet‘ eingestuft. Das heißt, dass hier vor den Tiefbauarbeiten Sondierungsarbeiten ausgeführt werden müssen“, erklärt Barbys Bauamtsleiter Holger Goldschmidt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass dort Munition aus dem Zweiten Weltkrieg liegt. Und wirklich: In den 1960er Jahren puhlten Kinder in Brückennähe immer wieder sogenanntes Stangenpulver aus dem Boden. Es stammte aus Granaten und konnte einfach abgebrannt werden. Ganz „mutige“ Nachwuchssprengmeister füllten es in leere Kleinkaliber-Patronenhülsen und schlugen mit dem Hammer drauf, bis es knallte.

„Nur nach Freigabe durch die Polizei darf dort weiter gearbeitet werden“, sagt Holger Goldschmidt. Eine Dresdener Spezialfirma hatte am 14. Mai die Oberfläche der Baustelle mit einem speziellen Verfahren sondiert. Wenige Tage später wurde die bauausführende Firma informiert, dass auf Grund der vorgefundenen „Störstellen“ keine Baufreigabe erteilt werden kann, teilt das Bauamt mit.

„Üblicherweise wird bei Auffälligkeiten baubegleitend durch einen Fachmann weiter gearbeitet. Das ist zur Zeit durch Corona nicht gestattet, sodass die Arbeiten erst einmal eingestellt werden mussten“, so der Amtsleiter.

Man müsse alle Eventualitäten in Betracht ziehen. Dazu würde auch die Evakuierung der Anwohner zählen, sollte etwas gefunden werden. Und dies könne man sich in Corona-Zeiten nicht leisten. Nach der aktuellen Eindämmungsverordnung könne es voraussichtlich bis Ende Juni dauern, ehe die Bautätigkeit fortgesetzt würde.

In Vorbereitung der Abrissarbeiten hatten die Suchgeräte auf „detektierte Störwerte“ angeschlagen. „Eine Freilegung darf aber nicht erfolgen, bis man genau sieht, ob es sich tatsächlich um Kampfmittel handelt oder nicht“, erklärt Holger Goldschmidt. Es könnten sich auch andere metallische Gegenstände unterhalb der Bodenoberfläche befinden. Das die Eisenarmierung der 1920 gebauten Brücke dafür zuständig ist, sei unwahrscheinlich.