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Bürgertelefon  Die Corona-Hotline der Stadt

Die Stadt Schönebeck bietet eine Corona-Hotline an. Die Nachfragen sind vielfältig, doch es gibt drei Schwerpunkte.

Von Heike Liensdorf 23.03.2020, 00:01

Schönebeck l Auf dem Schreibtisch zig ausgedruckte Seiten mit tagesaktuellen Informationen rund um das Coronavirus, die Auswirkungen und Regelungen auf verschiedenen kommunalen Ebenen. Mit einem Fingerzeig öffnen sich die Internetseiten von Stadt, Kreis und Land. Und mittendrin Antje Büchner. Optimistisch gestimmt trotz der vielen schlechten Nachrichten. „Bürgertelefon der Stadt Schönebeck, Büchner, was kann ich für Sie tun?“ Wer die Corona-Hotline der Stadt anruft, spricht mit der 51-jährigen Schönebeckerin. Die Mitarbeiterin im Bürgerbüro hat das Bürgertelefon der Stadt übernommen.

Eine solche Hotline auf Stadtebene gibt es im Salzlandkreis bislang nur in Schönebeck, so der Kenntnisstand von Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU). Er erklärt, dass er unzählige Anfragen erhalten habe, was los sei. Obgleich die Stadt über die eigene Internetseite und über das soziale Netzwerk Facebook informiere, habe es immer wieder Anrufe gegeben. „So haben wir uns dazu entschieden, eine eigene Hotline einzurichten. Als zusätzliches Angebot. Wir wollen ansprechbar sein für jedermann. Die Leute sollen auf kurzem Weg Fragen klären können oder erfahren, wo sie sich hinwenden müssen, um eine Antwort zu erhalten“, so der Stadtchef. Zumal nicht jeder, vor allem die ältere Generation, einen Zugang zu den neuen Medien habe.

Antje Büchner ist „Krisen-erprobt“. Beim Hochwasser 2002 hat sie im Krisenstab mitgearbeitet, ist 2013 als Dezernatssekretärin von Joachim Schulke in verschiedenste Vorgänge eingebunden gewesen. „Ich kenne die Abläufe, die im Hintergrund passieren.“ Nun ist sie als Bürgertelefon-Mittlerin im sogenannten Kleinen Krisenstab der Stadt mit vertreten.

Das Angebot werde gut genutzt, kann sie bereits nach den ersten Tagen sagen. Sie hat als Hotline ihren Platz im Bürgerbüro an der Friedrichstraße. Nach dem Start am Dienstag hat die Schicht am Vormittag Matthias Zander vom Presseamt der Stadt übernommen, seit Nachmittag ist zu den Sprechzeiten immer Antje Büchner am Hörer. Dienstag habe sie zehn Anrufer gehabt, am Mittwoch über den Tag verteilt 30 und am Donnerstag zehn, dafür am Freitag 15. „Das ist schon heftig“, meint sie, mit so einer großen Resonanz habe sie nicht gerechnet.

Sie gibt Auskünfte über Entscheidungen, die zum Coronavirus auf Bundes-, Landes-, Kreis- und Stadtebene getroffen worden sind. Sie erklärt, auf welcher Internetseite welche Informationen zu finden sind. Wer keinen Internetzugang hat, bekommt von ihr die Informationen vorgelesen oder Material per Post zugeschickt. Vor allem zu drei Themen gebe es viele Nachfragen, sagt sie: zum Drive-in-Test auf dem Parkplatz Boeltzigstraße, zu den Schließungen im Einzelhandel und zum Kurzarbeitergeld. Antje Büchner muss nicht lange suchen, weiß, wo sie welche Info findet. Für Detailfragen, die nicht in den Entscheidungsbereich der Stadt fallen, verweist sie an die jeweiligen Ansprechpartner. So gibt sie Unternehmern die Durchwahl für Liquiditätshilfen oder für Auskünfte zum Kurzarbeitergeld die Telefonnummer der Arbeitsagentur. „Viele Einzelhändler wollen wissen, ob sie unter die Anordnung fallen“, sagt sie und hält die Liste hoch, auf der aufgeführt ist, wer öffnen darf und wer nicht. „Ausnahmegenehmigungen darf nur der Kreis erteilen.“ Das Ordnungsamt der Stadt prüfe stichprobenartig, ob betroffene Geschäfte wirklich geschlossen sind. Sei das nicht der Fall, weise man auf die Anordnung hin. Im Wiederholungsfall informiere man den Kreis als entscheidende Behörde.

Doch die meisten Anfragen seien zum Drive-In-Test, ob man da einfach so hinkönne. „Viele schildern mir am Telefon ihre Symptome“, erzählt sie. Sie verweise stets an den Hausarzt. „Er kennt die Krankenakte seiner Patienten am besten und kann eine fundierte Einschätzung abgeben.“ Und sie könne ihnen mit an die Hand geben, dass anfangs nur zum Corona-Schnelltest konnte, wer eine Zuweisung vom Arzt hatte, seit Donnerstag sei diese nicht mehr zwingend notwendig – wenn die entsprechenden Symptome vorliegen.

Wer bei ihr anruft, ist in irgendeiner Art und Weise von der Corona-Pandemie betroffen. Sei es, dass er sich selbst infiziert haben könnte. Sei es die Existenz als Einzelhändler oder als Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern stehe auf dem Spiel. Trotz allem: Böse Anrufe habe sie noch nicht erlebt. „Alle sind freundlich, bedanken sich für die Auskunft.“

Aus der vergangenen Woche sind Antje Büchner vier Begebenheiten in Erinnerung geblieben: Eine ältere Dame, chronisch krank und nicht mobil, habe sich gemeldet. Sie habe Angst, sich angesteckt zu haben, was sie machen soll. „Ich habe gesagt, sie soll ihren Hausarzt anrufen ... Ich wüsste jetzt schon gern, wie es der Dame geht.“ Oder sie erzählt von einem Mann, der einfach nur seinem Ärger Luft machen wollte und sich über die Hamsterkäufe beschwert hat. „Er hat auch nicht gesagt, dass zum Beispiel das Ordnungsamt eingreifen soll, er hat einfach nur mal geschimpft“, sagt sie und zeigt vollstes Verständnis. Und dann seien da noch Urlaubs-Rückkehrer gewesen, die wissen wollten, wie sie sich zu verhalten haben. Einer aus Marokko, einer aus Ägypten. Sie rät zur Quarantäne und zum sofortigen Kontaktieren des Hausarztes.

Bei so viel Corona-Infos den ganzen Tag über – hat sie selbst Angst vor dem Virus? „Nein“, sagt Antje Büchner sofort. Sie halte sich einfach an die empfohlenen Verhaltensregeln und das gebe ihr ein gutes Gefühl. Und nach einigen Minuten Telefon-Ruhe klingelt es wieder. „Bürgertelefon der Stadt Schönebeck, Büchner ...“

Corona-Hotline der Stadt: Telefon (03928) 71 06 11, montags 7.30 bis 16 Uhr, dienstags 7.30 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags 7.30 bis 16 Uhr und freitags 7.30 bis 14 Uhr – von 12 bis 13 Uhr nicht besetzt.