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Corona-Krise Heiraten mit Abstand in Schönebeck

Corona wirkt weiter auf den Alltag: Nur Trauzeugen und einige Verwandte dürfen im Schönebecker Standesamt dabei sein.

Von Bianca Oldekamp 14.05.2020, 15:22

Schönebeck l „Mehr hätten wir im Trauzimmer auch gar nicht sein dürfen“, berichtet Daniel Schließburg, kurz nachdem er mit seiner frisch angetrauten Frau Lea Schließburg (geborene Matzka) das Trauzimmer des Schönebecker Standesamtes am vergangenen Freitagmittag verlassen hat. Dabei waren nicht mal all ihre Lieben, die sich die beiden bei ihrem standesamtlichen Ja-Wort in ihrer Nähe gewünscht hätten, anwesend – sie durften nicht.

Denn aufgrund der Corona-Krise dürfen bei Trauungen laut der aktuell gültigen fünften Landesverordnung über Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus vom 2. Mai (inklusive Ergänzung vom 12. Mai) neben den Eheschließenden „nur“ der Standesbeamte, Trauzeugen, Eltern, Kinder und Geschwister des Paares beiwohnen.

Nur in Anführungszeichen, da andere Brautpaare vor Inkrafttreten dieser fünften Verordnung mit noch weniger ihrer Lieben den standesamtlichen Bund der Ehe schließen durften. So durften laut zweiter und dritter Verordnung vom 24. März bis 15. April beispielsweise nur das Paar, dessen Trauzeugen, Eltern und Kinder und natürlich der Standesbeamte der Trauung beiwohnen.

Seit dem 16. April, im Zuge der vierten Verordnung, dürfen zusätzlich auch die Geschwister der Eheschließenden dabei sein. Diese Regelung wurde im Zuge der fünften Verordnung vom 2. Mai allerdings nicht weiter gelockert, so dass Daniel und Lea Schließburg, die zu dieser Zeit noch Matzka mit Nachnamen hieß, wussten, wer sie am Freitag in das Schönebecker Standesamt in der Grabenstraße begleiten würde.

„Es war ein bisschen schade, dass die Partner und Kinder unserer Geschwister nicht dabei sein konnten“, ist sich das Ehepaar einig.

In den Wochen zuvor hatten sie die Gesetzeslage - insbesondere was eben das Thema Heiraten angeht - aufmerksam verfolgt, standen in Kontakt mit dem Schönebecker Standesamt und sind froh, dass immerhin der engste Kreis am Freitag dabei sein konnte, als sich der 27-Jährige und die 26-Jährige das Ja-Wort gaben.

„Das war schon eine Herausforderung, immer wieder zu schauen, was ist erlaubt, wer darf, wer darf nicht“, erzählt Daniel Schließburg. Doch ihre Standesbeamtin habe sie wirklich gut betreut, man sei gemeinsam spontan und flexibel geblieben, findet seine Frau Lea – auch was die Trauung an sich angeht.

Die fand dann schließlich am Freitag um 12 Uhr im Trauzimmer des Schönebecker Standesamtes statt – inklusive strenger Sitzordnung. „Wir waren 13 Leute, mehr Personen wären nicht gegangen“, sagt Daniel Schließburg und berichtet, dass die Abstandsregelung eingehalten wurde, Personen aus einem Haushalt zusammensitzen mussten.

Kennengelernt hatte sich das Paar bei einem Kurs im Studium. Beide haben Theologie studiert und saßen im gleichen Kurs, der für Lea Schließburg allerdings ein Fernkurs war. „Bei Facebook habe ich sie dann angeschrieben“, erzählt der 27-Jährige von den Geschehnissen von vor etwas mehr als einem Jahr. Bei WhatsApp haben die beiden dann gefühlt Tag und Nacht geschrieben, bis es zum ersten richtigen Treffen in Heilbronn kam.

Denn wie damals wohnt Lea Schließburg noch heute in Baden-Württemberg, will aber bald nach Schönebeck zu ihrem Mann ziehen. Und weil ein Kumpel des gebürtigen Wernigeröders – Daniel Schließburg lebt und arbeitet seit fast zwei Jahren in Schönebeck – ebenfalls in Baden-Württemberg wohnt, habe er den Freund, seinen jetzigen Trauzeugen, besucht, um Lea endlich richtig kennenzulernen. „Es passte einfach“, erzählt die 26-Jährige von diesem und weiteren Treffen.

Am 11. Mai 2019 sei das Paar dann zusammengekommen und hat sich jetzt fast auf den Tag genau ein Jahr danach das Ja-Wort in Schönebeck gegeben. Hier will das Paar auch schon bald zusammen wohnen, genauer gesagt in Bad Salzelmen. Ab September hat nämlich auch Lea Schließburg einen Job in Schönebeck.

Doch zuvor wollen sie – und hoffen inständig, dass es klappt – kirchlich heiraten und im Anschluss groß feiern. „Wir planen mit rund 90 Leuten. Die Einladungen haben wir aber vorsichtshalber noch nicht verschickt“, erzählt Daniel Schließburg. Doch das Datum haben die beiden an ihre potenziellen Gäste schon mal rausgegeben. Sie sollen sich den 21. August vormerken. Für diesen Tag – einen Freitag – hat das Paar seine kirchliche Trauung in einer Kirche in der Heimat von Lea Schließburg nämlich geplant – inklusive anschließender Feier.

Denn die – auch im kleinen Kreis – musste am Freitag ausfallen. Doch immerhin ist es ihnen erspart geblieben, dass sie sich womöglich ganz allein das Ja-Wort hätten geben müssen. „Und darüber sind wir glücklich“, finden die Eheleute und blicken zuversichtlich Richtung August, wenn kirchlich geheiratet und im Anschluss richtig gefeiert werden soll.