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Orchester Den Reiz der Musik spüren

Die Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie nehmen in Gnadau eine CD mit Werken des Komponisten Carl Christian Agthe auf.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 31.08.2017, 18:12

Schönebeck l Das Gerard Oskamp beim Thema Musik ins Schwärmen gerät, liegt in der Natur der Sache. Momentan hat es dem Chefdirigenten der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie aber ein ganz spezieller Komponist angetan. Die Rede ist von Carl Christian Agthe. Dieser Musiker wurde 1762 in Hettstedt geboren und starb 1797 in Ballenstedt.

Er ist also ein sachsen-anhaltinisches Kind. Nicht nur das. Laut Gerard Oskamp komme man nicht umhin, die von Agthe komponierte Musik mit jener von Wolfgang Amadeus Mozart gleichzusetzen. Jedoch erfuhr der hiesige Komponist noch nie den Ruhm, den er in den Augen des Dirigenten verdient habe. Das soll sich ändern. So gehören schon seit einiger Zeit verschiedene Werke von Carl Christian Agthe zum Repertoire der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie.

Nun setzen die Musiker dem Ganzen aber noch einen oben drauf. Denn Mitte September werden sie eine CD aufnehmen - und zwar ausschließlich mit Werken des sachsen-anhaltinischen Komponisten Carl Christian Agthe. „Das wird etwas Großes“, sagt Gerard Oskamp. Insgesamt liegen von Agthe seiner Aussage nach zwölf Sinfonien vor. Für die CD-Produktion hat der Dirigent drei Sinfonien und ein Flötenkonzert ausgewählt. „Ich habe die ausgewählt, die das beste Bild geben“, sagt Gerard Oskamp. Er ist überzeugt, dass man die Agthe-Musik einfach mögen müsse.

Da komme kein Zuhörer dran vorbei. Schade sei eben nur, dass diese Mozart-ähnliche Musik noch so unbekannt sei. Selbst für den Chefdirigenten war Agthe ein Unbekannter, bis er 2013 sein Amt bei der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie antrat. „Ich fand damals eine Notiz von meinem Vorgänger Christian Simonis, der mich auf Agthe aufmerksam machte“, erinnert er sich. „Ich war völlig überrascht“, sagt Gerard Oskamp. Inzwischen hat er sich mit der Musik des Komponisten eingängig beschäftigt. „Sie ist gekennzeichnet von Klarheit, Spielfreude und Leichtigkeit“, bringt er seine Begeisterung in Worte. Und er ist überzeugt: „Jeder wird den Reiz dieser Musik spüren.“

Bevor dieser Hörgenuss jedoch in den heimischen CD-Spielern laufen wird, steht dem Orchester noch ein großer Brocken Arbeit bevor. Vom 19. bis zum 21. September mieten sich die Musiker im Herrnhuter Gemeindesaal in Gnadau ein. „Dieser Saal hat schon von sich aus einen fantastischen Klang“, schätzt Gerard Oskamp ein. Drei Tage lang werden er und sein Orchester die Agthe-Stücke einspielen. „Das wird ein immenser Stress für alle Beteiligten“, sagt der Dirigent, der in seiner Karriere schon mehrere CD-Produktionen geleitet hat. Das Schwierige: „Sobald das Mikro an ist, wird jeder Fehler sofort gehört.“ Muss sich jemand räuspern, fällt ein Blatt herunter oder gibt es gar einen Verspieler - alles ist möglich und alles kann die Aufnahme stören. „Es wird absolute Ruhe nötig sein“, sagt der Dirigent.

Am Ende der drei Tage wird es rund 20 Stunden Musik auf Band geben. „Daraus wird dann eine CD mit einer Lauflänge von zirka anderthalb Stunden gemacht“, sagt der Orchesterchef.

Die CD-Produktion schlägt mit Kosten in Höhe von rund 20.000 Euro zu Buche. Die Hälfte davon muss das Orchester selbst finanzieren. Die anderen 10.000 Euro werden vom Land gefördert. „Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie ist ein Sympathieträger“, schätzt Gunnar Schellenberger, Staatssekretär im Kultusministerium ein und begründet damit die Förderung. Gleichzeitig habe die CD für Sachsen-Anhalt einen Mehrwert, sagt er. „Schließlich können wir die CD zum Beispiel auch als Gastgeschenke nutzen“, führt Gunnar Schellenberger aus. In seinen Augen ist Sachsen-Anhalt ein Musikland und „diese Werbemarke müssen wir intensivieren“. Auch für den Salzlandkreis, als dessen Hausorchester die Kammerphilharmonie gern gehandelt wird, habe die CD-Produktion Vorteile: „Das ist Reklame für die Region mit international hohem Maßstab.“

Das erste Mal öffentlich vorgestellt wird die CD am Freitag, 1. Dezember. Dann lädt die Mitteldeutschen Kammerphilharmonie in Ballenstedt zum Festkonzert ein. „Da Agthe in dem Ballenstedter Theater gearbeitet hatte, ist das für uns der passende Ort“, argumentiert Gerard Oskamp, warum die CD-Vorstellung nicht in der Orchesterheimat, dem Salzlandkreis, gefeiert wird.

Zu kaufen gibt es die CD anschließend im Orchesterbüro der Kammerphilharmonie in Schönebeck.