Reinhard Banse Der Herr der Orden

Orden sind seine Leidenschaft. Reinhard Banse aus Schönebeck sammelt sie und gibt sein Wissen über die Ehrenzeichen gern weiter.

Von Heike Liensdorf 30.11.2018, 10:00

Schönebeck l Der Souveräne Malteser-Ritterorden. Reinhard Banse zeigt ihn voller Stolz. „Schauen Sie mal, wie schön er gestaltet ist“, gerät der 70-Jährige ins Schwärmen. Vor drei Jahren hat er ihn bei einer Auktion in Berlin ersteigert. Seit dem 11. Jahrhundert gebe es diesen Orden, hergestellt in Italien und von dort in die ganze Welt verteilt. „Der Großkreuz-Stern ist eine der höchsten Auszeichnung des Malteser-Ritterordens“, weiß der Fachmann auf dem Gebiet der Phaleristik (Ordenskunde).

Der Schönebecker kann zu jedem seiner Orden – und das sind sehr viele, gezählt und gelistet hat er sie aber nicht – einiges erzählen. Zum geschichtlichen Hintergrund, zur Gestaltung, zum Material, zur Auflage, zum Wert. Warum ihn nicht interessiert, wie viele und welche Orden er in seinem Besitz hat? „Es kommt nicht auf die Menge, sondern auf die Qualität an“, betont der ehemalige Lehrer. Er wisse aus dem Kopf, ob er einen Orden schon hat oder nicht und das reiche ihm. Aber so viel ist sicher: Es sind viele, in vielen Kästen in vielen Zimmern verteilt, gesteht er schmunzelnd.

Reinhard Banse ist nicht nur passionierter Sammler, sondern engagiert sich auch für die Sache: Er ist Landesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde. Wer ihn kennt, weiß, zu recht. Denn er ist mit Leib und Seele und jeder Menge Herzblut dabei. Und mit ganz viel Wissen. Im Gespräch merkt man sofort: Er ist sehr belesen. Für ihn eine Selbstverständlichkeit: „Ich will doch zu möglichst vielen Stücken möglichst viel sagen können.“ Er organisiert Großtauschtage, erst im Schönebecker Stadtteil Grünewalde, nun im nur wenige Kilometer entfernten Eggersdorf (Gemeinde Bördeland). Aus Saal oder Halle wird dann für einen Tag ein Mekka für Sammler. Suchen und Finden, Anbieten und Kaufen. Beraten und Sich-Beraten-Lassen. Und nicht zu vergessen: Fachsimpeln.

Dazu kommt die sehr beliebte Veranstaltung „Rarität oder Plunder“, bei der jedermann alte Gegenstände von Experten einschätzen lassen kann. Einer von ihnen ist er. Seit 2006 hält er die Fäden für diese Runde im Salzlandmuseum in Schönebeck in den Händen, aufgrund der großen Nachfrage seit 2014 auch im Museum Wolmirstedt. Dazu kommen die Artikel, die er für Fachmagazine geschrieben hat, die sich mit der Ordenserforschung beschäftigen. Zum Beispiel über Dienstabzeichen.

Für all dies Engagement hat der 70-Jährige jetzt eine besondere Auszeichnung erhalten: die Verdienstmedaille in Gold am Bande, verliehen von der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde. Für außerordentliche Verdienste um die Phaleristik. Seine erste Reaktion, als er von der Absicht, ihn auszuzeichnen, gehört hat, war, dass „andere genauso auszeichnungswürdig“ seien. Doch das sah der Präsident Bernd Döbel anders. Nun ist seine Sammlung um eine Medaille reicher. Sie macht sich gut neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande, das ihm 2016 für sein Engagement in der Lokalpolitik und für die Ordenssammler verliehen worden ist.

Seine Leidenschaft galt aber nicht immer den Orden. Jeder habe mal mit Briefmarken angefangen, sagt der Schönebecker und lacht. Er auch. Das sei aber schnell vorbei gewesen. Dann ging es mit Münzen weiter. Mit der Wende sei er zu Orden und Ehrenabzeichen gewechselt. „Ein Freund hat gefragt, warum ich ,Unterlegscheiben‘ sammle – das waren für ihn Münzen. Aber Orden bringen geschichtliche Zusammenhänge mit sich bringen.“ So sei das damals gewesen und ja, das könne er heute immer wieder unterschreiben.

Übrigens: Reinhard Banse erinnert sich noch, wie er kurz nach der Wende zu den ersten Stücken für seine Sammlung gekommen ist. Bei einem Gespräch mit dem damaligen Landrat Klaus Jeziorsky sei er darauf gekommen. Dieser habe ihn dann zur Poststelle geschickt. „Ich bin gleich rübergegangen und da standen Kästen mit Tausenden DDR-Auszeichnungen, ich habe mir ein paar mitgenommen“, erzählt er und beginnt zu lachen: „Eigentlich blöd, die bin ich gar nicht los geworden.“ Doch so schlägt wohl das Sammlerherz: Erst einmal sichern, bevor etwas verlorengeht.

Zum Vormerken für Sammler und solche, die es werden wollen: Nächster Großtausch ist am 11. Mai 2019 von 9 bis 15 Uhr im Sport- und Freizeitzentrum Bördeland in Eggersdorf.