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Diebstahl Haftstrafe für Hotel-Einbrecher

Ein Dieb aus Magdeburg hat nach eigenen Angaben unter Zwang und Drogeneinfluss gehandelt.

Von Jan Iven 12.06.2020, 01:01

Schönebeck l Kurz vor seinem Schlussplädoyer brachte der Verteidiger plötzlich noch eine mögliche Drogensucht des Angeklagten ins Spiel. Ein Gutachten solle prüfen, so der Anwalt am Amtsgericht Schönebeck in seinem Antrag, ob sein Mandant seine Strafe in einer Entziehungsanstalt verbringen könne. Doch das Schöffengericht lehnte das Anliegen nach kurzer Beratung ab. Denn das Thema Drogen hatte in den drei Verhandlungstagen bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Der Richter ging daher von einem rein taktischen Antrag des Verteidigers aus.

Seine Haftstrafe wird der Angeklagte daher auch weiterhin im Gefängnis absitzen müssen. Dort sitzt er schon wegen weiterer Straftaten wie Diebstahl und Körperverletzung in Haft. Insgesamt 14 Einträge hat er bereits im Bundeszentralregister. Für den Einbruch in ein Hotel in Bad Salzelmen im November vergangenen Jahres kommen nun noch einmal ein Jahr und neun Monate Freiheitsstrafe hinzu.

Der junge Mann war damals mitten in der Nacht auf frischer Tat von der Polizei in der Hotelbar ertappt worden. Vor Gericht hatte er den Einbruch auch eingeräumt. Insgesamt drei Fernseher hatte er für den Abtransport vorbereitet. Zudem stellten die Beamten bei der Festnahme die Schlüssel für einen Safe sicher. Strafverschärfend kam hinzu: Der Einbrecher führte bei der Tat mehrere Waffen bei sich, darunter ein Messer, einen Totschläger und zwei Dosen mit Reizgas.

Bei aller Eindeutigkeit wurde das Verfahren am Amtsgericht Schönebeck allerdings doch noch kompliziert, weil der Angeklagte darauf bestand, dass er die Schlüssel gar nicht eingesteckt hatte. Vielmehr hätte sie sich in einem Rucksack befunden, den er vor Ort eingesammelt hatte. Der Diebstahl sei daher möglicherweise noch nicht vollendet gewesen, argumentierte sein Anwalt.

So musste der Richter einen dritten Verhandlungstag am Mittwoch anberaumen, um die beiden Polizisten zu vernehmen, die den Mann festgenommen hatten. Beide Beamten bestätigten, dass sie die Schlüssel in der Jacke des Angeklagten gefunden hatten, auch wenn das in den schriftlichen Protokollen der Festnahme nicht festgehalten war. Die Beamten berichteten, dass sie von einer Mitarbeiterin des Hotels alarmiert worden waren, die den Einbruch bemerkt hatte. Als die Polizisten vor Ort eintrafen, fanden sie die Rezeption, ein Büro und die Bar des Hotels durchwühlt vor. Der Angeklagte kniete zu diesem Zeitpunkt hinter der Theke der Bar. Bei der Festnahme behauptete er zunächst, dass er etwas zu trinken gesucht habe.

Auch vor der Tat habe er die Droge Cannabis konsumiert, sagte der Anklagte vor Gericht aus. Doch sein eigentlicher Grund für seine ständigen Straftaten sei eigentlich ein ganz anderer. Nach eigenen Angaben werde er von einer Bande immer wieder mit Gewalt zu Diebstählen gezwungen. Sogar ein Messer sei ihm bereits an die Kehle gehalten worden, um ihn zu weiteren Straftaten zu drängen. Nachdem er es abgelehnt hatte, eine Tankstelle zu überfallen, soll ihn seine Erpresser zum Hotel in Bad Salzelmen gefahren haben, damit er dort Einbrechen kann.

Doch für diesen Prozess am Amtsgericht machte das letztendlich keinen Unterschied mehr. Der Richter legte ihm nahe, solche Vorfälle der Polizei zu melden. Zumal die Erpressungen nach Angaben des Angeklagten bereits seit mehreren Jahren andauern sollen. Angeblich hatte der Angeklagte auch schon zweimal versucht, die Erpressung anzuzeigen. Allerdings sei er damit bisher noch nicht von der Polizei angehört werden.

Der Richter empfahl dem Angeklagten auch noch, seine Haftzeit für eine Ausbildung zu nutzen. Denn bisher hat der junge Mann noch keinen Berufsabschluss erlangt, sondern vor allem verschiedene ungelernte Tätigkeiten auf Baustellen ausgeübt.

Für eine Ausbildung wird der Angeklagte im Gefängnis möglicherweise sogar noch sehr viel mehr Zeit haben. Denn die Staatsanwaltschaft kündigte zum Schluss der Verhandlung bereits an, dass dem Magdeburger noch zahlreiche weitere Straftaten vorgeworfen werden, die noch aufgearbeitet werden sollen. Die Ermittlungen dazu dauern allerdings noch an.