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Dimmtechnik Schönebeck spart am Licht

Die Stadt Schönebeck muss Strom sparen und setzt nun den Rotstift bei der Straßenbeleuchtung an. Ein neues Projekt soll dabei helfen.

Von Madlen Bestehorn 27.04.2017, 01:01

Schönebeck l Bereits 2008 schraubte die Stadtverwaltung im Schönebecker Ortsteil Plötzky die Helligkeit der Straßenlaternen herunter und konnte dadurch Einsparungen in Höhe von 3100 Euro verbuchen (Volksstimme berichtete). Die Kernstadt Schönebeck zieht nun nach und modernisiert die Beleuchtung im Industriegebiet Barbyer Straße, Gewerbegebiet Grundweg sowie dem gesamten Grundweg. Dadurch sollen 23.000 Kilowattstunden im Jahr eingespart werden. Entsprechend derzeitiger Energiepreise ergibt sich daraus eine Summe von 5830 Euro.

Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) übernahm kürzlich die symbolische Inbetriebnahme des mit Dimmtechnik nachgerüsteten Schaltkastens in der Industriestraße. Das Gewerbegebiet Grundweg soll in dieser Woche auf Dimmtechnik umgerüstet werden. Bert Knoblauch zeigte sich begeistert: „Mit dieser Technologie sparen wir nicht nur Energie, sie konnte auch ohne haushaltsrelevante Investitionen finanziert werden.“ Stattdessen fallen die Kosten erst im Nachhinein an und werden mit den Einsparungen verrechnet. Jens-Uwe Farken von der Stadtverwaltung erläutert dazu: „Die Anschaffungskosten in Höhe von 20.000 Euro, inklusive der Installation, sind gut angelegt, denn die Dimmtechnik amortisiert sich in vier Jahren.“ Das heißt, zu diesem Zeitpunkt werden die Kosten durch die Erträge gedeckt sein.

Geliefert wird die innovative Dimmtechnik von der Firma KD Elektroniksysteme aus Zerbst. Roland Sandler ist technischer Berater im Unternehmen und erklärt: „Die alten Straßenlaternen (mit Natriumdampflampen, Anm. d. Redaktion) sollen in Schönebeck wieder nutzbar gemacht werden. Mit unserer Technik ist ein stufenloses Dimmen der Leuchten möglich. Dadurch kann der Stromverbrauch in den Nachtstunden um bis zu 67 Prozent reduziert werden.“ Die zentrale Steuerung erlaube es zudem, beide Gewerbegebiete einheitlich zu dimmen und den Gegebenheiten vor Ort anzupassen. 600 Sekunden dauere es, bis die 111 Straßenlampen auf das entsprechende Niveau heruntergefahren seien.

„Für Autofahrer und Radler ist das sehr angenehm“, findet Jens-Uwe Farken, „denn die Änderung der Lichtverhältnisse geschieht vergleichsweise langsam und nicht so abrupt wie bei LEDs. Außerdem wird durch die neue Technik die Kohlenstoffdioxid-Emission um fast 14.000 Kilo jährlich gemindert.“ Ein weiterer Vorteil bestehe in der verlängerten Lebenszeit der Straßenleuchten durch das Dimmen, weiß Roland Sandler. Zudem würden Natriumdampflampen ein gelblich-warmes Licht spenden und kaum in die Umgebung abstrahlen. Diese nachhaltige Umrüstung begrüßt Michael Wunschik vom Naturschutzbund (Nabu) Schönebeck, denn er weiß: „Astronomen schätzen, dass das Ausmaß an künstlichen Lichtquellen jährlich in Deutschland um mehr als fünf Prozent zugenommen hat!“ Es solle daher weniger Licht eingesetzt werden, da aus ökologischen und medizinischen Gründen die Dunkelheit in Naturräumen der Stadt und des Umlandes unverzichtbar sei. „Je mehr künstliches Licht eingesetzt wird, desto stärker wird der Biorhythmus gestört, der sich an der Tageslänge orientiert. Dadurch kann bei Tieren der Hormonhaushalt durcheinander geraten.“ Eine Sanierung der Stadtbeleuchtung trage somit dazu bei, die Licht- und Aufenthaltsqualität nachhaltig zu verbessern.

Die Elektrofirma Rustenbeck aus Pretzien hat die Installation der Dimmtechnik vorgenommen. Den aufwendigen Prozess dahinter erklärt Fachtechniker Michael Rustenbeck: „Dazu mussten wir die Isolationswiderstände messen, die notwendige Leistung für die Dimmer ermitteln und etliche Kondensatoren in den Straßenlaternen austauschen. Nur jeder fünfte Kondensator konnte in den Lampen belassen werden, so dass die gesamte Installation schon recht aufwendig war.“

Jens-Uwe Farken wird in den kommenden Wochen prüfen, welche weiteren Standorte genutzt und mit Dimmtechnik ausgestattet werden können. „Es geht auch darum, die vorhandenen Natriumdampflampen, auch NA-Technik genannt, weiter zu nutzen. Vor LEDs waren sie der neueste Stand der Technik, sie halten wesentlich länger als LEDs.“ Diese seien teurer in der Anschaffung und müssen nach wenigen Jahren getauscht werden. Deswegen bestehe die derzeitige Aufgabe darin, alle Schaltkästen zu überprüfen und eine entsprechende Auflistung vorzunehmen sowie das Leistungsnetz zu überprüfen.