Schlaflabor Eine Nacht unter Beobachtung
Bernd Schulz* wälzt sich jede Nacht unruhig im Bett hin und her. Der erste Schritt zur Besserung: Eine Nacht im Schlaflabor Schönebeck.
Schönebeck l So wie Bernd Schulz geht es laut Daten der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) des Robert Koch Instituts, an der sich 8000 Personen deutschlandweit beteiligten, circa einem Drittel der Befragten. Die davon betroffenen Männer und Frauen zwischen 18 und 79 Jahren klagten insbesondere über Einschlafprobleme, circa ein Fünftel berichtete zudem über eine schlechte Schlafqualität.
Um die Qualität des eigenen Schlafes einschätzen zu können, bedarf es geschulten Personals, wie Michael Groß, Pneumologe und Leiter des Schlaflabors in Schönebeck, erklärt. Nach der Schließung des Schlaflabors in Calbe aus wirtschaftlichen Gründen, herrsche bei den verbliebenen 3000 Patienten akuter Notstand. Seit April dieses Jahres betreut Michael Groß diese Patienten in seinem speziell dafür umgebauten Schlaflabor in Schönebeck. Es ist das einzige Schlaflabor im Salzlandkreis, das nächste befindet sich in Magdeburg.
Als Bestandteil seiner pneumologischen Praxis „Groß durchatmen“ betreuen Michael Groß und seine zwei Mitarbeiterinnen bis zu vier Patienten pro Nacht, das sind 20 Patienten in der Woche. Jeder Patient übernachtet dabei in einem der vier separaten Schlafzimmer. Ausgestattet sind diese mit einer speziellen Kamera, die das Signal der Messgeräte, mit denen der Patient verkabelt ist, empfängt und ein Video vom Schlafverhalten aufzeichnet.
Liane Herold, medizinisch-technische Assistentin und Andrea Kober-Herbrich, ehemalige Intensivschwester, überwachen den Schlaf der Patienten am Monitor und sind rund um die Uhr Ansprechpartner für die Patienten. Die Auswertung der Messdaten erfolgt am nächsten Tag und wird sodann mit dem Patienten besprochen.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSS) definiert die obstruktive Schlafapnoe als schlafbezogene Atmungsstörung, bei der es während des Schlafes zu einem Kollaps im Rachenraum komme, wodurch die oberen Atemwege teilweise oder vollständig blockiert werden. Symptome, die sich bei einer solchen Atmungsstörung zeigen, seien laut Marie-Luise Hansen des Interdisziplinären Schlaflabores der Charité Berlin Tagesmüdigkeit, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, depressives Verhalten sowie nächtliches Schnarchen mit Atemaussetzern, die vom Bettpartner bemerkt werden.
Michael Groß rät beim Auftreten solcher Symptome, den Hausarzt aufzusuchen. Er nimmt die zentrale Voruntersuchung vor oder überweist den Patienten an einen Hals-Nasen-Ohrenarzt. Der Hausarzt klärt dabei Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Übergewicht ab. Im nächsten Schritt erhält der Patient ein sogenanntes Screening-Gerät für zu Hause, das er nachts tragen muss. Dieses Gerät registriert den Atemfluss.
In seiner „Schlafsprechstunde“ erklärt Michael Groß den Patienten den Vorbefund des Screenings und vereinbart einen Besuch im Schlaflabor. In der ersten Nacht wird mittels Messgeräten festgestellt, ob und wie der Patient schläft.
Dabei ist vor allem interessant, ob die vier Schlafphasen – Einschlaf, Leichtschlaf, Tiefschlaf- sowie REM-Phase, auch Traumschlaf genannt – kontinuierlich ablaufen oder durch Atemaussetzer unterbrochen werden.
Liane Herold erklärt, dass bis zu zehn Atemaussetzer pro Stunde noch als normal gelten, zwischen 20 und 30 Aussetzer seien schon als mittel einzustufen und ab 30 Atemaussetzern liege eine schwere Form der Schlafapnoe vor.
Ab der zweiten Nacht im Schlaflabor beginnt dann die nasale Überdrucktherapie. Dabei wird eine Maske über Nase und Mund befestigt und ein pneumologischer Druck erzeugt. Dadurch werden die Atemwege offen gehalten. Gefilterte Raumluft dient der Druckerzeugung. Im Idealfall fühlt sich der Patient bereits ab der ersten Nacht mit Atemmaske erholter, auch wenn die Maske selbst anfangs oft als störend wahrgenommen werde, wie Michael Groß von Patienten erfahren hat.
In jedem Fall empfiehlt Große dringend, die Schlafapnoe therapieren zu lassen. Durch den fehlenden Sauerstoff, der bei regelmäßiger Atmung durch den Körper transportiert wird sowie das Kohlenstoffdioxid, welches in höherer Konzentration im Körper verbleibt, könne es zu dramatischen Langzeitwirkungen kommen.
Dazu zählen Bluthochdruck, sowie ein 2,7-fach erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch liegt das Alter der Patienten, die bei Michael Groß in Behandlung sind, zwischen 14 und 94 Jahren. Demnach betrifft Schlafapnoe nicht nur ältere Menschen, auch jüngere sollten sich bei Schlafproblemen im Labor untersuchen lassen.
*Name von der Redaktion geändert