Evangelische und katholische Christen feiern Fest mit dem selben Inhalt / Besondere Gottesdienste in Schönebeck Einladung zu Osternacht und Auferstehungsgottesdienst
Ostern ist das bedeutendste Fest der Christenheit. Es erinnert an die Auferstehung Jesu. Heike Heinrich sprach darüber mit Pfarrer Johannes Beyer (evangelisch) und Pfarrer Dr. Thomas Thorak (katholisch).
Volksstimme: Christen in aller Welt feiern zu Ostern die Auferstehung Jesu. Evangelisch beziehungsweise katholisch - was unterscheidet beide Feste?
Johannes Beyer: Ostern ist das größte christliche Fest. Theologisch sehe ich keinen Unterschied zwischen den christlichen Kirchen. Natürlich haben sich im Lauf der Jahrhunderte unterschiedliche Traditionen entwickelt, aber auch da sind es eher geografisch-regionale Unterschiede. Die Evangelisch-Landeskirchlichen Gemeinden in Schönebeck feiern das Osterfest vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag mit Gottesdiensten und Andachten.
Thomas Thorak: Ostern ist für alle Christen das Fest der Auferstehung Jesu. Für katholische Christen beginnt die Heilige Woche mit dem Palmsonntag, dem feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem. Am Gründonnerstag wird an die Hingabe Jesus im Letzten Abendmahl gedacht. Der Karfreitag ist der Leidensgeschichte Jesu gewidmet. Der Karsamstag, der Tag der Grabesruhe Jesu, wird als ein besonderer "Ruhetag" ohne besondere Feierlichkeiten begangen. Die Osternacht ist der erste große Ostergottesdienst.
Volksstimme: Wird in der hiesigen Region die Osternacht - die Nacht vom Karsamstag zum Ostersonntag - begangen? Was ist das Besondere daran?
Beyer: Die Osternacht wird am Karsamstag ab 23 Uhr in der St.-Jakobi-Kirche (Breiteweg 26 in Schönebeck) gefeiert. Besonders ist die Atmosphäre in der völlig dunklen Kirche. Dann wird die Osterkerze hereingetragen und entzündet. Nach und nach kommen weitere Lichter dazu, bis dann die Kirche festlich erhellt ist. Dazu singen wir einfache Lieder aus Taizè. Und für jeden Besucher wird in der Osternacht ein eigenes kleines Osterlicht entzündet - diese Kerze darf man auch mit nach Hause nehmen. Wir teilen miteinander das Osterbrot und erinnern uns an unsere Taufe. Die Osternacht ist ein sehr meditativer Gottesdienst und nach der langen Fastenzeit feiern wir die Auferstehung Jesu symbolisch durch das Licht. Nach dem Gottesdienst entzünden wir im Garten das Osterfeuer - in diesem Jahr werden wir uns wohl zusätzlich mit einem Schluck Glühwein aufwärmen müssen!
Thorak: Wir hier in Schönebeck feiern die Auferstehung Jesu einem Brauch der Urkirche folgend am Sonntagmorgen ab 5.30 Uhr als Auferstehungsgottesdienst. Wir beginnen mit dem Osterfeuer, das uns an Christus, dem "wahren" Licht erinnert, das die Nacht des Menschen erleuchten kann. An ihm wird die Osterkerze entzündet, die dann in die dunkle Kirche getragen wird. Dort wird das Licht an die Gemeinde verteilt und das große Lob auf die Osterkerze gesungen. In der nur von Kerzen erleuchteten Kirche wird in Lesungen auf das Wirken Gottes in der Geschichte Israels hingewiesen. Als "Antwort" der österlichen Gemeinde auf die Verkündigung der Auferstehung folgt die Erneuerung des Taufversprechens und anschließend die Abendmahlsfeier.
Volksstimme: Wie begehen Sie persönlich Ostern?
Beyer: Für uns als Familie ist Ostern zunächst ein arbeitsreiches Wochenende. Zwei unserer erwachsenen Söhne sind zu Besuch. Wir werden natürlich zwischen den Diensten die Zeit miteinander verbringen. Auf jeden Fall ist auch ein Osterspaziergang Pflicht, wir wollen uns ja schließlich überzeugen, ob tatsächlich Strom und Bäche vom Eise befreit sind...
Thorak: Die Gottesdienste sind für mich jedes Jahr eine besondere Möglichkeit, den Weg Jesu nachzugehen. Die Zeiten dazwischen sind mit Vorbereitungen geprägt. Am Ostersonntag gibt es dann wieder ein großes Familientreffen - und ab 18 Uhr noch die feierliche Vesper in der Kirche.