Nach einem wechselhaftem 2011 soll dieses Jahr ein Jubiläumsjahr für Energieversorger werden EMS weitet Vertriebsgebiet nach Süden aus
Hinter der Erdgas Mittelsachsen GmbH (EMS) liegt ein Jahr mit wechselhaften Entscheidungen. 2012 feiert das Unternehmen sein 20-jähriges Bestehen. Über Auf und Ab und den Ausblick auf das Jubiläum sprach Anja Keßler mit Geschäftsführer Jens Brenner und Sprecher Frank Sieweck.
Volksstimme: Im Februar jährt sich die Stadtratsentscheidung in Schönebeck, die Konzession für das Gasnetz nach 20 Jahren in der Verantwortung der EMS an die Stadtwerke zu übertragen. Mit dem zeitlichen Abstand: Wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
Jens Brenner: Das Datum des 17. Februars, als im Stadtrat die endgültige Entscheidung gegen uns fiel, hat sich eingeprägt. Nach 20 Jahren gewinnt man einen solchen Geschäftszweig lieb, aber wir haben Wege gefunden, uns damit zu arrangieren. Die finanziellen Auswirkungen werden uns erst im kommenden Jahr wehtun, wenn der entsprechende Umsatz wegbricht. Immerhin macht das Netz Schönebeck 20 Prozent aus. Der Kaufpreis wird das nur kurzfristig kompensieren. Aber wir haben im vergangenen Jahr auch Konzessionen behalten und neue dazu erhalten.
Volksstimme: Welche sind das?
Brenner: In Staßfurt, Calbe, Barby sowie alle anderen Kommunen, in denen wir als Netzbetreiber tätig waren, haben die Stadträte entschieden, die Konzession bei uns zu belassen. Die Städte Aken und Nienburg haben uns die Netzverantwortung neu übertragen. Die beiden machen von der Größe her zusammen etwa die Hälfte des Netzes von Schönebeck aus.
Volksstimme: Mit dem Wegfall eines so großen Geschäftsbereiches stellt sich auch die Frage nach einem Personalabbau.
Brenner: Wir werden keine Mitarbeiter deswegen entlassen, aber wir werden unser Personalkonzept überdenken. So wird nicht jede frei werdende Stelle, die sich durch Altersteilzeitabgänge ergibt, wieder besetzt.
Volksstimme: Nach der Stadtratsentscheidung in Schönebeck hat die EMS angekündigt, den Hauptsitz des Unternehmens aus der Stadt heraus zu verlegen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Brenner: Wir haben gesagt, wir werden uns in Richtung des dann größten Arbeitsbereiches entwickeln. Das ist Staßfurt. Wichtig für unsere Kunden in Schönebeck: Diese Entscheidung wird für sie keine Nachteile ergeben, denn unser Kundenservice bleibt vor Ort. Der Bereich der Netze ist freilich der personalintensivste. Da wir in Schönebeck ab 2013 keine Netzverantwortung mehr haben, brauchen wir die Leute hier auch nicht mehr anzusiedeln. Dem Aufsichtsrat haben wir ein Konzept mit verschiedenen Varianten vorgelegt. Die nächste Sitzung findet Ende Februar statt. Vorher werde ich darüber nicht in der Öffentlichkeit sprechen.
Volksstimme: Im vergangenen Jahr hat sich die EMS bereits mit dem Vertriebsgebiet nach Süden ausgeweitet. Wie fällt eine erste Bilanz aus?
Brenner: Der Wettbewerb im Energiemarkt hat an Dynamik gewonnen. Wir sehen uns als regionaler Anbieter und haben darum für den südlichen Salzlandkreis und angrenzende Regionen die Produkt-Familie "Salzland-Energie" entwickelt. Unter dieser Marke bieten wir in ausgewählten Regionen seit Dezember 2011 Strom und Gas an. Die ersten hundert Verträge mit Neukunden sind unterschrieben. Das Potenzial liegt aber bei etwa 3000 Haushalten für Strom und 1400 für Gas. Die Preise orientieren sich an unseren bekannten, allerdings bieten wir im neuen Gebiet keine Treueprodukte an.
Volksstimme: Es fällt auf, dass es in den vergangenen ein, zwei Jahren deutlich ruhiger in Sachen Preisanpassung vor allem beim Gas geworden ist. Woran liegt das?
Brenner: Das stimmt. Vor drei Jahren haben wir noch quartalsweise über Preisanpassungen nach oben und unten gesprochen. Jetzt können wir sagen, dass der Preis seit einem Jahr stabil ist, zuletzt gesenkt wurde und für diese Heizperiode auch keine Anpassung vorgesehen ist. Das liegt an der Entkopplung vom Ölpreis, der noch immer extrem schwankt. Wir kaufen das Gas nicht mehr ausschließlich ölpreisgebunden ein, sondern zu einem großen Teil mit Festpreisen an der Börse. Das gibt uns und auch unseren Kunden eine gewisse Sicherheit. So liegt der Preis für Heizöl heute wieder auf dem hohen Niveau von 2008, das Gas ist deutlich günstiger.
Volksstimme: Inwieweit schlägt ein milder Winter wie der jetzige ins Kontor?
Brenner: Von einem Winter konnte man bis vor wenigen Tagen ja eigentlich nicht sprechen. Vom Absatz her war der Dezember witterungsbedingt für uns eher schlecht, der Januar sieht besser aus. Die extremen Temperaturschwankungen erfordern von uns bei der Beschaffung mehr Flexibilität. Als geübter Versorger bauen wir jedoch vor.
Volksstimme: Können Sie schon etwas über das abgelaufene Wirtschaftsjahr sagen?
Brenner: Nein, die Buchhaltung sitzt derzeit am Jahresabschluss, der dann von Wirtschaftsprüfern geprüft und anschließend dem Aufsichtsrat übergeben wird. Im Sommer kann ich dann öffentlich sagen, ob 2011 ein gutes Jahr war.
Volksstimme: 2012 wird auf jeden Fall aber ein wichtiges Jahr für Ihr Unternehmen. Die EMS feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Was wird da für Ihre Kunden passieren?
Frank Sieweck: Wir planen vier Schwerpunkte, wobei das Familienfest am 23. Juni im Schönebecker Kurpark sicher das größte Ereignis wird. Leider können wir nicht an allen Standorten solch ein Fest organisieren, aber auch die Zerbster und Staßfurter Kunden sind dazu herzlich eingeladen. Es wird an diesem Tag ein buntes Programm geben. Neben der EMS werden sich auch regionale Vereine präsentieren und als Höhepunkte bieten wir ein abendliches Konzert von Frida Gold, einer angesagten deutschsprachigen Band, und eine Lasershow. Ein weiterer Schwerpunkt wird unser Projekt "20 Jahre EMS - 20 gute Taten", in dem wir 20 Projekte in der Region unterstützen. Das kann vom Baumpflanzen bis zur Organisation eines Ausflugs alles sein. Zum dritten wird es einen Tag der offenen Tür geben und viertens bereiten wir gerade eine Ausstellung über die EMS und die Geschichte der Gasversorgung in Schönebeck vor, wo 1864 das Gaswerk gebaut wurde.