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Oldtimer Er fährt und fährt und fährt

Helmut Marx aus Barby hat viele Hobbys. In den Sommermonaten dreht es sich bei dem agilen Unruheständler vor allem um alte Fahrzeuge.

Von Heike Liensdorf 29.06.2018, 03:01

Barby l „Das London-Taxi Baujahr 1951 ist da. Der Skoda Baujahr 1934 auch. Und natürlich das Mercedes Cabrio 111 Baujahr 1965 ...“ Wenn Helmut Marx dieser Tage auf die Oldtimer-Rallye angesprochen wird, ist er voll in seinem Metier. Er führt ohne Punkt und Komma auf, welche Schmuckstücke auf den Straßen im Kreis unterwegs sein werden. Nicht nur die, die sie auf der Tour am 14. Juli sehen, könnten sich freuen. Sondern auch die Teilnehmer. Denn als Tourleiter hat er wieder ein tolles Programm organisiert, verspricht er und freut sich dabei auf die einzelnen Stationen selbst so sehr, dass seine Begeisterung ansteckt. Helmut Marx lebt die Rallye. Daran lässt seine Euphorie für die Sache keine Zweifel.

Museumshof Chörau, Schloss Biendorf, Schloss Bernburg, Zwiebelhalle Calbe, Kurpark Bad Salzelmen – ein Tag, vollgepackt mit vielen interessanten Stationen, erwartet die Teilnehmer. Und es wird nicht nur gefahren und kurz angehalten. Es gibt unter anderem auch eine Schau mit Skoda-Modellen der 1930er bis 1960er Jahre sowie von heute. Und ihre Geschicklichkeit können die Fahrer im Bollenlager beweisen. „Mehr wird noch nicht verraten ...“, sagt Helmut Marx und lacht verschmitzt.

Ja, die Oldtimer, sie haben es dem Barbyer angetan. Vor allem jetzt im Sommer. Im Juni ist die Ohre-Classic des gleichnamigen Vereins. Darin ist er Mitglied und auf heimischen Terrain auch gern Streckenverantwortlicher. Im Juli steht die Schlösser-Rallye an, organisiert von einem losen Verbund von Enthusiasten. Im August geht‘s zum Old- und Youngtimer-Treffen nach Rastede (Niedersachsen), in dem Verein ist er mittlerweile Mitglied und organisiert Sonderschauen mit. Und im September zeichnet er für die Hoheitenausfahrt zum Bollenfest in Calbe verantwortlich.

Urlaub? Er winkt ab. Der sei in den vergangenen Jahren gestrichen gewesen. Nicht nur wegen der vielen Hobbys. Die Flut 2013 zeigt noch immer einige Spuren an seinem Haus in der kleinen Elbestadt. Fast alles ist aber neu gemacht, fast, ein bisschen gibt es noch zu tun. Später ...

Momentan dreht sich bei dem 68-Jährigen alles um die Schlösser-Tour. Er hebt einen dicken Ordner hoch. Darin ist das Tourleben sozusagen gebündelt. „Außer EDV und Finanzen bin ich eigentlich für alles zuständig: Strecke, Verträge, Stationen“, sagt Helmut Marx und findet daran sichtlich Gefallen. 54 Autos und zwei Motorräder werden dabei sein. „Nur auf Einladung.“ Die Idee hinter der Tour: „Die Ohre-Classic führt in jedem Jahr woanders hin, auch außerhalb des Salzlandkreises. Wir wollten aber für unsere Region etwas machen. Wir – das sind Kultusstaatssekretär Gunnar Schellenberger, Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch, tja, und ich.“ Gesagt, getan. So kam es zur touristischen Rallye, die nicht nach Zeit gefahren wird, aber mit Aufgaben aufwartet. Sieger ist das Team mit den wenigsten (Minus-)Punkten. Aber warum eigentlich Schlösser-Tour? Weil man mit Oldtimern doch die Hohenheiten, also die Prinzessinnen, zum Bollenfest seit einigen Jahre fahre. Und was passe zu Prinzessinnen? Genau – Schlösser. Die Premiere 2017 hat gleich ordentlich aufgeboten: Schloss Dornburg, Schloss Leitzkau, Rittergut Nutha, Domäne Badetz, Schloss Barby. In diesem Jahr gehts unter anderem zum Schloss Biendorf und Schloss Bernburg.

Helmut Marx – gelernter Schlosser, Lokschlosser, später Hochdruckheizer und bis zur Rente Außendienstler – hatte schon immer ein Faible für alte Technik. Er wollte basteln und tüfteln, zeitlich unabhängig und auf heimischem Areal. So kam er 2002 zu seinem ersten Oldtimer. Geschenkt. Einen Saporosch. Stark reparaturbedürftig. „Der läuft heute noch nicht“, gibt der Barbyer zu. Dazu gesellten sich dann immer ein Trabant und ein Einsatzlöschfahrzeug. „Ich habe immer Fahrzeuge bekommen, an denen ich hätte noch etwas machen müssen. Aber eigentlich wollte ich damit doch nur fahren.“ Aus Möckern hat er sich dann einen Wartburg 1.3 geholt, „mit besserer Ausstattung“. Der fuhr – und zwar ihn zu Heimatfesten wie in Biere und Calbe. „Zwei Jahre später hole ich ihn aus der Garage, da bremst er nicht mehr. Ab in die Werkstatt. Mindestens 1000 Euro hätte ich investieren müssen“, erinnert er sich. Dabei hing sein Herz doch so an dem Auto ...

Wie der Zufall es will, rief ihm just in diesem Moment ein Freund aus Ranies an, der eben solchen Wartburg gut erhalten noch stehen hat und ihn in gute Hände abgeben wollte. „Ein sehr gepflegtes Auto“, weiß er noch vom ersten Eindruck. Und dabei ist es geblieben: „Außer Lenkgetriebe und ein paar Kleinteile habe ich bis heute daran nichts gemacht.“ Sein Wartburg 1.3 ist mittlerweile 29 Jahre alt und fährt und fährt und fährt.

Der Oldtimer fährt Helmut Marx von Rallye zu Rallye. Wenn er diese organisiert, dann mit Leib und Seele. Nächstes Jahr zum letzten Mal, sagt er. „Ab 70 Jahren wollte ich nur noch mitfahren.“

Ob er das wirklich übers Herz bringt? Wenn man ihm beim Erzählen zuhört, ist das schwer vorstellbar. Seit 2003 ist er immerhin bei etwa 120 Oltimertreffen und -rallyes dabei gewesen. Und schon blättert er wieder in seinem Schlösser-Rallye-Ordner. Seine Augen leuchten, wenn er die Teilnehmerliste durchsieht. „Das älteste Fahrzeug wird ein Ford T, Baujahr 1926, aus Dessau sein. Und auch ein Ford A, Baujahr 1930, aus Niederndodeleben ist dabei. Und ein schwarzer Skoda, Baujahr 1937, aus Schönebeck ...“