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Erntedank Das Fest der dicken Kürbisse

Es wurde Erntedank in Zuchau gefeiert. Die Dorfgemeinschaft scharte sich gut gelaunt um den armenischen Erdbackofen.

29.09.2019, 13:59

Zuchau l Es waren so bezeichnende Sätze für die Dorfgemeinschaft, wie die beiden nachfolgenden. „Besser geht‘s nicht: Seht mal, wie Gott den Dorffrieden illuminiert“, bemerkte Pfarrer Ulf Rödiger vergnügt aus theologischer Perspektive, als sich ein freundlicher Regenbogen über das Firmament spannte. Ortsbürgermeister Jörn Weinert hatte kurz zuvor den Philosophen gegeben, als er sagte: „All die, die nach der Wahrheit suchen, haben in Zuchau gute Chancen.“

Freilich wurden derart veritable Schwergewichte zwischen Bierzelt und Schaschlikspieß ausgesprochen. Dem ging die technische Bemerkung der beiden Tonir-Griller (Tonir - armenischer Erdbackofen) Andreas Gläser und Mike Mikoleit voraus: Sie hatten nach einer Reparatur festgestellt, dass der Ofen nur gut funktioniere, wenn man ihn regelmäßig nutzt. Was Weinert zu seinem Lieblingsthema, der Festigung der Dorfgemeinschaft, inspirierte. Wer mehr feiert, versteht sich besser. So sei es schon vor Jahrhunderten gewesen. Gift für das Zusammenleben seien Schneckenhäuser, in die sich die Leute zurück ziehen.

Die dachten gar nicht daran, sondern kamen dankbar zusammen, als Erntedank gefeiert wurde. Das Treiben begann um 14 Uhr in der Kirche, wo Pfarrer Rödiger eine bemerkenswerte Predigt zur Klimadiskussion hielt.

Und nicht nur dass: Der handwerklich begabte Seelsorger hatte seine „Wagen-Bahn“ und sein „Mischerkarussell“ mitgebracht. Letzteres basiert in der Tat auf der Wirkungsweise eines Betonmischers. Nur, das nicht Zement und Kies, sondern Kinder (manchmal auch kecke Erwachsene) im Kreis gedreht werden. Ein kostenloser Spaß, der auf dem Festplatz kein Ende zu nehmen schien.

Ein Fest wie dieses lebt von kreativen Akteuren. Und davon gibt es einige in Zuchau. Bio-Lehrer Martin Giesecke hatte wie in den Jahren zuvor einen Wissenstest vorbereitet. (Er selbst konnte ihn nicht abfragen, weil er krank war.) In 18 Gläsern befanden sich Samen von Kulturpflanzen. Kam der Fernseh-, Computer- und Smartphone geprägte Mensch mit Mais, Erbsen oder Sonnenblumensamen noch ganz gut klar, wurde das Bein schon dick, wenn Buchweizen, Ölrettich oder Hirse bestimmt werden mussten. Eine gute Idee, wie die Besucherresonanz bewies.

Vor zwei Jahren galt es zwei Dutzend Zweige und Früchte von Bäumen zu bestimmen. Hellsichtigerweise hatte man ein kleines Festzelt aufgebaut. Denn ein paar Regentropfen blieben nicht aus. Für die musikalische Umrahmung sorgte darin der Zuchauer Gitarrist Friedrich Becker. Der konnte es sich nicht verkneifen, passend zum nahen Dorfteich und dem rauchenden Tonir „Smoke On The Water“ (Rauch über dem Wasser ) von Deep Purple anzuspielen ...