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Fachwerk Breitenhagener Turm wird saniert

Am Christophorus-Kirchturm auf dem Breitenhagener Friedhof wird wieder gebaut.

Von Thomas Linßner 08.03.2020, 07:00

Breitenhagen l Ja, das Wasser stand nach dem 2013er Deichbruch 60 Zentimeter hoch im Inneren des Gotteshauses. Diese Schäden sind behoben. Gottsei- und der Fördermittelgeber Dank.

Doch seit Längerem schwelt ein weiteres Bau-Problem: Der Kirchturm aus dem 17. Jahrhundert hat Sanierungsbedarf. Und zwar erheblichen.

Denn die Wetterunbilden, besonders die aus West- und Wetterrichtung, zerren an dem Gebäude. „Wenn man den Turm aus der Ferne betrachtet, sieht er noch richtig gut aus“, sagt der zuständige Pfarrer Ulf Rödiger. Doch aus der Nähe - und die opulente Rüstung steht ja nicht umsonst da - offenbaren sich die Schäden. Das Regenwasser läuft von den Balken auf die gelochten Porotonsteine und hebelt deren Halt aus.

Wie die Baufachleute vor Ort sagen, hatte man Anfang der 1990er Jahre einige Baufehler gemacht, die sich nun rächen. Die Steine wurden falsch eingemauert; es fehlen sogenannte Dreiecksleisten in den Gefachen, die die Ausmauerung halten. Auch wurde zur Abdichtung Silikon eingesetzt, das an denkmalsgeschützen Gebäuden ohnehin nicht der Weisheit letzter Schluss ist und das sich mittlerweile „aufgelöst“ hat.

Damals wurde der Turm in einer Vergabe-ABM saniert. „Wir wollen die damalige Sanierung aber nicht zu sehr verurteilen“, beschwichtigt Ulf Rödiger heutiges Kopfschütteln. Kurz nach der Wende habe man Arbeiten wie diese nach den damaligen Möglichkeiten realisiert.

Der schöne Fachwerk-Turm muss nun aufwändig und vor allem nachhaltig fit für die Zukunft gemacht werden. Dazu müssen die Bauleute einer Quedlinburger Fachfirma sämtliche Gefache entfernen. (Ein Gefach ist Teil der Wand eines Fachwerkhauses und bezeichnet den Raum zwischen den Holzbalken.)

Täglich hört man ein sonderbares Rauschen auf dem sonst so stillen Kirchhof, wenn Steinbruch und Mörtel per Bauschuttrutsche auf einem Hänger landen. Doch es sind nicht nur die Mauersteine, die ersetzt werden müssen. Trotz massiver Eichenbalken - man geht davon aus, dass sie vor rund 350 Jahren in den Elbauen geschlagen wurden - ist deren Stabilität gefährdet. Ulf Rödiger fotografierte so einige Schwachstellen, wo das einst knallharte Holz an den Übergängen morsch ist.

„Da werden die Zimmerleute reichlich zu tun haben, um einige Stücke auszutauschen“, meint der Pfarrer, der für die Gotteshäuser im südlichen Elbe-Saale-Winkel zuständig ist.

Die Kosten in Höhe von (voraussichtlich) 140.000 Euro müssen aus verschiedenen Töpfen zusammen gebracht werden: Lotto, Amt für Flurneuordnung, Kirchenkreis und Eigenmittel der Gemeinde.

Die Konstruktion Fachwerk mit ausgemauerten Gefachen sieht zwar schön aus, ist baufachlich aber heikel. Zumindest auf Wetterseiten, an denen Regen und Sturm erbarmungslos nagen. Deswegen wird nach einer Alternativlösung gesucht. Wie Rödiger erzählt, wird das Thema am kommenden Donnerstag mit der Denkmalpflege besprochen. „Wir überlegen, ob zumindest an der Wetterseite eine komplette Holzverkleidung angebracht wird“, sagt er. Das mindere zwar ein wenig die Ästhetik, schütze aber die Westseite des Kirchturms deutlich.

Dass die Kirche in den 1980er Jahren infolge erheblicher Bauschäden nicht „planmäßig aufgegeben“ wurde, ist den Vertretern des damaligen Gemeindekirchenrates zu danken, die sich dagegen wehrten. Es war die Zeit, als es immer weniger Baustoffe gab. „Hoffnungslose“ Objekte sollten „planmäßig“ verfallen.

Nach der Turmsanierung begann in den 1990er Jahren eine umfangreiche Reparatur des Gotteshauses, bei der Anfang der 2000er Jahre ein Häuflein Breitenhagener tatkräftig mit anpackte.