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Fahrschulen Nicht mal Praxisausbildung erlaubt

Unterricht und Fahrpraxis fallen wegen der Corona-Pandemie aus, ärgert sich Fahrlehrer Gerhard Denkert aus Calbe.

Von Thomas Höfs 23.04.2020, 01:01

Calbe l „Zum Glück bin ich schon Rentner“, sagt Gerhard Denkert. Der Fahrlehrer in der Saalestadt musste den Fahrschulbetrieb vor Wochen einstellen. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen der Wirtschaft hatten eine Zwangsschließung zur Folge. Allerdings wachsen bei Gerhard Denkert Zweifel am Sinn der angeordneten Einschränkungen. Vor allem, wenn er an den Fahrschulbetrieb denkt. Warum er beispielsweise nicht mit der praktischen Ausbildung bei den Motorrad- und Mopedschülern fortfahren könne, wolle ihm nicht recht einleuchten, sagt er am Telefon. „Da sitzt der Schüler auf seinem Zweirad und der Fahrlehrer fährt im Auto hinterher. Mehr Sicherheitsabstand geht wohl nicht“, erklärt er. Ebenso könnte der Theorieunterricht mit ausreichend Abstand fortgesetzt werden.

In den Fahrschulen sitzen längst nicht so viele Schüler wie in den Grund- und Sekundarschulen oder Gymnasien in einem Raum, erklärt er.

Vor allem aber warten die Fahrschüler darauf, dass es weitergeht, hat er jede Woche des Stillstandes Anrufe und Nachfragen. Die jungen Leute seien ungeduldig und wollten mit ihren Zweirädern fahren. Das könne er nachvollziehen.

Doch der Stillstand treffe die ganze Branche. Auch die Prüfungsorganisationen haben ihren Betrieb eingestellt. Aktuell gibt es keinerlei Möglichkeit, die theoretische Prüfung abzulegen, erzählt er.

Allein in seiner Fahrschule warten aktuell mehr als 20 Fahrschüler darauf, dass die Ausbildung wieder anläuft. Und wöchentlich werden es mehr. Wie in anderen Bereichen auch, könne er sich vorstellen, dass die Fahrschulen schrittweise wieder zur Normalität zurückkehren, sagt er. So könnte die praktische Ausbildung bei den Schülern, die einen Führerschein für ein Zweirad erwerben wollen, wieder aufgenommen werden. Die Distanz zwischen Schüler und Fahrlehrer sei hier gewahrt. Auch bei den theoretischen Prüfungen müsse es nach einem wochenlangen Zwangsstopp nun wieder losgehen. Die Prüforganisationen könnten die Zahl der zugelassenen Prüflinge ja verkleinern, um die Abstände einzuhalten.

Nicht wenige Fahrschüler werden in absehbarer Zeit ebenso auf den eigenen Führerschein angewiesen sein, vermutet er. Wie sich hier die Zwangspause auswirken wird, bleibt noch offen. Auch nach der in dieser Woche veröffentlichten aktuellen Liste der öffentlichen und unternehmerischen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bleiben die Fahrschulen geschlossen. Lediglich moderne Formen der Kommunikation kann die Fahrschule nach den aktuell geltenden Regelungen nutzen und beispielsweise einen Unterricht per Video anbieten. Dennoch bleibt die praktische Ausbildung untersagt.

Betroffen von den Einschränkungen sei auch sein Sohn, schildert er, der die Fahrschule übernehmen soll. Eine Prüfung fehle ihm aktuell noch, um den kleinen Betreib zu übernehmen. Doch die Prüfung sei ebenso ausgesetzt. Es bleibe abzuwarten, wie lange die Fahrschulen die Zwangsschließung aushalten, meint er. Bislang geht den Schulen jeden Tag Geld verloren. Doch das müsste nicht sein, wirbt er für eine Lockerung bei der praktischen Ausbildung.