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Feuerwehr Kritik an Umbauplänen in Schönebeck

Eine Bürgerinitiative kritisiert den geplanten Umbau der Feuerwehr in Bad Salzelmen. Das Gebäude sei überdimensioniert.

Von Ulrich Meinhard 23.05.2018, 06:16

Schönebeck l Es ist ein langer Prozess, eine schwere Geburt gewesen. Bis der Neu- beziehungsweise der Anbau für die Stadtteilfeuerwehr Salzelmen finanziell in trockenen Tüchern war, verging mehr als ein Jahrzehnt. Die Kameraden waren über den zähen Prozess und Vertröstungen schon recht ungehalten. Jetzt endlich ist der Bau in die Reihe gebracht - und nun regt sich Kritik aus der Bürgerschaft.

Viel zu groß sei die Erweiterung, die da entstehen soll, kritisiert Jens-Karsten Paschke. Er hat gemeinsam mit anderen Personen aus Bad Salzelmen eine Bürgerinitiative (BI) ins Leben gerufen, „Pro Salzelmen“ ist sie benannt. Aber ist es nicht „pro Salzelmen“, wenn die Stadtteilwehr endlich optimal arbeiten kann?

Nein, es gehe nicht gegen die Feuerwehr als solche. „Wir haben die höchste Achtung vor den Leistungen der Kameraden“, versichert Paschke. Es gehe gegen den architektonischen Eingriff in die Struktur des Kurortes, stellt Paschke klar. Er spricht angesichts der Planungsunterlagen von einem „riesigen Klopper“. Der Anwohner hat sich im Stadtplanungsamt die Projektierungen eines Magdeburger Büros angesehen und nennt folgende Maße: 29 Meter Breite, 17 Meter Tiefe, 7,50 Meter Höhe. Vier Großgaragen sollen in diesem Bau neben Funktionsräumen Platz finden. „Das historische Stadtbild von Bad Salzelmen würde erheblich geschädigt. Es würde eine Trennung von Kurbereich auf der einen und Innenstadtbereich auf der anderen Seite erfolgen“, bemängelt Paschke. Der Unternehmensberater hat am Computer einen Ausdruck erstellt, auf dem ein schwarzer Block die Dimension des Anbaus aufzeigt. Das Schwarz dominiert das Bild. Der Durchgang zwischen Dr.-Tolberg-Straße und Dammstraße müsste dann ebenso weichen wie ein Teil der Parkplätze im genannten Bereich.

Mehr noch, Paschke moniert, dass in Richtung Tolberg-Straße ein Gefälle von zehn Prozent zwischen den Ausfahrten der Garagen und der Straße bestehe - was, so winkt er ab, freilich ein Problem der Planer sei. Außerdem würde mit dem Feuerwehrbau eine weitere Verdichtung des Erdbodens und zudem ein schwer zu kalkulierender Eingriff in den von salzigen Wasserquellen durchsetzten Lehmboden des Untergrundes einher gehen.

Jens-Karsten Paschke argwöhnt auch, dass eine erhebliche Lärmbelästigung von der geplanten Absauganlage im Inneren des Feuerwehrdepots ausgehen wird - vor allem nachts.

Allerdings ist unausweichlich nötig, dass die Feuerwehr Salzelmen ein heutigen Anforderungen entsprechendes Gerätehaus bekommt, das großzügiger geschnitten ist als das alte. Das ist schon allein auf Grund der Sicherheit der freiwilligen Helfer unabdingbar. Ja, bestätigt Paschke, gerne. Aber dann eben an einem anderen Standort. „Zum Beispiel in der Boeltzigstraße, wie es bereits einmal vorgesehen war. Und wenn es hier auch Bürgerproteste geben sollte, dann in der Calbeschen Straße unweit von Kaufland.“ Da sei genügend Platz, und das Depot würde niemanden stören.

Seit 25. April sammelt die Bürgerinitiative nun Unterschriften gegen den Feuerwehrbau an der Tolberg-Straße. Knapp 400 Menschen haben bislang unterschrieben, kommen 900 Unterschriften zusammen, müsste sich der Schönebecker Stadtrat laut Kommunalverfassungsgesetz Sachsen-Anhalt noch einmal offiziell mit der Thematik befassen.

Jedoch ist die Problematik bereits jetzt Thema in den Fraktionen. Die Stadträte nämlich, meint Paschke, hätten selbst nicht gewusst, wie groß der Anbau tatsächlich werden soll. CDU-Fraktionschef Torsten Pillat kann das so aber nicht bestätigen. „Mag sein, dass von der Verwaltung nicht explizit darauf hingewiesen worden ist, was aber nicht die Aufgabe der Verwaltung ist. Aus den Unterlagen geht klar hervor, was geplant ist. Wer es richtig gelesen hat, hat es verstanden“, sagt Pillat. Wie sich die Fraktion positioniert, ist noch offen.

Am Dienstag haben die Christdemokraten noch einmal zum Thema diskutiert. Pillat sagte der BI zu, innerhalb von vier Wochen eindeutig Stellung zu beziehen.

Ebenfalls gestern Abend hat die Fraktion Die Linke das Problem auf die Tagesordnung gehoben. Fraktionschefin Sabine Dirlich zeigte sich gegenüber der Volksstimme verblüfft über die Kritik der BI. Sie hätte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit. „Vorher stand da eine große Schule“, gibt sie zu bedenken, dass der Bereich bis zum Abriss der Sekundarschule „Bruno-H.-Bürgel“ bebaut gewesen ist.

Und wenn jetzt ein anderer Standort gesucht und gefunden werde, würde sich dann nicht die nächste Bürgerinitiative gründen, fragt sie? „Ein solcher Feuerwehrbau könnte auch in der Boeltzigstraße als störend empfunden werden“, mutmaßt die Stadträtin. Einmal angenommen, der Stadtrat würde tatsächlich erneut auf Standortsuche gehen und sogar fündig werden: „Dann dauert das Verfahren mindestens weitere fünf Jahre“, zeigt sich Sabine Dirlich skeptisch, einen solchen Weg zu gehen.

Jens-Karsten Paschke sieht eine großen Teil der Bürger von Bad Salzelmen auf der Seite der BI. Überall, wohin er komme, werde ihm gegenüber Zustimmung für das Anliegen der Bürgerinitiative geäußert. „Salzelmen“, sagt Paschke, „bebt.“