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Feuerwehrversammlung Putzfrau und Löschtrupp - jeder macht seins

Volles Haus bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Barby.

Von Thomas Linßner 27.02.2018, 06:00

Barby l „Ich möchte mich für ihren Einsatz herzlich bedanken. Sie haben so viel Bereitschaft zum Helfen gezeigt, dass man es zu wenig würdigt.“ Diese beiden Sätze stammten nicht - wie sonst üblich - von Politikern, sondern von einer Barbyer Bürgerin. Mit diesem Zitat und der Bemerkung, dass solche lobenden Worte selten seien, leitete Ortswehrleiter Nico Drobek die Jahreshauptversammlung ein.

In seinem Jahresrückblick wurde deutlich, wie viele Einsätze aus unterschiedlichen Gründen vermeidbar gewesen wären. Auch kostenpflichtige waren nicht selten.

So zum Beispiel jener in Grube Alfred, wo ein Pkw Öl verloren hatte. Mit Bindemittel konnte die Gefahr schnell gebannt werden. Das Ordnungsamt beauftragte anschließend eine Kehrmaschine, deren Kosten dem Verursacher in Rechnung gestellt wurden. „Am 7. März hatte die Brandmeldeanlage der Spiel- und Sporthalle mal wieder Sehnsucht nach uns und einen Fehlalarm ausgelöst“, berichtete Nico Drobek. Genau einen Monat später wurden die Barbyer wieder dorthin gerufen. Kurz vor 6 Uhr trafen die Kameraden im Flur eine Putzfrau, die sich durch den Alarm überhaupt nicht stören ließ. „Es war schon eine lustige Szene, als so früh am Morgen Feuerwehrkameraden mit Pressluftatmern auf dem Rücken und eine Putzfrau aufeinander trafen und jeder seiner Arbeit nachging“, lächelte der Ortswehrleiter. Auch hier wurden dem Ordnungsamt die Daten zur Erstellung einer Rechnung übergeben.

Nicht minder kurios war, als die Wehr am Abend des Karfreitags zu einem Kleinbrand nach Monplaisir gerufen wurde. „Wir konnten aber nichts feststellen. Vielleicht meinte der Anrufer ja das brennende Osterfeuer in Pömmelte oder die Gasfackel von Cargill“, mutmaßte Drobek.

Ein weiterer Hilferuf schickte die Kameraden um 1.06 Uhr nach Barby-Zeitz. Nach einer Herrentagsgrillparty hatte es Streit unter den Gästen gegeben, die sich mit Motorenöl (!) bekippten. „Da die Bewohner ihr Trinkwasser aus einem Brunnen holen, der sich in unmittelbarer Nähe der Ölpfütze befand, wollte der Hausbesitzer unbedingt, dass die Feuerwehr kommt“, so der Wehrleiter lakonisch. Ein paar Wochen später brannte in diesem Haus die Küche.

In diesem Stil ging es weiter. „Im Juli hatte sich ein Trunkenbold am Colphus überschätzt und mehr getrunken, als er vertragen konnte. Die beiden Mitarbeiter vom Rettungsdienst baten uns um Unterstützung, da seine anderen Trinkkumpane auch nicht mehr in der Lage waren und zupacken konnten“, hieß es weiter in dem Bericht.

Eine nicht minder aberwitzige Geschichte erlebten die Feuerwehrleute bei Monplaisir, wo ein Haufen mit Polstermöbeln brannte. Es würde sich um Sperrmüll handeln, gab der Bewohner an, den Kinder angesteckt hätten. Allerdings lag die öffentliche Straße in 150 Meter Entfernung und das Gelände ist eingezäunt. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass da um kurz vor 21 Uhr im Dunkeln Kinder zündeln“, bemerkte Nico Drobek.

Nicht minder unerfreulich war ein Einsatz, der die Wehr nach einem Starkregen auf ein überflutetes Grundstück in der Breite führte. Wegen nicht gesäuberter Abflüsse auf dem Hof konnte das Regenwasser nicht ablaufen. „Es lag kein Notfall vor und die Feuerwehr ist kein Kanalreiniger auf Privatgrundstücken“, stellte Drobek klar.

Aber auch noch etwas Überflüssiges gab es: Im Juni zeigte die Alarmmeldung einen „Sturmschaden“ auf der Landstraße nach Calbe an. Vorort waren es drei dünne Pappel-äste, die ein Kamerad beiseite legen musste. „Für solch einen Unsinn rückten aber 17 Einsatzkräfte aus. Warum konnte das der Anrufer nicht selbst erledigen? Es ist aber bequemer im Auto zu sitzen und einen Notruf abzusetzen, als einmal auszusteigen und die Äste zur Seite zu legen“, grollte der Wehrleiter.

Die Barbyer Wehr hatte 2017 genau 41 Einsätze und somit 14 mehr als im Jahr 2016. „16 Einsätze ereigneten sich montags bis freitags zwischen 6 und 18 Uhr, also zur Hauptarbeitszeit“, erklärte Drobek nicht ohne Grund. Denn dieser Zeitabschnitt ist bei vielen Wehren prekär, weil die Kameraden oft weit entfernt arbeiten.

Die Ortsfeuerwehr Barby mit ihren 89 Mitgliedern besteht aus 28 Einsatzkräften, 16 Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr, 18 Mädchen und Jungen der Kinderfeuerwehr, 18 Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung sowie neun passiven Mitgliedern.

„Sehr erfreulich ist, dass wir Mareike Petsch als neues Mitglied begrüßen können. Im Sommer hatte sie bereits erfolgreich den Lehrgang Truppmann Teil 1 absolviert“, lobte Drobek.