Försterfriedhof Auf offiziellen Wegen

Der Försterfriedhof liegt mitten im Biosphärenreservat bei Lödderitz. Er darf auf ausgewiesenen Wegen weiterhin betreten werden.

Von Thomas Linßner 15.01.2020, 10:09

Lödderitz l Darf ich jetzt noch zum Försterfriedhof bei Lödderitz spazieren oder nicht? Das historische Naturareal liegt seit der Deichrückverlegung in der Kernzone, die für jegliches unbefugte Betreten tabu ist.

Ja, man darf! Im Vorfeld gab es gelinde gesagt zu Fragen wie dieser einige Irritationen. Besonders die Bewohner der betroffenen Bereiche in Breitenhagen und Lödderitz waren verunsichert. Deswegen startete das Landesverwaltungsamt bereits im vergangenen Frühjahr eine Öffentlichkeitskampagne, in der den Bürgern Veränderungen erklärt wurden.

Der Forst Lödderitz ist Bestandteil der Verordnung zum Naturschutzgebiet und größtenteils Kernzone. Der Försterfriedhof ist davon allerdings wegen der Begehung und der touristischen Erschließung ausgenommen.

Die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe hat bei ihren Veranstaltungstipps auch geführte Wanderungen zum Försterfriedhof mit im Programm. Doch im vergangenen Jahr wurde so ein angekündigter Spaziergang mit dem Ranger abgesagt. Es folgte der Hinweis, dass die Tour nachgeholt werden sollte. Doch nichts geschah. Laut einem Leserhinweis soll das bereits zum zweiten Mal nach diesem Muster geschehen sein.

Steckt da eine Methode dahinter, fragen sich Menschen im südlichen Elbe-Saale-Winkel? Will man den legendären Burghügel sukzessive dem Vergessen preis geben?

Susanne Reinhardt, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe zuständig ist, räumt ein: „Im April letzten Jahres haben wir in der Tat eine Führung in den Lödderitzer Forst absagen müssen, wegen Erkrankung des Rangers, und diese dann aus Termingründen auch nicht nachgeholt.“ Der Ranger sei für längere Zeit krank gewesen, sodass der Exkurs sich zeitlich im schon gut ausgefüllten 40-Jahre-Biosphärenreservat Mittelelbe-Jahr nicht mehr unterbringen ließ.

Bei dieser Gelegenheit erklärt Susanne Reinhardt die offiziellen Wege, auf denen man heute zur Burg Schmiedeberg, wie der Försterfriedhof auch heißt, gelangt.

Im Kernzonenbereich des Naturschutzgebietes „Mittelelbe zwischen Mulde und Saale“ gibt es freigestellte Wege. „Ich weise zudem darauf hin, dass im Naturschutzgebiet, und somit auch in den Kernzonen, generell keine Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen ohne Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde durchgeführt werden dürfen“, so Reinhardt. Am 16. April 2020 ist wieder eine Führung geplant, die am Museumsschiff „Marie Gerda“ beginnt und den Försterfriedhof zum Ziel hat.

Knapp drei Kilometer von Lödderitz entfernt liegt die Burg Schmiedeberg. Sie besteht aus einem Hügel, der über zwei Meter aus der Elbauenlandschaft ragt und einen Durchmesser von 38 Metern hat. Ein bis zu 13 Meter breiter Graben umgibt die Anlage. Er hatte ursprünglich einen Zu- und Abflussgraben zum nahen Schmiedesee, der ein Nebenarm der Elbe war.

Wie die Broschüre „Kultur- und Naturdenkmale des Kreises Schönebeck“ von 1966 mitteilt, kann die Besiedlung der Burg im Mittelalter anhand gefundener slawischer und deutscher Scherben nachgewiesen werden.

Weil Lödderitz weder eine Kirche noch einen Friedhof hatte, wurden dessen Bürger in Aken bestattet. 1810 beantragte der Oberförster Olberg für die Gemeinde einen eigenen Kirchhof. Man entsann sich des alten Burgwalls, der weit und breit im hochwassersicheren Gebiet lag. Offenbar mahlten die Mühlen der Bürokratie auch damals nicht allzu schnell. Erst 1820 wurde der Friedhof mit der Leiche des Holzhauers Friedrich Lüdecke eingeweiht. Es folgte Förster Ferdinand Nobiling.

Auch der Berliner Landschaftsmaler Ernst Zehle ist dort bestattet. Er war jahrelang nach Lödderitz gekommen, um zu malen. Zahlreiche Bilder erinnern daran. Er und seine Ehefrau ließen sich auf Wunsch ebenda 1940 beziehungsweise 1933 bestatten. Ihre Urnen befinden sich an unbekannter Stelle. Erst 1995 stellte man einen Gedenkstein auf.

1953 wurde der Friedhof von Jugendlichen verwüstet, viele Grabsteine zerschlagen und verschleppt. Spuren dieser barbarischen Aktion erkennt man noch heute an gebrochenen und wieder zusammen gesetzten Grabtafeln.