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Englischer Journalist spendet aus Verkauf von Friedensfahrtplakaten dem Kleinmühlinger Museum 600 Euro "Friedensfahrt war eine einzigartige Veranstaltung"

Von Andreas Pinkert 11.01.2013, 02:23

Herbie Sykes widmet sich mit der Geschichte des internationalen Radsports einem journalistischem Randgebiet. Zur Recherche entdeckte der im italienischen Turin lebende Engländer das Friedensfahrtmuseum, das er jetzt mit einer Spende unterstützt.

Kleinmühlingen l "I take my own tea" ("Ich nehme meinen eigenen Tee"), antwortet Herbie Sykes freundlich auf die Frage, welches Getränk er alternativ zu Kaffee und selbst gebackenem Kuchen haben wolle. Schnell geht der 45-Jährige daraufhin zu seinem Auto und kommt mit einem kleinen Beutel Schwarzen Tee zurück ins Friedensfahrtmuseum. Er sei nun einmal gebürtiger Brite. Und beim Tee gebe es nun wirklich keinerlei Kompromisse. Doch schnell wird klar, dass der Journalist und Buchautor in einem anderen Bereich ganz auf einer Wellenlänge mit Museumschef Horst Schäfer ist: Der Internationalen Friedensfahrt.

"Es war eine einzigartige Veranstaltung vieler Nationen und weitaus größer als die Tour de France", schwärmt Herbie Sykes, der mit seiner Arbeit die Erinnerung an die großartige Geschichte dieses Radrennens lebendig halten will. Damit beackere er aus der Sicht westeuropäischer Radsportfreude wahres Neuland. Sehr wenig sei dort über die Friedensfahrt hinter dem einstigen "Eisernen Vorhang" bekannt. Mehr als 20 ehemalige Friedensfahrer hat Herbie Sykes für ein englischsprachiges Radsport-Hochglanzmagazin interviewt.

"Damals fuhren die Teams nicht im Namen großer Konzerne, sondern für eine gemeinsame länderübergreifende Idee", sagt Herbie Sykes. Paradox sei es allerdings schon gewesen, dass Radrennfahrer aus dem Westen zur Friedensfahrt in den Osten eingeladen waren, doch Ost-Radsportler nicht ins kapitalistische Ausland durften. Über den Friedensfahrer Dieter Wiedemann, der 1964 ein Rennen in der Bundesrepublik nutzte, um aus der DDR zu fliehen, sammelt Herbie Sykes akribisch Informationen. "In ungefähr zwei Jahren soll mein Buch über ihn erscheinen", sagt der Journalist. Im Friedensfahrtmuseum findet er bei der Recherche tatkräftige Unterstützung.

Besonders angetan haben es dem Wahl-Italiener die großen Plakate, die jährlich in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei für den "Course de la paix" warben. "Das sind hochwertige Kunstwerke mit einem ganz besonderen Charme", sagt Herbie Sykes. Ihm gefallen vor allem die Arbeiten der polnischen Künstler, die mit geometrischen Formen eine eigene Bilddynamik entwickelten. Das Radsportmagazin, für das er schreibt, verkauft einige Nachdrucke dieser Poster an Liebhaber. Der Preis liegt bei 85 Pfund. An den Erlösen möchte Herbie Sykes auch das Friedensfahrtmuseum teilhaben lassen. "Für unsere gemeinsame Idee", sagt er und überreicht mit einem Schulterklopfen kurzerhand 600 Euro. "Wir freuen uns sehr darüber", sagt Kassenwart Heinz Schultz, während Horst Schäfer noch überrascht nach Worten ringt. "Wir planen in diesem Jahr die Anschaffung von Audio-Guides in verschiedenen Sprachen, mit denen sich Besucher aus anderen Ländern bei uns informieren können", sagt Heinz Schultz. Auch die Internetseite müsse dringend eine englischsprachige Version erhalten. "Auf jeden Fall", stimmt Herbie Sykes dem Schritt zur Internationalisierung zu.